Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
ungeheuerlich.«
»Du mißverstehst mich…«
»Wer sollte die Stücke denn geschrieben haben, wenn nicht Speke?«
Einen Augenblick lang war sie still. So viel Wahrheit auf einmal versetzte sie in Erstaunen. Ihre Bekenntnisse müßten doch die Farbe des Lichts verändern oder die der Wände, aber der Morgen graute kontinuierlich immer weiter.
»Wer also hat sie geschrieben?« Er streckte die Hand aus und berührte ihren Arm. »Sarah, wer war der Autor?«
»Ich kam immer mehr zu der Überzeugung, er müsse in der Vergangenheit einen Ghostwrighter gehabt haben.« Da war es: das Wort, das sie so lange für sich behalten hatte. »Aber ich wußte nicht, wer das gewesen sein könnte.« Sie wartete einen Augenblick, bis sie sicher sein konnte, daß er anfing, ihr zu glauben. »Aber ich habe Berichte, die fünfzehn Jahre zurückreichen, und ein Name, der erst kürzlich wieder fiel, machte mich stutzig.«
Sie zögerte, ihn auch nur einen Moment lang zu verlassen.
Als sie ihr Schlafzimmer erreichte, war es dunkel und still. Das Bett bot einen aufgeräumten, unbenutzten Anblick. Es war nicht Zeuge irgendeiner Leidenschaft gewesen. Sie zog eine Schublade auf und legte das Blatt Papier, jene neueste Bemühung Spekes, zurück in die Dunkelheit.
Dann eilte sie wieder in Bells Gesellschaft wie ein Kind, das Angst vor der Dunkelheit hat.
Jetzt nur keinen Rückzieher machen, sagte sie sich selbst.
Mach weiter. »Es ist jemand hier. Auf dem Anwesen – ganz im verborgenen.«
Er war durch und durch Nachrichtenjäger, ein Mann, der eine Neuigkeit förmlich in sich aufsaugte. »Du meinst, hier versteckt sich jemand auf dem Grundstück?«
Sie konnte nicht einmal nicken. Ihre Stimme klang rauh. »Ich denke, ja. Ich bin nicht sicher – aber ich meine, er sei immer noch hier.«
Bell lehnte sich vor, und seine Augen suchten die ihren. Er sah geschockt drein, fasziniert.
»Es gibt einen Namen aus Hams Vergangenheit, aber ich hatte ihn total vergessen. Ich habe an diesen Mann nie als an etwas anderes gedacht denn als eine Gestalt aus ein paar wilden Erzählungen aus Hams frühen Tagen. Dieser Mann –
Timothy Asquith.« Sie unterbrach sich, als beschwöre dieser Name das Böse selbst herauf. »Dieser Mann hat angerufen, und Ham war einverstanden, sich am Morgen mit ihm zu treffen, kurz bevor du hier eingetroffen bist. Asquith ist auch angekommen, aber er ist nie weggefahren.«
Sein Gesichtsausdruck sagte: Bist du sicher?
»Er kam auf einem Motorrad«, fuhr sie fort, »aber er ist nicht darauf weggefahren. Ich habe danach gesucht, aber nirgends etwas davon gesehen. Es war rot, wie ein glänzender Lippenstift, und leicht zu erkennen. Es ist gut versteckt. Ich glaube, es wurde beerdigt.«
»Beerdigt?«
»Ich sah Ham im Wald, wie er letzte Hand an etwas anlegte, das wie ein Grab aussah. Ja, so muß man es wohl nennen. Ein Grab für ein Motorrad.«
Bell schüttelte, verwundert oder ungläubig, den Kopf.
»Für mich ergibt das alles Sinn: Speke braucht wieder einmal seinen Ghostwrighter, aber er muß ihn geheimhalten, weil er so stolz ist. Und außerdem hat er einen Ruf zu verteidigen.
Asquith ist noch immer hier, irgendwo auf dem Grundstück.«
Bell starrte in seine Kaffeetasse und blickte ihr dann in die Augen. »Ist das möglich? Kann sich hier wirklich jemand verstecken, vielleicht im Wald?«
»Speke ist leer. Er hat keine Ideen mehr. Er ist verzweifelt.«
Bell schüttelte den Kopf. »Er würde doch Asquith nicht gegen dessen Willen…«
»Das meine ich auch nicht.«
Bell ließ ein Seufzen hören, einen Laut männlicher Unsicherheit.
»Du glaubst mir nicht«, sagte Sarah, als sie wieder einen Ton hervorbringen konnte. Ihre Hoffnung wurde zu einem Rauchkringel.
»Das Problem ist viel ernster.« Er legte seine Hand über ihre.
»Ich beginne – und ich beginne erst – zu glauben, daß du recht haben könntest.«
Sie lehnte sich vor, als fürchtete sie, er könne sie nicht verstehen. »Ich glaube, Asquith ist da draußen.«
Er biß sich auf die Lippen, um die Frage nicht zu stellen, die er nicht über die Lippen zu bringen wußte.
»Versteckt. Asquith ist irgendwo in den Wäldern da draußen«, sagte sie, »und er beobachtet uns. Und irgendwie hat er Macht über Ham, eine gefährliche Macht.«
»Vielleicht ist er zurückgekommen, um die alte Partnerschaft Wiederaufleben zu lassen.«
»Ich glaube nicht, daß seine Anwesenheit hier einen so unschuldigen Grund hat.«
»Ich brauche etwas wie einen Beweis.« Er
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