Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
bester Ordnung befindlich erweisen. Er verfügte noch immer über die angeborene Intelligenz. Er würde nicht zulassen, daß schiere Furcht aus ihm ein feiges Tier machen würde. Er hatte seinen Stolz. Mach dir keine Sorgen. Alles wird gut werden.
»Ich kenne dich, Asquith«, zischte er.
Kein Laut antwortete ihm. Natürlich nicht. Was hatte er anderes erwartet? Ein Echo etwa? Du wirst beobachtet. Handle besonnen. Er schloß das Fenster, löschte das Licht und sagte sich, jetzt müsse er sich Zeit nehmen. Er atmete tief durch, als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel und er dem Weg zum Hügel hinauf folgte.
Es war wirklich keine große Aktion. Er war innerlich ganz ruhig. Es war eine sonderbare, angespannte Art der Ruhe.
Warum nur verging die Nacht so langsam? Die Sterne waren noch lebendig, die Finsternis undurchdringlich, abgesehen von dem Bergkamm, der sich im Osten bereits grau zu färben begonnen hatte. Ein Grau wie von Spülwasser, das Grau des Granits.
Er würde seinen Verstand gebrauchen. Speke lachte. Es war ein rauhes Grunzen, ein Klang, wie ihn auch sein Garagentor machte. Die Dunkelheit hatte die abgestandene Hitze des vergangenen Tages bewahrt. Hamilton fummelte in der Garage auf der Suche nach einem Lichtschalter herum und fand nur Spinnweben.
Er umfaßte den vertrauten Stiel, wandte sich um und trat wieder hinaus in die vertraute Dunkelheit. Der Spaten in seiner Hand war wie ein alter Freund. Guter, alter Spaten, dachte Speke, meine bevorzugte Waffe.
Er verstand, warum Beowolfs Mannen ihren Schwertern Namen gegeben hatten. Es war richtig: Man konnte mit dem Stahl reden, der einem das Leben rettete. Man konnte mit ihm reden, wie ein Autofahrer mit seinem schnellen Wagen sprach, dem er auch ein Eigenleben zugestand.
Wir haben eine Arbeit zu erledigen, hauchte er.
Noch war es zu dunkel. Er brauchte Tageslicht. Er wollte den Spaten in seiner Hand unter dem Sonnenlicht spüren, und was er mehr als alles andere wollte, war die Wahrheit. Und er wußte genau, wie sie zu finden war.
Er würde das Grab öffnen, um zu sehen, was unter diesen Steinen lag, falls dort überhaupt etwas zu finden war.
20
Bell und Sarah erlebten das Morgengrauen gemeinsam. Von Zeit zu Zeit stellte Christopher eine Frage zu dem Verhältnis Spekes zu diesem Schauspieler oder jenem Regisseur, aber immer wieder kehrte er zu einem Thema zurück, das ihn mehr und mehr verwirrte: Warum nur hatte Speke so wenig Sinn für Sicherheitsmaßnahmen? »In diesen Tagen berühmt zu sein«, sagte Bell, »heißt, ein potentielles Mordopfer zu sein.«
Sarah genoß es, auf seine Fragen zu antworten, aber noch mehr genoß sie das innerliche Schweigen, das sich immer einstellt, wenn man sich zu etwas bekannt hat. Bell genoß andererseits ein ganz anderes Gefühl.
Er befand sich insgeheim in einer wahren Ekstase. Das hier schien sich zu einer höchst anregenden Story zu entwickeln, dachte er. Ein Skandal – er würde Hamilton Speke total bloßstellen können.
Er nippte von seinem langsam kalt werdenden Kaffee und bemühte sich, Sarah seine Zufriedenheit nicht spüren zu lassen.
Er versuchte, gequält dreinzuschauen, besorgt. Er stellte Fragen: Welche Kräuter zog sich Clara eigentlich in ihrem Gärtchen? Hatte es unter den hier wild lebenden Tieren schon einmal einen Fall von Tollwut gegeben? Und die ganze Zeit sehnte er sich danach, seinen Verleger anrufen zu können, um ihm die erstaunlichste Biographie anzukündigen, die je über eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte verfaßt worden war.
Falls dies alles der Wahrheit entsprach. Das war der springende Punkt. Das war der Punkt, an dem ihm sein an methodisches Vorgehen gewohnter Geist eine etwas langsamere Gangart abnötigte. Wenn er ein Buch dieser Art zu schreiben gedachte, das wußte er, dann war es unumgänglich, daß er hieb- und stichfeste Beweise in Händen hielt.
Wie, so fragte Bell sich, soll ich wohl das Thema
›Ghostwriter‹ in einer Unterhaltung mit Speke zur Sprache bringen? Indem ich anfange, über Geister zu reden? Vielleicht war aber auch die unverblümteste Frage der beste Weg. Sagen Sie mir, Ham, welche Worte haben Sie denn nun wirklich selbst geschrieben? Na los doch – unterstreichen Sie sie einmal. Das würde nicht lange gutgehen.
War das der Wind da über ihnen auf dem Dach des Blockhauses? Für einen Ort des Schweigens, ein Heiligtum, gab es auf Live Oak zu viele Augenblicke der Störung. Alle Wege waren verschlungen, und jedes Schweigen schien bestimmt, von
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