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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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persönliche Referentin, Sarah Warren. Erika Spyris Hand war kühl und trocken, die Berührung einer Heiligen aus Holz, nicht einer aus Feuer und Eisen.
    Sarah sah, was nicht stimmte.
    Erika blinzelte häufig, hielt den Kopf sehr steif und ordnete ständig ihr Haar mit den Händen. Sie suchte Rückversicherung. Die Frau kämpfte darum, mit ihrer Ängstlichkeit umzugehen oder vielleicht sogar einer noch stärkeren Gemütsbewegung. »Ich bin froh, Sie beide kennenzulernen«, sagte sie. Ihre Blicke trafen sich mit denen Sarahs, und ihre Augen sagten klar und deutlich: Bitte geh.
    Geh jetzt. Ich will dich hier nicht haben.
    Bell verbreitete ein paar Komplimente über das Ambiente der Galerie, aber Komplimente waren im Moment nicht gefragt.
    »Ich weiß, daß Sie kaum Hamilton Spekes Leben beschreiben können, ohne auch die Natur seiner Ehe unter die Lupe zu nehmen«, sagte die Frau in Schwarz rundheraus. Eine Spur zu direkt, fand Sarah.
    »Sie müßten Maria Speke eigentlich sehr gut kennen«, sagte Bell.
    Sie antwortete nicht direkt auf seine Bemerkung. »Für einen Außenstehenden ist eine Ehe oft ein großes Geheimnis.« Sie unterbrach sich. »Aber in der Regel helfen wir bei Recherchen dieser Art nicht«, setzte sie ruhig hinzu.
    »Ich will doch hoffen, Sie werden unsere Fragen nicht allzu aufdringlich finden. Und im übrigen wird Ihre Galerie in diesem Buch selbstverständlich erwähnt.«
    »Das wäre sehr erfreulich«, sagte sie zwar höflich, aber ohne jede Spur von Freude.
    Der graue Teppich kontrastierte hervorragend mit den hellen Farbtupfern an den Wänden. Erika Spyri führte sie nun durch die Galerie, eine Möglichkeit, so sah Sarah es, um zu zeigen, wie erfolgreich sie war und wie wenig Zeit sie für ihre beiden ungebetenen Gäste hatte. Es war weiter eine Möglichkeit, einer Unterhaltung aus dem Weg zu gehen. »Maria ist eine unserer erfolgreicheren Künstlerinnen. Ich glaube, die Leute finden ihre Aquarelle vor allem beruhigend.«
    Marias Werke hatten einen Raum ganz für sich allein. Blüten, die kurz vor dem Verwelken waren, verunstalteten das weiße Papier. Sarah konnte nichts Beruhigendes an diesen Impressionen finden.

    »Aber wenn man auf so engem Raum mit Maria und Mr.
    Speke zusammenlebt, müßte man doch eigentlich mehr über sie wissen, als ich hier je erfahren könnte.«
    Sarah war dankbar, daß sie selbst kein Make-up aufgelegt hatte und schlichte Kleidung trug. Niemand hätte mit diesem Schwan konkurrieren können, diesem Lächeln, dieser anziehenden Stimme. Und doch hörte sie sich selbst erwidern:
    »Ich bin entzückt von Maria. Es ist eine solche Freude, sie auf Live Oak zu haben.«
    In ihren eigenen Ohren klang das sehr bemüht. Es entstand eine Pause. Erika Spyri kämpfte sichtlich mit sich selbst. »Eine solche Freude«, sagte sie schließlich, »daß Sie hergekommen sind, um Erkundigungen über sie einzuholen.«
    »Wenn es Ihnen nicht zuviel Mühe macht«, sagte Bell. Sarah ließ ihr freundlichstes Lächeln sehen. Irgend etwas hatte funktioniert. Bells Charme und Sarahs Anwesenheit – und vielleicht der Geschäftssinn der Frau in Schwarz. Sie gab ein paar Anweisungen, und schon wurde Kaffee in einem mit schwarzem Leder ausgeschlagenen Büro serviert.
    »Genau das hier brauchen wir jetzt allesamt. Die Studie einer glücklichen Ehe«, sagte die Frau. »Eine erfolgreiche Malerin und ein sehr erfolgreicher Schriftsteller. Die Leute lesen gern etwas über die Berühmtheiten der Zeit, nicht wahr?«
    »Ich interessiere mich vor allem für ihren Hintergrund«, sagte Bell.
    Erika Spyri benutzte offenbar den perfekten Lippenstift: Sie schlürfte den Kaffee, ohne sich im geringsten vorzusehen.
    »Das ist natürlich auch eine Frage der Diskretion.«
    »Natürlich«, erwiderte Bell. »Das versteht sich wohl von selbst.«
    Die Frau suchte nach den richtigen Worten. »Maria hat uns gebeten, keinerlei Fragen nach ihrer Vergangenheit zu beantworten.«

    Bell schien diese Bemerkung überhört zu haben. »Ich habe die Liste ihrer Ausstellungen und Ehrungen gesehen«, sagte er.
    »Aber ich müßte noch etwas über ihre Kindheit wissen. Ihre Jahre als Teenager. Ihre Jahre als junge Erwachsene.« Er vollführte eine Geste mit der Hand, als wolle er sagen: Sie wissen ja, ich bin absolut seriös. »Ich kann nichts über ihre Beziehung zu Hamilton Speke schreiben, wenn ich nicht etwas mehr über sie weiß.«
    »Aber mein lieber Mr. Bell, Sie kennen sie womöglich besser als ich.«
    Sie brauchte nicht mehr zu

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