Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
zurück ins Grab, wobei ihm die Fliegen und der Gestank als Geschenk willkommen waren, als das wundervollste Geschenk, das er in seinem ganzen Leben erhalten hatte: die Rückkehr seiner Zukunft. Erst als er den Kadaver mit mehr Kräften in die Grube zurückrollte, als er zu haben geglaubt hatte, wurde ihm bewußt, daß Maria noch immer ruhig dort stand, die Hand an der Brust.
»Verschwende doch damit keine Zeit«, sagte sie so sanft, daß er sie kaum verstehen konnte.
»Ich werde in meinem ganzen Leben keinen einzigen Augenblick mehr verschwenden«, erwiderte er strahlend.
Sie blickte auf, als vernehme sie weit entfernt vom Haus her Stimmen und sie schien ein-oder zweimal
zusammenzuzucken, als wolle sie davonlaufen und sehe sich dann doch gezwungen zu bleiben.
Speke verrichtete ganze Arbeit, keine Halbheiten. Zuerst Erde, dann Steine, dann größere Felsbrocken, bis er ein respektables Grab zuwege gebracht hatte, einen würdigen Ruheplatz für eine der Kreaturen von Mutter Natur. Nicht daß die Arbeit das Denken unmöglich gemacht hätte. Weit gefehlt.
Sie verschaffte ihm im Gegenteil Zeit zum Denken.
Vermutungen anzustellen, denn was er wußte, war simpel genug.
Asquith war am Leben, und das bedeutete, daß Asquith das Reh begraben hatte. Cleverer Asquith. Was für ein raffinierter Mann. Einem Mann wie ihm konnte man einfach nicht trauen.
Aber Tatsache war, daß Speke kein Mörder mehr war.
»Der Geruch«, sagte sie, »hat der dich nicht entmutigt?«
»Mich entmutigen! Zur Hölle, ja! Er hat mich entmutigt.
Aber da kamen die Kojoten. Mein Gott, ich liebe Tiere.«
Maria blickte zur Seite.
Was war nur mit ihr los? Wieso war sie nicht erleichtert? »Er ist also am Leben«, sagte Speke. »Die beste Entdeckung, die ich je gemacht habe.« Aber seine Stimme verlor an Festigkeit angesichts ihrer Niedergeschlagenheit.
»Warum mußtest du nachschauen?« flüsterte sie, aber Speke konnte nicht glauben, was er hörte. Er trat einen Schritt näher.
»Warum mußtest du so vieles wissen? Konntest du es nicht einfach ruhen lassen?«
Speke konnte nichts mehr sagen. Warum mußte ich mein Leben wiederherstellen und feststellen, daß mein alter Freund noch am Leben ist? Dann zuckte sie zusammen und schwang herum, als habe sie einen Schritt gehört, und Speke selbst war fast sicher, daß er etwas vom Haus her, von den Garagen, gehört hatte. Als wenn eine Tür zugeschlagen worden wäre, aber die Akustik hier in Live Oak war schon immer ein wenig seltsam gewesen. Vielleicht war Clara draußen, um einen Teppich zu klopfen.
»Du bist ein guter Mensch«, sagte Maria. »Du könntest niemandem etwas tun.«
Speke konnte nicht verstehen, warum sie so erschüttert schien, warum sie so gar nicht bereit war, sich mit ihm zu freuen. Sie faßte nach seinem Arm, daß es weh tat. »Du mußt gehen«, sagte sie, »du kannst hier nicht bleiben.«
Speke sah ihr verständnislos in die Augen.
»Ich fange an zu verstehen«, sagte Maria mit zitternder Stimme, »was er sich jetzt zu tun anschickt.«
26
Sarah saß mit Bell im Dämmerlicht einer Cocktailbar und dachte darüber nach, wie wenig sie doch bisher gewußt hatte.
Ihr Vater, der Detektiv, hatte sie gelehrt, daß das am einfachsten zu täuschende Ding auf Erden das menschliche Auge ist. Die Blicke auf die Welt zu richten heißt, ihre Oberfläche zu sehen, eine bloße Illusion. »Glaube niemals«, hatte er gesagt, »dem, was du siehst.«
Sie hatte ihren Augen getraut. Sie hatte geglaubt, daß real sei, was sie sah. Das Auge, dachte sie traurig und verwirrt, während sie sich einen Weg durch die Welt ihrer Gefühle zu bahnen versuchte, das Auge wird von nahezu allem genarrt und in die Irre geführt: von der Kurtisane wie dem Betrüger.
Selbst in totaler Dunkelheit nimmt es an, was kommt.
Ihr Vater hätte voller Emphase gesagt: Glaube überhaupt nichts.
Sarah fühlte sich, als kehre sie aus einer Trance zurück. »Wir müssen gehen«, sagte sie, und ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
Ham gehörte zu den wenigen menschlichen Wesen, die es wert waren, ihnen zu dienen. Er war einer von den Menschen, die in reichere Farben gewandet schienen. Sie hatte recht daran getan, ihre Tage damit zu verbringen, einem solchen Mann zu dienen. In ihrem tiefsten Inneren wußte sie, daß er sie jetzt brauchte.
Ganze Zeitalter schienen vergangen, seit sie die Galerie von Erika Spyri verlassen hatten, aber noch immer saßen sie schweigend da, während sich Bell in tiefe Gedanken
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