Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
»Ham war wie in Ekstase, als er sie zum erstenmal gesehen hatte; er hatte praktisch seine ganze Selbstkontrolle verloren, er war – ja, er war verliebt. Er stellte mich Maria vor, als gestatte er mir nicht weniger, als dem guten Geschick selbst die Hand zu reichen, als müsse ich ob der großen Gnade so betroffen sein, daß ich auf der Stelle tot umfiele.«
»Du bist eifersüchtig.«
»Das hier ist keine launenhafte Anwandlung, Chris. Ich kenne Ham.«
»Und welchen Eindruck machte Maria, als du sie kennengelernt hast?«
»Wie immer. Sie hatte diesen sanften Blick, gepaart mit ihrem süßen Lächeln, das jeden Mann besiegt und das Frauen kaum charmant finden würden.« Aber, setzte sie bei sich selbst hinzu, auch du hast dich von ihr hinters Licht führen lassen.
»Komme ich dir von ihr besiegt vor?«
»Ham hätte unter solchen Umständen nie ein Geheimnis bewahren können. Er hat doch alles in die Welt hinausgejubelt, was er von ihr wußte. So gut könnte er seine Gefühle niemals kontrollieren. Dazu sprüht er viel zu sehr vor Leben. Wenn er gewußt hätte, daß Maria Asquiths Schwester ist, dann hätte er etwas gesagt, oder es wäre ihm zumindest eine Bemerkung in dieser Richtung entschlüpft.«
»Da bin ich nicht so sicher«, sagte Bell. »Es wäre eine ganz natürliche Möglichkeit gewesen, den alten Freund dazu zu bewegen, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Der Schwager als Partner – das macht irgendwo schon Sinn.«
»Aber so war es nicht. Ham wurde irgendwie aufs Kreuz gelegt.«
»Woher willst du das wissen?«
Sie antwortete ihm nicht.
»Und warum sollte Maria ihn hintergehen? Dafür gibt es doch gar keinen Grund. Und wenn Maria Ham übertölpelt hätte, dann aber ihr Bruder nicht minder. Und trotzdem behauptest du immer noch, daß Ham und Asquith gerade jetzt wieder die Köpfe zusammenstecken, um an Stripsearch II zu arbeiten?«
Sarah holte tief Luft. Bell war trotz all seiner guten Seiten doch auch ein kühler Rechner der unangenehmen Art. Kein engstirniger Denker und ein Skeptiker von Natur. Aus diesem Grund dauerte es etwas, bis er Schlußfolgerungen zog, und das wiederum machte ihn zu einem exzellenten Journalisten, für den jede Tatsache eine Prise Erz war, die gedanklich auf ihren wahren Gehalt hin abgewogen werden mußte. Die Wahrheit zu überprüfen aber war nicht Sarahs Gewohnheit. Sie war entweder unwissend oder aufgeklärt.
Und jetzt wußte sie jenseits allen Zweifels, daß sie die Wahrheit kannte.
»Ich denke mir, wir sind ausgetrickst worden«, sagte Bell,
»wir alle, du eingeschlossen. Ich weiß nicht, soll ich nun über Hams Gerissenheit lachen oder voller Verzweiflung meine Notizen zerreißen. Die Sache ist nur, daß ich viel zu stur bin, um so einfach aufzugeben. Wie kann ich eine Biographie über einen so raffinierten Blender schreiben? Einen charmanten Scharlatan. Es sei denn, er erwartet von mir, daß ich die Wahrheit verheimliche, wozu ich aber nicht die mindeste Neigung verspüre. Ich bin ohne weiteres in der Lage, eine ausgesprochen feindselige Biographie zu schreiben, wenn sich die Sache so entwickelt.«
Sie hatte Mühe, ihre Stimme zu kontrollieren. »Er verdient deine Bewunderung. Und ein klein wenig Vertrauen deinerseits. Da gibt es irgendeinen Ärger. Irgend etwas stimmt nicht.«
»Gut – in Ordnung, du könntest ja recht haben. Aber selbst wenn ich deinem Urteilsvermögen trauen wollte, ich hätte immer noch Vorbehalte. Berufskrankheit. Ich brauche einfach mehr Informationen.« Bell bewegte sich gern auf festem Boden, um ruhig und gelassen über all das, was sie entdeckt hatten, nachdenken zu können. Es schien, als wünsche er sich, er habe eine Landkarte vor sich auf dem Schoß, auf der der zu nehmende Weg genau eingezeichnet war. »All diese Gerüchte über den mordgierigen Bruder sind doch wenig substantiell.
Sie sind vielleicht nichts als Hirngespinste dieser Erika Spyri.
Ich kann das einfach alles nicht glauben.« Er hob entschuldigend die Achseln.
Sarah haßte den Klang des Klaviers.
Bell nahm eine gebrannte Mandel. »Ich muß mehr über Asquith wissen. Womöglich ist er weiter nichts als ein intelligenter Mensch ohne Machthunger. Vielleicht gefällt es ihm nur einfach nicht, daß Speke die ganze Ehre und alle Schecks allein zufließen.«
»Das ist lächerlich«, erwiderte Sarah. »Maria bedeutet Ärger.«
Bell betrachtete seine Finger. Er mußte zugeben, daß er Hamilton Speke einfach nicht mehr verstand. Und Asquith –
wer war diese
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