Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
mit ihrem majestätischen Piranha. Ins Eßzimmer und in Marias Büro, wo er lange genug mit dem Telefon herumhantierte, um zu begreifen, daß auch hier der Hörer tot war.
»Maria!« rief er. Er stapfte zur Sprechanlage und hörte das Echo seiner Stimme aus weit entfernt liegenden Räumen. Das Zwei-Wege-System belehrte ihn schnell, daß das ganze Haus leer war. Es hatte so empfindliche Mikrophone, daß man das Summen einer Fliege in einem anderen Zimmer hätte hören können. Wenn zu dieser Zeit nur Fliegen im Haus gewesen wären. Aber auch keine weit entfernten Schritte, kein unterdrücktes Lachen. Niemand außer einem verunsicherten, schwitzenden, wütenden Hamilton Speke.
Auch die Gegensprechanlage war tot. Natürlich.
Hamilton, sagte eine süße, sanfte, hinterfotzige innere Stimme. Hamilton, du bist drauf und dran, den Verstand zu verlieren.
Es hatte nie einen Asquith gegeben. Er war nie hiergewesen.
Großer Gott, dachte er, wo ist Maria?
Bleib ruhig, befahl er sich selbst. Ganz gelassen. Geh Schritt für Schritt vorwärts. Asquith will doch, daß du in Panik ausbrichst. Er könnte selbst jetzt noch zuhören. Gib ihm doch nicht die Genugtuung, dich in diesem Zustand zu sehen. Hol tief Luft. Erinnere dich wieder an die Atemübungen, die angeblich Panikzustände beenden können, die Übungen, die dich dein Therapeut damals gelehrt hat. Asquith will, daß der alte, abgerissene Speke wieder zurückkommt, jener Speke, der Psychopharmaka geschluckt hat, als seien es Aspirin-Tabletten. Er will dich so krank sehen, wie er selbst ist.
Ich war ein absolut normales Kind. Ich hatte ein Fahrrad und ein Zuhause. Ich bin in einer kalifornischen Kleinstadt großgeworden, inmitten freundlicher Nachbarn und vieler Hunde. Aber ich wollte mehr.
Ich werde schon wieder in Ordnung kommen, sagte er sich selbst. Ich werde jetzt ganz tief durchatmen, genauso, wie es mir der Therapeut gezeigt hat, wenn ich einen Anfall von Panik bekam und keine Beta-Blocker zur Hand waren.
Asquith hat auch die Schlaftabletten weggenommen. Und die Beruhigungsmittel. Er hat alles beseitigt. Er hat sie an sich genommen und sie womöglich alle auf einmal geschluckt. Und wenn schon! Hamilton Speke braucht keinen chemischen Trost. Er war jetzt ein Mann aus Stahl.
Aber etwas stimmte nicht. Irgend etwas stimmte überhaupt nicht. Er trat in den Korridor. Im Haus war es einfach zu still.
Ein instinktives Gefühl, die Arglist des Jägers vielleicht, überkam ihn. Diese Stille verhieß nichts Gutes.
»Clara?« rief er.
Vielleicht, dachte er sich, kann sie mich von hier aus gar nicht hören. Sie hatte ihre eigene Welt, die Küche und ihre Rezepte, ihre getrockneten Kräuter, ihre Backbleche.
Vielleicht hatte sie ja auch das Haus verlassen. Ja, so muß es sein – sie ist nicht mehr da.
Wieder rief er ihren Namen, und wieder erfolgte keine Antwort. Nicht da, sagte er sich. Da gibt es keine Frage. Sie ist gegangen.
Die Stille war sehr schlimm.
Clara war noch hier. Darauf hätte er wetten mögen. Derselbe Instinkt, die Verschlagenheit des Jägers, kehrte zurück. Die Frau, an die er immer nur als an den unwissenden schützenden Engel dieses Ortes gedacht hatte, der Wächter, der seine Sicherheit halten könnte, war irgendwo im Haus, und zwar mit einiger Gewißheit dort, wo sie sich immer aufhielt – in der Küche. Asquith war vorsichtig, aber er hatte immer eine Extra-Prise Haschisch gebraucht, um aktiv zu sein, einen Extra-Schluck Cognac, um denken zu können.
Asquith hatte den Kampf eröffnet. Er war aufgestanden gegen Hamilton Speke, der hier stand mit geballten Fäusten, die Lungen voller Leben. »Clara!« schrie er in die schattigen Wände des Korridors hinein, wohl wissend, daß sie ihn diesmal hätte hören und antworten müssen.
Er kehrte ins Büro zurück. Sein Instinkt sagte ihm: Suche etwas hier drinnen, was du verwenden kannst. Nimm eine Waffe zur Hand.
Sarahs Büro war heiß und stickig mit kleinen gezähnten Objekten, die im Sonnenlicht glitzerten, Heftmaschinen und Klammerentferner wie Roboterschlangen mit Giftzähnen.
Wieso brauchte Sarah davon drei Sets? Und welch sonderbare Erfindung sie waren, wirklich, nichts, das den eleganten Lösungen vergleichbar gewesen wäre, die sein Vater ins Leben gerufen hatte. Wir haben die Antwort auf das Problem der Heßklammern, Sir. Wir werden sie mit einem von diesen abbeißen.
Ihm war kalt. Hier gab es nichts, das sich als Waffe hätte verwenden lassen. Ganz nebenbei war er drauf und dran,
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