Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
begraben, als er Urlaub von der Realität genommen hatte. Maria sagte auch nicht die Dinge, die er sie sagen hörte. Er hatte nur eine Halluzination, hervorgerufen durch einen Sonnenstich.
Benommen, den Blick starr geradeaus gerichtet, schritt Speke durch die Hitze in die kühle Gruft seines Hauses.
Sollte es denn möglich sein, daß er so vollständig den Verstand verloren hatte? Welchen Test gab es denn, welche Möglichkeiten zu entscheiden, was real war und was nicht?
Früher hatte er einmal ein paar bittere Pilze gegessen, die verdammte Ähnlichkeit mit toten Kaulquappen gehabt hatten.
»Verdammt guter Stoff«, hatte einer der Partygäste gesagt, als er sie ihm in die Handfläche streute. ›Verdammt gut‹ war eine Untertreibung gewesen. Sie waren vernichtend gewesen. Er hatte damals den ganzen Tag zu Hause vor dem Fernseher verbracht, weil er sich selbst nicht genug traute, um hinaus in den Verkehr zu gehen. Bleib besser drinnen, hatte er sich gesagt.
Asquith war nie stark genug gewesen, die Bürde des Ruhms zu tragen – die Zuneigung der anderen. Aber Speke wußte um die eigene Stärke. Er war Sonnenlicht. Er war Lachen. Er konnte es in seinen Lungen spüren, in seinen Knochen – er konnte Maria von allem heilen, was ihr widerfahren war. Er liebte sie.
Asquith hatte den Verstand verloren. Den Verstand und die Fähigkeit zu lieben, und zwar schon vor langer, langer Zeit.
Eines frühen Morgens war er in North Beach nackt die Columbus Avenue hinuntergelaufen. So früh waren nur ein paar Tauben und eine Straßenreinigungsmaschine unterwegs gewesen – und Asquith, von dessen Arm Blut aus einer Wunde herunterlief, die er sich selbst durch einen Biß beigebracht hatte.
Ich weiß nicht, sagte Speke sich selbst, was real ist. Aber das muß Asquith gewollt haben: Er wollte alles untergehen lassen.
Nun gut denn, dachte Speke sich, soll eben alles untergehen, alle Illusionen. Um es mit einfachen Worten zu sagen: Dies war ein Kampf von Vertrauen und Hoffnung gegen Boshaftigkeit und Grausamkeit. Das Licht schritt voran, um die Dunkelheit zu bekämpfen.
Speke hatte keine Waffe.
Nichts als seine Wut – und seine Liebe.
28
Wenn Asquith im Haus war, sich versteckt hatte, in irgendeinem Teil der Inneneinrichtung verborgen sein sollte –
Speke würde ihn finden.
Er rief Asquiths Namen.
Das Haus gehörte ihm. Das Haus war sein Heim, ihm gehörte seine Zuneigung. Das Haus war ihm das Wissen, daß eine Zukunft möglich war, eine menschliche Zukunft.
Er stürmte durch den Salon, die Empfangshalle, ein mit Teppichen ausgelegtes Atrium, und hetzte die Stufen empor.
Er stürmte in ein Schlafzimmer nach dem anderen. Jedes Zimmer für sich war wie eine Seite aus dem Prospekt eines Innenarchitekten, die Luft im Teak-Zimmer roch nach kostbaren Holz-Ölen, die vertrockneten Rosen in Marias Studio hatten noch den Geist ihres Parfüms ins Zimmer entlassen. Er war dabei, jedes einzelne dieser Zimmer mit seiner Wut in gewisser Weise zu entweihen. Das war ihm sehr wohl bewußt.
Aber er wußte auch, daß richtig war, was er tat. Er würde sich nicht um sein Leben betrügen, sich nicht mit einer geringeren Welt abspeisen lassen. Er wollte die Luft selbst in Stücke reißen. Mit dem Fuß stieß er die Tür auf.
»Asquith!«
Der Schirm einer Sturmlampe erzitterte. Etwas wie der Atem eines Babys schlug ihm entgegen. Seit Monaten war er nicht mehr in diesem Raum gewesen. Er war anheimelnd, ganz im amerikanischen Kolonialstil gehalten, handgearbeitete Möbel und überall große ovale Teppiche. Einer dieser Räume war im Empire-Stil gestaltet worden mit Möbeln auf zierlichen Füßen und Intarsien auf Rosenholzfurnieren. Er hatte ihn zuerst nicht finden können, doch als er ihn dann entdeckt hatte, zerschlug er einen der Stühle und warf ihn beiseite. Das Stuhlbein war an der Bruchstelle rosa, als sei es aus Fleisch. Er bekam kaum noch Luft.
Nein, dachte er, das ist falsch. Seine Suche durfte nicht derart gewalttätig sein. Nimm dir Zeit, sagte er sich selbst.
Er rief den Namen seines alten Freundes. Und während er suchte, kehrte die alte Wut zurück. Er stieß Türen auf, riß Kleider von ihren Haken in den Wandschränken, und es gab viele Wandschränke, dazu Vorzimmer mit leeren, unbenutzten Regalen und andere, die vollgestopft waren mit seidenem Schnickschnack aus Mailand, Sachen, die Maria erst kürzlich gekauft hatte.
Als er die oberen Etagen durchwühlt hatte, stürzte er sich unten in die Büroräume. Dann in die Bar
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