Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
zu schlucken, die er aus Spekes Vorräten entwendet hatte, und der Forst hatte einen neuen Herrn, einen Magier.
Das wirkliche Theater war nie so köstlich gewesen. In seiner aktiven Zeit als Schauspieler Hamlet zu spielen, das hatte seine hochgestochenen Erwartungen nie erfüllt. Die ausgefallene Version dieses Stückes, die sie in Chico gespielt hatten, war immerhin amüsant gewesen: Die haarigen Insekten waren von den Scheinwerfern heruntergefallen und in Ophelias Wahnsinnsszene hineingeregnet.
Ophelia mußte sterben. Das war etwas gewesen, das Asquith immer gewußt hatte, während Speke das niemals ganz verstanden hatte. Ham sagte einmal: »Ja sicher, wir müssen damit leben, daß Schlimmes passiert.« Damit meinte er sicher, daß wir lernen müßten, es zu akzeptieren, es zu erdulden.
Asquith aber war der Ansicht gewesen, es mußte so und nicht anders passieren, es war erforderlich wie das tägliche Brot und Wasser und die Entleerung des Darms, weil ohne das alles kein Leben möglich war. So hat auch die beste Kopulation etwas Mörderisches. Vergiß die Vergewaltigung, dieses schmutzige Eindringen, diese Erniedrigung. Die wenigen Male, zu denen Asquith sie praktiziert hatte, die Knie auf dem schmutzigen Asphalt abgestützt und die halbe Zeit ohne die erforderliche Penetration, weil ja ohnehin alles so offenkundig war, waren ihm nie erotisch genug gewesen. Die Vergewaltigung hatte ihren Reiz für ihn verloren. Sie war ein politischer Akt, der gewalttätige, stupide Mann über dem angeblich schwächeren Geschlecht. Das konnte man in keiner Hinsicht als einen Akt der Liebe ansehen.
Sex mit Männern hatte seinen Reiz. Es hatte einige männliche Liebespartner gegeben, allen voran jenen bemerkenswerten Ex-Marinesoldaten in dem Hotel in Santa Barbara, und dann den Lastwagenfahrer in Jersey City. Das war Lust gewesen, wenn die Nasenflügel vibrierten, während jemandes anderen Glocken zu läuten begannen. Und dieser jungenhafte Tennisspieler aus Island, wie er behauptet hatte.
Männer waren dieser speziellen Form der Liebe ebenfalls wert. Irgendwann war ihm mit der gleichen Selbstakzeptanz der eigenen sexuellen Natur, die jeder erreichen muß oder doch erreichen sollte, klargeworden, daß nur eines die Entspannung bewirken konnte, den süßen Ausbruch, den Höhepunkt, der dem opulentesten Festmahl im Leben näher kommt als irgend etwas, das sich im Bett oder sonstwo ereignen könnte.
Als kleiner Junge hatte er sich immer gewundert: Warum tun sie das? Mörder, die ein Dutzend Krankenschwestern ermorden, eine nach der anderen. Warum machen sie sich Gedanken?
Die erste war dieses dünne, fast abgemagert zu nennende Beinahe-Model gewesen, das zu einer kurzen Erholung von den grellen Scheinwerfern der Fotografen in die Kleinstadt geflohen war, die Asquith damals erwählt hatte, eine Stadt wie tausend andere, eine jede ein Blatt Papier mit demselben Wasserzeichen, der verlassenen Mühle, der wiedereröffneten Mühle, der Mühle, die nur zeitweise arbeitete, den Männern in den Kaffeepausen, wenn sie den Kaffee viel zu heiß tranken, weil die Zeit knapp wurde und es Januar war.
Sie hatte sich aufgebäumt wie eine Gymnastin, und er hatte zuvor schon in einer Studie über die Sexualpraktiken der Hindus von solcher Wonne gelesen, von dem Mann, der nur dadurch einen Orgasmus erreichen kann, daß er die Frauengestalten verschwinden sieht, die unter die Zweige großer Bäume enteilen.
Er schnitt sie. Sogar die Leere ihrer Eingeweide und die Flüssigkeit, nicht Wasser, nicht Schleim, die ihr aus der Nase floß, vermittelte ihm sonderliche Erfüllung. Das waren alles nur rüde Details, aber sie waren wie die lang anhaltende Gewißheit einer gerade durchlebten Leidenschaft. Und er glaubte, wovon ihm einst jemand gesagt hatte, selbst Jung sei zu dieser Erkenntnis gelangt: daß das Sterben an sich bereits die höchste Lust ist.
Und also war es gut. Er war ein Liebhaber. Er schenkte Lust.
Es geschah durch das Töten, dieses Verschenken von Lust, doch dies war ehrenhaft weil ein Akt der Liebe. Wenn es ehrenhaft war, ein wildes Tier ›von seinen Qualen zu erlösen‹, um wieviel ehrenhafter mußte es dann sein, eine Frau in Ekstase zu versetzen und aus der Tretmühle des Alltags herauszureißen.
Ganz ohne Zweifel bedauerte es Hamlet, die Szene zu verpassen, in der Ophelia starb. Und dadurch war, Asquith hatte es zweifelsfrei festgestellt, Hamlet als Mann beschränkt auf enge Grenzen, eingeengt auf der einen Seite von den
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