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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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Schlüssel klingelten leise, aber es tat sich nichts. Speke fummelte am Verschluß der Motorhaube herum und zog den kleinen schwarzen Riegel zurück.
    Ging das nicht ein bißchen zu weit? Mein Auto zu beschädigen ist die eine Seite. Das ergab irgendwo noch einen wenn auch boshaften Sinn. Speke verschleißt Autos wie andere Leute Hemden. Mach seinen Jaguar also getrost zu Schrott.
    Aber dies hier war ein Angriff auf Clara, und das mochte Speke überhaupt nicht. Clara war unschuldig. Die Motorhaube ließ ein rostiges Knurren hören wie den Warnruf eines wilden Tieres, den weit entfernten Ruf eines Elefantenbullen etwa.
    Der alte Wagen verströmte den für seinesgleichen typischen Geruch nach altem Benzin und Rost. Das hatte Clara nicht verdient. Der helle Kupferglanz kontrastierte mit dem stumpfen Grau alternden Gummis und ausgetretenen Schmierfetts.
    Speke schlug die Motorhaube energisch wieder zu. Die Antenne des Radios zitterte.
    Asquith spielte keinen überzogenen Scherz. Asquith spielte um das Leben – und um den Tod. Speke konnte es jetzt spüren
    – Asquith beobachtete, wie der Tragöde vielleicht links der Bühne beobachten mochte, verborgen in den Schatten der Dekoration und hinter den Kabeln, wo er auf sein Stichwort wartete.
    Ich bin ebenfalls ein Darsteller, dachte er. Auf meine Weise, ohne deinen Schliff, Asquith, ohne die Schärfe, die du mit jedem einzelnen Konsonanten auszudrücken verstehst. Meine Stärke war immer, instinktiv zu wissen, was die Akteure als nächstes sagen oder tun würden, denn ich war ein fühlendes menschliches Wesen, das geweint und gelacht hat. Asquith kannte stets nur den Gebrauch seines Verstandes. Der kluge Asquith hatte immer nur den kranken Geist verstanden.
    Asquith hatte verstanden, warum der Brandstifter in Flash –
    dem Stück, von dem Variety geschrieben hatte, es breche noch immer alle Rekorde in New York wie in London – das Feuer anbetete. Der Brandstifter in diesem Stück liebte das Feuer so sehr, daß er sich schließlich bei lebendigem Leib durch puren Zufall selbst verbrannte.
    Lauf nicht davon, riet Speke sich selbst. Zieh eine solche Möglichkeit nicht einmal in Betracht. Dies ist dein Land. Hier bist du der Herr und Meister. Du weißt, daß er beobachtet.
    Er kam einfach nicht davon los, die Baumreihen immer wieder mit den Augen abzusuchen – die lebenden Eichen, die live oaks.
    Jenseits der Garage, weit hinter den Wäldern, glitzerte die See. Weit entfernt ließ eine Wachtel ihren Ruf erschallen. Die Luft war heiß, geschwängert vom Duft des wilden Maises und der Fuchsien, der Disteln und des Thymians. Die Perfektion der Trockenheit, die Hügel in ihrem sommerlichen Koma.
    Ich sitze hier in der Falle. Gefangen inmitten des Lichtkegels eines Suchscheinwerfers, eine luftlose Null.
    Dann wurde ihm bewußt, wie lächerlich er doch war.
    Natürlich hätte er die paar Meilen bis zur Straße zu Fuß gehen können. Aber warum sollte er? Hier war er der Herr und Meister! Dies war sein Land. Er würde nirgendwohin gehen.
    Außer in sein eigenes Haus.
    Er wandte sich seiner Frau zu. Für ihn war sie eine Fortsetzung des eigenen Körpers, ein lebenswichtiges Organ.
    Asquith hatte verloren. Sie war sein.
    »Nein, geh nicht dort hinein, Hamilton, bitte geh nicht. Du weißt nicht, wie er ist«, keuchte sie. Ihr Atem ging nur noch stoßweise, und ihre Augen waren weit aufgerissen. »Du weißt nicht, was er vorhat. Er wollte viel schlimmere Dinge tun als nur dich auszutricksen und zu betrügen. Er wollte alles Erdenkliche unternehmen, um alles und jedes zu vernichten, was dein ist. Hamilton, bitte geh nicht ins Haus.«
    Er nahm ihren Kopf in seine beiden Hände und küßte ihr die Tränen weg. Über welche Macht mußte Asquith verfügen, dachte er, daß er eine Frau für sich einnehmen und so behandeln konnte. »Wenn er dort drinnen ist, dann will ich ihn sehen.«
    »Ich habe dich auch gehaßt. Ich habe dich gehaßt!« Ihre Stimme war wie ein Loch in einer Windhose, ein Zischen, das mehr Schrei als Flüstern war. Einen Augenblick lang konnte Speke sich nicht bewegen. »Aber ich weiß, daß du das hier nicht verdient hast, Hamilton. Ich kann dich nicht mehr länger hassen.«
    Da war ein Gedanke, so aberwitzig wie ein ausgekugelter Knochen: Der Wahnsinn drohte nicht von fern, er hing drohend über ihm. Es hatte nie einen Asquith gegeben. Asquith war nie zu Besuch gekommen, und Speke hatte in einem Anfall geistiger Umnachtung einen auf der Landstraße überfahrenen Rehbock

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