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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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Hamilton. Sie waren durchaus nicht die Machos, für die viele Frauen sie hielten. Sie verbrachten vielmehr unnötig viel Zeit damit, Namen zu buchstabieren und Nummern in Telefone einzugeben. Nur ein Mann konnte einen Satz prägen wie ›zuerst sortieren wir mal unsere Hühner in Reih und Glied auf der Stange‹.
    Bell sagte nichts derart Banales, aber er bestand darauf, jemand müsse noch irgendwo in der Nähe sein, wenn er noch vor kurzem anwesend gewesen war. Seine Stimme klang schon unfreundlich. Hatten sie ihn auch in der Fotokopierabteilung aufrufen lassen?
    Ihr Vater hätte ihn gemocht. Ihr Vater hatte eine Schwäche für rationales Vorgehen. Selbst Schuheputzen war eine Verrichtung, die der Methode bedurfte. Er hatte das die Sonntags-Schuhe-Revision genannt: Alle Schuhcremedosen fein säuberlich aufgereiht, Hellbraun, Dunkelbraun, Schwarz, und die diversen Putzlappen fein säuberlich gefaltet und bereit, ausgeschüttelt und benutzt zu werden, neben einer harten Wurzelbürste und einer weicheren für die Politur, versteht sich.
    Der Polizist und der Nachrichtenmann. Vielleicht waren sie einander ähnlicher, als sie gedacht hätte. Sarah verstand den Respekt nicht, den die Welt für Neuigkeiten und Nachrichten hatte, für Informationen jeglicher Art, den Strom der Namen und Gesichter. Sarah war fest verwurzelt, einfacher und, wie sie annahm, tiefer. Eine Information kann in die Irre führen oder schlicht falsch sein. Fakten konnten ungenau sein oder glatte Lügen. Sie glaubte an die Beweiskraft des Experiments.
    Wenn etwas keinen Sinn ergab, dann war etwas falsch.
    Ihre Ungeduld wollte sie schier krank machen. Sie hatte die Intelligenz einer Katze. Die Intelligenz, die das Backenhörnchen die Brotkrume entdecken und die Wachtel dem Fuchs entkommen läßt.
    Auf Live Oak gab es Füchse. Sie hatte einmal einen gesehen, eine katzengroße, rotbraune Kreatur, die im frühen Morgengrauen so zutraulich und selbstsicher gewesen war, daß sie nicht wie ein Reh davonlief oder blitzschnell die Richtung änderte. Der Fuchs blieb einfach nur stehen und musterte sie eingehend und wandte sich dann gemächlich einem Mesquite-Gestrüpp zu. So feingliedrig, so klein war der Fuchs gewesen, daß sie kaum glauben mochte, es hier mit dem gerissenen, blutrünstigen Fuchs aus den Märchen zu tun zu haben. Sie lief sofort zurück, um Ham davon zu berichten. Dieser hatte vergnügt gelacht.
    Bell hängte wieder einmal ein. »Laß mich nur noch eine Nummer anrufen«, sagte er. Er zögerte.
    Nun mach schon, dachte Sarah. Versucht beim Präsidenten.
    Versuch’s in Moskau. Nur mach schnell. Und ihr kam noch ein Gedanke, ein geradezu ketzerischer Gedanke: Dieser Reporter, dieser Faktenjäger, der so fleißig Tatsachen sammelte wie eine Ameise Tannennadeln, hatte nicht das Format, um die Biographie eines Hamilton Speke zu schreiben.
    »Es handelt sich um eine Frau, die ich nur sehr ungern störe«, sagte er, als spräche er mit sich selbst. »Eine Frau, die Speke gut kennt, aber der es zuletzt nicht besonders gut ging.« Er zögerte. »Sie hatte mir ein paar von Spekes frühen Kassetten geschickt, aber ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, sie mir anzuhören. Ich war mehr an der lebendigen Gestalt interessiert gewesen als an Archivmaterial. Die Sache ist die, daß sie ausgebrannt ist. Irgendein persönliches Problem. Sie will nichts mehr mit den Leuten zu tun haben. Die Frage ist jetzt, bin ich ›die Leute‹?«
    »Das bist du nicht.«
    Er blickte Sarah an, aber er schien sie gar nicht zu sehen.
    »Ruf sie schon an, aber beeile dich.«
    Nach der Art, wie er die Schultern hob und sich über das Telefon beugte, hätte sie wetten mögen, daß er endlich bekam, was er haben wollte. Er kritzelte Notizen, und sie war versucht, ein wenig mitzulauschen, weil er immer wieder heftig nickte, als sei die Verbindung schwach und als fürchte er, er könne auch nur eine einzige Silbe verpassen.
    Sie versuchte trotzdem, etwas von dem Gespräch mitzubekommen, indem sie auf die andere Seite des Tisches rutschte, aber es gelang ihr nicht. Chris sagte so gut wie gar nichts. Nur hin und wieder ließ er ein Aha hören.
    Beeil dich, Chris, versuchte sie ihm auf telepathischem Wege zu bedeuten. Beeil dich, laß dir nicht die Lebensgeschichte irgendwelcher Leute erzählen. Laß uns von hier verschwinden.
    Chris’ Gesichtsausdruck war zu entnehmen, daß er sich beeilte, so gut es ging, daß dies aber ein Gespräch war, das sich nicht innerhalb weniger Sekunden

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