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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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diesem Entschluß wird sie jetzt nicht mehr abgehen.«
    »Aber Meirion ist nicht frei«, sagte Mark und berührte damit den empfindlichen, schmerzhaften Kern dieser schwierigen Beziehung zwischen Vater und Tochter. »Jetzt, wo sie fort ist, denkt er mehr an sie als in der Zeit als sie ihm noch Tag für Tag zur Hand gegangen ist. Er wird keinen Frieden haben, bis er weiß, daß sie sicher ist.«
    »Nun denn«, sagte Cadfael, »dann machen wir uns mal besser daran, nach ihr zu suchen.«
    Als sie zurückritten, achtete Cadfael auf das Meer, das zwischen den Bäumen zu erkennen war, wie es im Sonnenlicht glitzerte. Jenseits davon lag die Insel Anglesey. Ein leichter Wind war aufgekommen und ließ das Laub wie einen Vorhang flattern, doch durch die Lücken leuchteten die fernen Lichtreflexe auf dem Wasser noch heller als die hellgrünen Blätter. Und da gab es noch etwas, das erschien und verschwand, während die Zweige es enthüllten und wieder verbargen, aber fest am selben Platz verblieb, nur schien es auf und nieder zu schwanken, als ob es mit der Tide schwimmen und wogen würde. Etwas helles, rotes, das seinen Umriß veränderte, je nachdem, wie sich Blätter und Zweige bewegten.
    »Warte!« rief Cadfael und hielt an. »Was ist das?«
    Dieses Rot kam in der Natur nicht vor, jedenfalls nicht im Frühsommer, wenn sich sonst nur blasse Farbtöne von Gold, Violett oder Weiß gegen das jungfräuliche Grün abzeichneten.
    Dieses Rot hatte eine harte, undurchdringliche Festigkeit an sich. Cadfael stieg vom Pferd, wendete sich um und lief zwischen den Bäumen hindurch bis zu einer erhöhten Stelle, wo er selbst noch gut getarnt blieb, aber schon durch den Waldrand bis aufs Meer schauen konnte, das etwa dreihundert Schritte entfernt war. Neben dem grünen Weideland waren ein paar Felder und eine Behausung zu erkennen, die ohne Zweifel jetzt verlassen war. Dahinter glitzerte silberblau die Meerenge, die hier zwar fast ihre schmälste Stelle hatte, aber immer noch eine halbe Meile breit war. Und jenseits davon lag die reiche, fruchtbare Ebene von Anglesey, der Kornkammer von Wales.
    Es war Ebbe und an der gegenüberliegenden Küste war ein breiter Streifen aus Kies und Sand freigelegt.
    Auf Cadfaels Höhe, unmittelbar vor der Küste, lag ein schlankes, langes Boot, vorne und hinten mit einem Drachenkopf, das leicht im Tidewasser auf und ab stieg, das große Segel heruntergelassen, die Ruder eingeholt und entlang der niedrigen Seite dicht an dicht mit rotbemalten Schilden geschmückt. Der Schiffsmast war aus seiner Halterung nach achtern gekippt worden, was den leichten, schmalen Rumpf, der sanft an seiner Verankerung schaukelte, wie eine Seeschlange erscheinen ließ, ein schlafendes Reptil, anmutig und nicht gefährlich. Von der Mannschaft waren nur drei Leute zu sehen. Zwei ruhten sich auf dem engen Achterdeck aus, hinter den Ruderbänken. Einer der beiden trug lange geflochtene Zöpfe. Der Dritte schwamm nackt und träge im Meer. Cadfael konnte entlang der ihm zugewandten Steuerbordseite ausmachen, wo die Hülle entlang der dritten Plankenreihe jeweils einen Durchlaß für die Ruder bot und zählte davon zwölf. Zwölf Ruder auf jeder Seite ließen auf eine Mannschaft schließen, zu der vierundzwanzig Ruderer und noch mehr Männer außer diesen drei gehörten, die als Wachen zurückgeblieben waren. Der Rest konnte nicht weit sein.
    Bruder Mark hatte die Pferde angeleint und sich auf den Weg zu Cadfael gemacht, bis er an seiner Seite stand. Er sah, was Cadfael gesehen hatte und stellte keine Fragen.
    »Das«, sagte Cadfael leise, »ist ein Dänenboot aus Dublin!«

7. Kapitel
    Zwischen ihnen wurde kein Wort mehr gesprochen. In stillem Einvernehmen drehten sie sich um, liefen hastig zu den Pferden zurück und führten sie landeinwärts auf den Waldpfad, bis sie weit genug von der Küste entfernt waren, um aufsitzen und reiten zu können. Wenn Heledd nach ihrer Nacht in der Einsiedelei die Ankunft dieses Seeräuberschiffs mit einer ganzen Anzahl furchterregender Krieger beobachtet hatte, war es nicht verwunderlich, wenn sie sich beeilt hatte, sich aus ihrer Nähe zu entfernen. Ebenso war es keine Frage, daß sie sich ins Landesinnere zurückziehen würde, so schnell und so weit sie konnte, um erst einmal in einer Stadt Zuflucht zu suchen.
    Das war zumindest das, was jede junge Frau tun würde, die ihre sieben Sinne beisammen hatte. Sie war hier auf halbem Weg zwischen Bangor und Carnarvon. Welche Richtung würde sie

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