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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ihm die Lage ein, in der er augenblicklich war. Alles, was geschehen war, hatte bestätigt, daß sie von den Dänen wenig zu befürchten hatten, zumindest solange Heledd und er ihren Tauschwert behielten. Im Hinblick auf eine Flucht hatten sie dagegen nichts zu erhoffen, da die Wikinger wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen hatten. Sowohl der Strand als auch die Begrenzung des Lagers wurden gut bewacht. Innerhalb des Lagers selbst war es nicht nötig, eine junge Frau und einen alten Mönch ständig zu bewachen. Sie konnten nach eigenem Belieben umherwandern, denn sie konnten das Lager weder verlassen noch hier drinnen irgend etwas ausrichten. Cadfael konnte sich gut daran erinnern, wie er gegessen hatte, genauso reichlich wie die jungen Männer, die Wache standen und um ihn herum waren, und er war sich sicher, daß Heledd, wie bescheiden sie immer untergebracht sein mochte, auch zu essen bekommen hatte und, einmal sich selbst überlassen, unbeobachtet, gescheit genug sein würde anzunehmen, was bereitgestellt wurde. Sie war nicht so dumm, sich aus Trotz zu schwächen, wenn sie wußte, daß ihr noch eine Auseinandersetzung bevorstand.
    Cadfael hatte sich recht gemütlich in eine windgeschützte, mit reichlich Gras gepolsterte Vertiefung zurückgezogen und seine eigene Kutte um sich gewickelt. Ihm fiel wieder ein, wie Turcaill sie ihm zugeworfen hatte, als seine wenigen persönlichen Dinge von dem Packpferd abgeladen wurden. Um ihn herum schnarchten sicher ein Dutzend junger dänischer Seeleute. Cadfael stand auf und streckte sich und schüttelte den Sand von seinem Habit. Keiner machte irgendeine Bewegung ihn abzufangen, als er ging, um sich umzuschauen.
    Das Lager um die brennenden Feuer war erfüllt von Leben, und die wenigen Pferde, darunter auch sein eigenes, erhielten Wasser zu trinken und wurden auf die grüneren, geschützten Flächen landeinwärts getrieben, wo es bessere Weiden gab.
    Dort suchte und fand Cadfaels Blick das vertraute Festland von Wales, und er ging unbehindert mitten durch das Lager, um eine erhöhte Stelle zu finden, von der er über den Umkreis von Otirs Lager hinausschauen konnte. Owain mußte aus dem Süden kommen, in einem längeren Fußmarsch um die weite Bucht herum, wenn er die Stellung der Wikinger von der Landseite aus angreifen wollte. Vom Meer aus wäre er im Nachteil, weil er nichts hatte, das er gegen die langen Drachenboote hätte einsetzen können. Und Carnarvon schien von diesem befestigten Lager sehr weit entfernt zu sein. In der Mitte des Lagers waren für die Anführer dieses Unternehmens einige robuste Zelte aufgestellt worden. Cadfael ging dicht an ihnen vorbei und blieb stehen, um sich die Männer einzuprägen, die herauskamen. Zwei von ihnen trugen unverkennbare Autorität zur Schau, obwohl sie zueinander in einem merkwürdigen Mißklang zu stehen schienen, als ob sich ihre jeweilige Autorität hier dem Zweck nach widersprechen würde. Der eine der beiden war ein Mann von Mitte Fünfzig oder älter, mit einem enormen Brustkasten, kräftig wie ein Baumstamm, dem die Sonne, die Gischt und der Wind die Haut rotbraun verbrannt hatten, so daß sein breites Gesicht dunkler als die beiden Zöpfe erschien, die es einrahmten und genauso strohfarben waren wie der gewaltige Schnurrbart, der ihm bis unter die Kinnlinie hing. Die bloßen Unterarme waren mit Lederbändern und die Handgelenke mit dicken goldenen Armreifen geschmückt.
    »Otir!« sagte Heledd leise in Cadfaels Ohr. Sie war unbemerkt hinter ihn getreten, ihre Schritte wurden von Dünensand verschluckt, der Tonfall war vorsichtig und angespannt. Gegen diesen Brocken war Turcaill bloß ein gutgelaunter junger Mann, der es ihr in seiner duldsamen Art nicht immer hatte recht machen können. Dieser herausragende Mann hingegen hatte hier das Sagen, und Turcaill war ihm gegenüber sicher nur von untergeordneter Bedeutung. Oder war es denkbar, daß selbst die Gewalt dieses Mannes ihre Grenzen hatte? Neben ihm gab es noch einen zweiten Mann, der hochmütig dreinschaute und anmaßend in seinen Gesten wirkte. So wie er aussah, war er nicht der Mann, der sich von anderen brav Befehle erteilen ließ.
    »Und der andere?« fragte Cadfael, ohne den Kopf zu wenden.
    »Das ist Cadwaladr. Es ist keine Lüge gewesen, er hat diese langhaarigen Barbaren nach Wales geholt, um von Fürst Owain seine Rechte zurückzuverlangen. Ich kenne ihn. Ich habe ihn schon früher gesehen. Den Dänen habe ich bei seinem Namen rufen hören.«
    Cadfael fand,

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