Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
noch einmal reden«, sagte Garnett. Er warf Diane einen eher frustrierten als wütenden Blick zu. Es war offensichtlich, dass er diese Krise entschärfen wollte. »Wir haben genug Zeit, diese ganze Sache zu klären, und Diane wird uns ganz bestimmt nicht davonlaufen.«
Gerade als der Staatsanwalt darauf antworten wollte, klingelte Dianes Handy. Sie fischte es aus der Innenseite ihrer Jacke.
»Entschuldigen Sie mich einen Moment«, sagte sie, als sie auf die Anruferkennung geschaut hatte. Es war ihre Assistentin Andie.
»Hi, Diane. Ich wusste nicht, wo Sie waren, deshalb rufe ich Sie auf dem Handy an. Sind Sie in Ordnung?«
»Mir geht es gut«, sagte Diane. Das stimmte zwar nicht ganz, aber Andie hatte sie ja nach ihrer gesundheitlichen Verfassung gefragt.
»Hier ist ein Typ vom FBI, der mit Ihnen über die Altertümer reden will«, sagte Andie.
»Das FBI. Großartig. Sagen Sie ihm, er soll eine Nummer ziehen«, sagte Diane.
»Wie bitte?«, fragte Andie.
»Warten Sie einen Moment«, sagte Diane.
Sie stellte ihr Handy stumm und schaute die anderen an. Die Marshals schauten amüsiert. Der Staatsanwalt schien die Situation zu genießen. Nur Garnett runzelte immer noch die Stirn.
»Darf ich zuerst mit dem FBI sprechen, bevor Sie mich aufs Polizeipräsidium schleppen?«, fragte sie.
»Schauen Sie«, wandte sich Garnett an den Staatsanwalt. »Ich halte es gegenwärtig für etwas verfrüht, Dr. Fallon zu verhaften. Die Schlafmittel in ihrem Blut geben ihr ein Alibi, und ich würde ungern einen Fehler begehen, den wir alle später bereuen würden. Denken Sie auch daran, dass niemand im ganzen Haus etwas gehört hat, weder die Nachbarn gegenüber noch die, die über, neben oder unter ihr wohnen. Sie werden zugeben, dass das doch reichlich seltsam ist. Außerdem wurde Dr. Fallon danach im Krankenhaus von einem Unbekannten mit dem Messer angegriffen. Wir sollten ihr also etwas entgegenkommen, vor allem, da ich sicher bin, dass es ihr leidtut« – er warf ihr bei dem Wort leid einen eindringlichen Blick zu –, »sich nicht so kooperativ gezeigt zu haben, wie es eigentlich angebracht gewesen wäre. Das war aber wohl den widrigen Umständen zuzuschreiben.« Er schaute Diane noch einmal an und nickte in Richtung Riddmann.
Diane wusste, was er meinte. Er wollte, dass sie sich beim Staatsanwalt entschuldigte. Verdammt. Aber das Museum und das Kriminallabor waren ihr im Moment wichtiger als ihr eigener Stolz.
»Garnett hat recht«, sagte sie. »Mr. Riddmann, es tut mir leid. Ich hätte Ihnen gegenüber kooperativer sein müssen, zumal wir heute Gäste dahaben.« Sie deutete auf die Marshals. »Ich möchte mich auch für den falschen Gebrauch statistischer Angaben entschuldigen. Ich hasse das bei anderen und bedauere, es jetzt selbst getan zu haben.«
Riddmann hatte sie bisher angelächelt – besser gesagt süffisant angegrinst. Jetzt aber schaute er ziemlich verwirrt drein. Diane wandte sich den Marshals zu.
»Der Polizeichef von Rosewood hat die Bezirksstaatsanwaltschaft gebeten, auch Fälle zur Anklage zu bringen, bei denen das Beweismaterial nicht ganz so stark ist. Er wollte damit so viele Kriminelle wie möglich von den Straßen holen. Als Folge davon sanken die Verurteilungsquoten der Staatsanwaltschaft zwangsläufig ab.« Diane war gegen diese neue Politik, da dadurch auch zu viele Unschuldige verurteilt wurden. »Wenn Rosewood in dieser Frage dieselbe Politik wie zum Beispiel Atlanta verfolgen würde, wäre die Verurteilungsquote weitaus höher.«
Riddmann war anzusehen, dass ihm das bisher noch nie bewusst geworden war. Er würde bei seinem nächsten Wahlkampf zweifellos auf dieses Argument zurückgreifen.
»Ich wusste nicht, dass man Sie im Krankenhaus überfallen hat«, sagte er jetzt. »Unter diesen Umständen sollten wir tatsächlich noch etwas warten.«
»Vielen Dank«, sagte sie. Garnett war sichtlich erleichtert.
»Glauben Sie, dass dieser Überfall etwas mit den Ereignissen in Ihrer Wohnung zu tun hatte?«, fragte Deputy Marshal Merrick.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Diane.
Sie verschwieg ihre Vermutung, dass er mit der Sache im Museum zusammenhing, und sie war sich auch noch nicht sicher, ob sie das dem FBI erzählen würde. Sie glaubte, den Fall ohne sie eher lösen zu können. Wenn jemand sie für eine schmutzige Geschäftemacherin hielt und sie deshalb sogar umbringen wollte, musste das FBI ja den Verdacht bekommen, sie handle tatsächlich mit gestohlenen Altertümern. Das wäre
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