Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
seiner eigenen Argumentationskette beeindruckt war.
»Zwei Liter oder mehr, würde ich schätzen«, sagte Diane, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
»Können Sie das Blut aus einer Blutbank von frischem Blut unterscheiden?«, setzte er seine Befragung fort.
»Ja. Blutkonserven werden gerinnungshemmende Konservierungsmittel und andere Substanzen beigefügt.«
»Okay, also …« Er setzte sich auf und richtete seine Krawatte.
Er macht sich bereit, mich abzuschießen. Sie verstand nur nicht, warum. Während Riddmanns Aufmerksamkeit seiner Krawatte galt, schaute Diane zu Garnett hinüber. Dieser starrte sie unverwandt an. Sie hatte bisher geglaubt, er stehe auf ihrer Seite. Sie wusste, dass es zwischen ihm und Riddmann oft Meinungsverschiedenheiten gab. Warum nun dieser Rückzieher? Plötzlich begriff sie die Hintergründe. Es ging hier um Stadtrat Albin Adler.
Riddmann war ein alter Freund und politischer Spezi von Adler. Als dieser wegen seiner schwachen mentalen und körperlichen Gesundheit mitten in einer der schlimmsten Katastrophen, die Rosewood jemals erlebt hatte – eine Explosion, bei der mehr als dreißig Studenten umkamen –, die Politik aufgeben musste, hinterließ er ein Vakuum, das seine politischen Gegner nur zu gerne füllten. Diane wusste, dass Adlers Freunde und Familienangehörige glaubten, sie habe damals die Sanitäter absichtlich in die falsche Richtung geschickt. Dadurch habe Adler eine ganze Nacht in großer Kälte unter freiem Himmel verbringen müssen, was seine Gesundheit auf Dauer ruiniert hatte. Es war zwar nicht ihre Schuld gewesen, aber diese Leute warfen es ihr immer noch vor.
Eines stand fest: Adlers alte Gefolgsleute waren keinesfalls gewillt, dies auf sich beruhen zu lassen. Sie galten als ausgesprochen nachtragend.
Kapitel 22
D arf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte Diane. Eigentlich hätte sie noch gerne hinzugefügt, solange der Staatsanwalt seine Krawatte richtet, verzichtete dann aber darauf. Das Richten der Krawatte war bei Riddmann das, was man beim Poker »Tell« nennt, eine unbewusste Handlung, die dem Gegner etwas über die Stärke der Karten verrät. Diane glaubte nicht, dass er selbst das wusste. »Ich habe einen Kühlschrank in meinem Osteologie-Labor.«
Die Marshals und Garnett lehnten ab. Nach dem bösen Blick zu schließen, den er ihr zuwarf, brachte diese kleine Unterbrechung den Staatsanwalt etwas aus dem Konzept. Diane schaute ihn unschuldig an. Ein paar Sekunden lang suchte er nach den richtigen Worten, bevor er fortfuhr.
»Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen jetzt erzählte, dass das Blut in Ihrer Wohnung frisch war und einer einzigen Person gehörte?«, sagte er schließlich.
»Ich würde sagen, dass diese Person höchstwahrscheinlich tot ist.«
»Und was wäre, wenn ich Ihnen erzählen würde, dass die Blutspur von Ihrem Apartment direkt zu Ihrem Auto führte und dass wir in dessen Kofferraum ein Messer aus Ihrer Küche sowie weiteres Blut von dieser Person gefunden haben?«, setzte Riddmann sein Fragespielchen fort.
»Ich wäre sehr überrascht«, antwortete Diane. »Ist es das, was Sie mir sagen wollten?«
Er gab keine Antwort. Diane hatte das auch nicht erwartet. Sie war es allmählich leid, hier wie eine Verbrecherin behandelt zu werden. Wenn sie allerdings jetzt aufbegehrte, würde Riddmann Garnett wahrscheinlich anweisen, sie ins Polizeipräsidium zu verfrachten.
»Was wäre, wenn ich Ihnen jetzt noch erzählte, dass das Blut Clymene O’Riley gehörte?«, spielte Riddmann seinen Trumpf aus.
Diane schwieg einen Moment und tat so, als sei sie überrascht. »Wirklich? Sie sagen also, dass Clymene in meiner Wohnung war?«
»Bleiben Sie immer noch bei Ihrer Behauptung, Sie hätten das Massaker in Ihrem Apartment verschlafen?«, sagte Riddmann.
Offensichtlich haben meine Nachbarn das auch. Jetzt erwartete er wohl, dass sie ihrerseits eine ganze Geständnislitanei herunterbetete: Vielleicht habe ich doch etwas gehört, aber ich bin im Bett geblieben; ja, ich bin aufgestanden, aber als ich merkte, dass jemand in meiner Wohnung war, habe ich mich versteckt; nun, vielleicht habe ich mich ihr entgegengestellt, aber ich habe sie nicht getötet – das muss jemand anderer gewesen sein; nun, vielleicht hat sie mich doch angegriffen, und ich musste mich verteidigen. Und zuletzt: Als ich dann knöcheltief im Blut stand und eine Leiche in meinem Wohnzimmer lag, was hätte ich anderes tun können, als sie irgendwie loszuwerden?
Aber da
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