Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
weitervererbt, bis deren letzter Spross sie dem Museum gestiftet hatte. Ein anderer Familienzweig besaß die Glücksamulette, die man in den Mumienbinden gefunden hatte. Kendel hatte auch diese nach langen Verhandlungen für das Museum erwerben können: ein Skarabäus aus Alabaster, der wahrscheinlich einst auf dem Herz der Mumie gelegen hatte, mehrere kleine Fischfigurinen aus Alabaster und Lapislazuli, ein beschriebener Sandsteinzylinder, auf dem der Name des Pharaos Sesostris III. zu lesen war, zwei Fayencefiguren, mehrere Kalksteinfigurinen und Schabtis aus schwarzem Steatit.
Außerdem gab es in dem Raum ein Diorama, das das Leben im Ägypten der 12. Dynastie zeigte, einschließlich einer ganzen ägyptischen Miniaturstadt, in der das Haus eines Schreibers besonders hervorgehoben war. Der Ägypten-Saal war eine der beliebtesten Abteilungen des ganzen Museums.
»Unsere Mumie stammt aus der 12. Dynastie«, erklärte Diane. »Wir sind ein Lernmuseum und wollten keine unzusammenhängende Sammlung ägyptischer Altertümer aus allen möglichen Epochen zeigen. Wir entschieden uns deshalb, uns auf Stücke aus dieser 12. Dynastie zu spezialisieren. Deshalb haben wir diese Artefakte bestellt. Die beiliegenden Unterlagen entsprachen unseren Bestellungen. Geliefert hat man uns aber ganz andere Stücke.«
»Das ist eine ausgezeichnete Ausstellung«, sagte er, während er die Amulette genau betrachtete. Er hob abrupt den Kopf. »Also Golden Antiquities hat Ihnen die falschen Stücke geschickt?« Er holte sich einen Stuhl von einem der Computerterminals und setzte sich.
Diane tat es ihm nach und nahm ihm gegenüber Platz. »Ja. Allerdings ähnelten die Stücke, die sie geschickt haben, denen, die wir bei ihnen bestellt hatten. Das finde ich besonders seltsam«, sagte sie.
»Also hat jemand authentische Dokumente als Herkunftsnachweise für ausgetauschte Artefakte benutzt.«
»Aber das hätte auf keinen Fall funktioniert«, sagte Diane.
Sie führte die gleichen Argumente an, die sie bereits im Gespräch mit Frank benutzt hatte: In ihrem Museum überprüften mehrere Personen unabhängig voneinander die Herkunftsnachweise, sie selbst zeichnete sämtliche Empfangsbestätigungen gegen, und sie stellten beinahe alle Bestände öffentlich aus.
»Niemand könnte also unbemerkt unser Museum zum ›Waschen‹ irgendwelcher gestohlener Altertümer benutzen«, sagte sie abschließend.
Während ihres kleinen Vortrags behielt sie ihn ständig im Auge und fragte sich, ob sie ihm wohl vertrauen könne. Am Ende entschloss sie sich, ihm doch noch nichts von dem Angreifer und seinen Bemerkungen zu erzählen. Sie stand auf.
»Jonas’ Büro ist ganz hier in der Nähe.«
Jonas Briggs schien auf sie gewartet zu haben, so schnell, wie er die Tür öffnete. Andie musste ihn angerufen haben. Jonas war ein emeritierter Professor der Bartram-Universität. Er hatte weiße Haare, ein gleichfarbiges Chaplin-Bärtchen, buschige Augenbrauen und kristallblaue Augen. Auch er trug Jeans und eines dieser Richard-III.-T-Shirts.
»Das Ganze ist wirklich schrecklich«, jammerte er. »Kendel und ich hatten uns so auf die neuen Artefakte gefreut.« Er schüttelte den Kopf und bat sie, Platz zu nehmen.
»Eigentlich hätte ich mir gerne zuerst diese Artefakte und die Dokumente angeschaut. Bleiben Sie noch ein bisschen hier?«, fragte Agent Jacobs.
»Das kann ich einrichten«, sagte Jonas.
»Gut. Sie sind also Ägyptologe?«, fragte Jacobs.
»Nein. Mein Fachgebiet ist die Archäologie der südöstlichen Vereinigten Staaten. Aber ich habe mir inzwischen auch ägyptologische Kenntnisse angeeignet. Ich habe mich schon immer dafür interessiert.«
»Haben Sie die Verkaufsverhandlungen über diese Altertümer geführt?«, fragte Jacobs weiter.
»Nein. Ich könnte nicht einmal den Preis eines Gebrauchtwagens herunterhandeln«, sagte Jonas. »Aber ich habe den Katalog und die Kopien der Herkunftsnachweise überprüft. Da war alles in Ordnung.«
Jacobs nickte. »Ich komme noch einmal vorbei, wenn ich mir die Artefakte angeschaut habe. Vielen Dank, dass Sie auf mich warten.«
Diane drehte sich noch einmal um, als sie mit Agent Jacob Jonas’ Büro verließ. Er sah richtiggehend elend aus. Sie lächelte ihm, wie sie hoffte, aufmunternd zu, dann ging sie mit Jacobs durch die Erdwissenschaftsabteilung am Aussichtspunkt über den Pleistozän-Saal vorbei. Jacobs hielt an, um kurz die Mammute und die anderen riesigen Tiere aus dem Pleistozän zu betrachten.
»Sind
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