Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
sie.
Wenn Frank in echt romantischer Stimmung war, war das besser als ein Urlaub am Strand oder in den Bergen oder selbst die Begehung einer Höhle – auf jeden Fall besser, als eine Nacht durchzuschlafen. Frank hatte eine Begabung fürs Romantische. Als Diane am nächsten Morgen ins Museum kam, fühlte sie sich ihren Aufgaben wieder völlig gewachsen.
Sie stellte ihren Museumswagen, den ihr ein Sicherheitsmann zu Franks Haus gebracht hatte, auf ihrem Privatstellplatz ab und ging erst einmal ins Sicherheitsbüro. Da Chanell Napier gerade ihren zweiwöchigen Jahresurlaub nahm, war ihr Stellvertreter C. W. Goodman im Moment Sicherheitschef des Museums. Er erwartete sie bereits.
Goodmans Haare waren so kurz geschnitten, dass man nicht einmal mehr erkennen konnte, ob er blond oder vorzeitig ergraut war. Er war ein dünner, knochiger Mann, der sein ganzes bisheriges Berufsleben, das Diane auf etwa fünfzehn Jahre schätzte, bei Sicherheitsdiensten verbracht hatte.
»Ich dachte mir, dass Sie als Erstes hierherkommen würden«, sagte er.
Seiner Körperhaltung war ein gewisses Schuldbewusstsein anzusehen. Er sah wirklich unglücklich aus, als er ihr einen Stuhl anbot.
Diane setzte sich nicht darauf, sondern stellte sich dahinter und stützte sich mit den Händen auf die Lehne.
»Ich weiß, wie schwer es ist, ungebetenen Gästen den Zugang zu einem Gebäude zu verwehren, das bis in den Abend hinein von so vielen Menschen besucht wird. Ich weiß auch, dass es in diesem Museum für Entschlossene Hunderte von Versteckmöglichkeiten gibt – und entschlossen war dieser Kerl auf jeden Fall«, sagte sie.
»Das stimmt, Ma’am«, sagte Goodman.
»Andererseits dachte ich bisher, dass es eine Vorschrift gibt, dass niemand nach Schließung des Museums ohne zwingenden Grund seine Wachstation verlassen darf«, fuhr sie fort.
»Auch das stimmt. Ich kann nur sagen, dass Adam eine falsche Entscheidung traf. Er wusste, dass er nur eine Minute weg sein würde, und wollte deswegen keinen anderen Wachmann behelligen. Ich glaube, er hat seine Lektion gelernt. Eine Minute ist unter solchen Umständen bereits zu lang. In einer Minute kann viel passieren«, sagte Goodman.
»Das ist wohl wahr. Ich möchte, dass Sie der gesamten Wachmannschaft noch einmal klarmachen, dass die Vorschriften, die Napier erlassen hat, ihren Sinn haben und unbedingt zu beachten sind.« Diane machte eine kleine Pause. »Mir ist bewusst, dass es in einem solchen Museum erst einmal kein großes Sicherheitsproblem zu geben scheint und man deshalb einige Vorschriften vielleicht etwas laxer auslegt. Sicher ist das hier nicht das Nato-Hauptquartier. Trotzdem müssen wir uns gegen alle möglichen Gefahren sichern. In diesem Gebäude gibt es viele wertvolle Gegenstände und eine Menge Leute, die es zu schützen gilt.«
Diane wusste, dass etliche ihrer Wachleute sie für das einzige Sicherheitsrisiko hielten. Sie konnte das allmählich gut nachvollziehen. Als sie mit ihrer Standpauke für Goodman fertig war, ging sie in ihr Büro. Wie üblich saß Andie bereits an ihrem Schreibtisch.
»Geht es Ihnen gut?«, fragte Diane.
»Geht es mir doch immer. War das eine Aufregung gestern Abend. Jetzt weiß ich auch, warum Sie so viel Spaß haben«, sagte sie.
Ich habe viel Spaß? Das wusste ich noch gar nicht. »Andie, noch einmal vielen Dank für Ihren Beistand. Was allerdings die Verfolgung dieses Kerls angeht, das tun Sie bitte nie wieder. Er ist sehr gefährlich – wer immer er ist.«
»Ich weiß, aber ich war so voller Adrenalin.«
»Das verstehe ich ja, und ich bin wirklich sehr dankbar, dass Sie gerade in diesem Moment aufgetaucht sind. Ich möchte nur nicht, dass Sie zu Schaden kommen.«
»Ja, ich weiß. Darum habe ich es auch nicht meiner Mutter erzählt«, sagte Andie.
Diane lächelte. »Gab es heute schon etwas Berichtenswertes?«
»Wir bekommen immer noch Telefonanrufe und E-Mails wegen dieser Artefakte. Einige Spender haben ihre Spenden zurückgezogen. Ich finde das ziemlich unfair«, sagte Andie.
»Das ist ihre freie Entscheidung. Noch etwas?«
»Ja, etwas wirklich Verrücktes«, sagte Andie.
»Das muss es wohl sein, wenn Sie es verrückt nennen. Eigentlich sind verrückte Dinge bei uns langsam etwas ganz Normales.«
»Sie wissen ja, dass ich Ihre Post öffne«, sagte Andie.
»Nun, das gehört zu Ihren Aufgaben. Ich nehme an, Sie haben dabei etwas Seltsames gefunden.«
»Das kann man wohl sagen.«
Andie holte ein dickes Päckchen aus der
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