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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Blick von Jaenelle zu wenden. »Helene, dies ist Lady ...« Verlegen zögerte er. Lady Jaenelle klang zu vertraulich.
    Jaenelle richtete ihren Mahlstromblick auf Helene, die zusammenzuckte, sich jedoch mit dem Instinkt eines gejagten Tieres nicht von der Stelle rührte. »Angelline.« Das Wort war ein mitternächtliches Flüstern.
    »Angelline.« Saetan sah Helene an und besagte ihr mit den Augen, ruhig zu bleiben. »Meine Liebe, würdest du
nachsehen, was Mrs. Beale heute für uns vorbereitet hat?«
    Helene entsann sich ihrer Stellung und machte einen Knicks. »Selbstverständlich, Höllenfürst«, erwiderte sie würdevoll. Nachdem sie auf dem Absatz kehrtgemacht hatte, verließ sie den großen Saal sicheren, maßvollen Schrittes, wofür Saetan ihr innerlich Beifall spendete.
    Mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern trat Jaenelle zur Seite.
    »Hexenkind?«, fragte Saetan sanft.
    In ihren Augen lag ein schmerzlicher, gequälter Blick, voll von Trauer, die ihn mitten ins Herz traf, weil er nicht wusste, woher der Kummer rührte – oder vielleicht auch, weil er es wusste.
    Ihre Berührung vorhin hatte ihn nicht erschaudern lassen, weil er ihrer Macht ansichtig geworden war, die so viel tiefer und gewaltiger war als die seine. Er hatte sich nicht von ihr abgewandt. Sein Entsetzen hatte dem gegolten, was er in jenem Augenblick gesehen hatte: In den Monaten ihrer Abwesenheit hatte sie das eine gelernt, was sie, wenn es nach ihm gegangen wäre, niemals hätte lernen sollen.
    Sie hatte zu hassen gelernt.
    Jetzt musste er sie davon überzeugen, dass er sich nicht von ihr abgewandt hatte, musste die Kluft zwischen ihnen überbrücken und einen Weg finden, Jaenelle zurückzuholen. Er musste sie verstehen lernen.
    »Hexenkind«, meinte er bedacht neutral, »weshalb wolltest du Helene angreifen?«
    »Sie ist eine Fremde.«
    Saetans schwaches Bein gab nach, als ihre kalte Reaktion ihn zusammenfahren ließ. Auf der Stelle schlang sie ihm die Arme um die Taille und im nächsten Moment konnte er den Boden nicht mehr unter den Füßen spüren. Etwas verwirrt blickte er an sich hinab und berührte den Boden mit dem Schuh. Er stand in der Luft, wenige Zentimeter über der Erde. Wenn er normal einen Schritt nach dem anderen
machte, würde es selbst einem guten Beobachter schwer fallen, zu erkennen, dass er nicht auf dem Boden ging. Das Einzige, was ihn verriet, war die absolute Geräuschlosigkeit.
    »Es wird dir helfen«, erklärte Jaenelle, wobei ihre Stimme so entschuldigend und besorgt klang, dass er sie mit dem Arm, den er ihr um die Schultern gelegt hatte, fest an sich zog.
    Als sie auf das Esszimmer zuschritten, benutzte Saetan sein schwaches Bein als Vorwand, um langsam gehen zu können und somit mehr Zeit zum Nachdenken zu haben. Er musste begreifen, was diese grausame Wildheit in ihr hervorgebracht hatte.
    Natürlich stimmte es, dass Helene eine Fremde war, doch auf einem Blatt Pergament, das er in seiner Schreibtischschublade unter Verschluss hielt, standen unzählige Namen von Leuten, die alle einmal Fremde gewesen sein mussten. War es, weil Helene eine Erwachsene war? Nein. Cassandra war ebenfalls erwachsen. Ebenso Titian und Prothvar, Andulvar und Mephis. Er selbst nicht zu vergessen. Weil Helene zu den Lebenden gehörte? Nein, das war es auch nicht.
    Frustriert ließ er die letzten paar Minuten erneut vor seinem geistigen Auge ablaufen, wobei er sich zwang, alles aus der Distanz zu betrachten. Das Geräusch von Schritten, die plötzliche Veränderung, die mit Jaenelle vor sich gegangen war, das raubtierhafte Verhalten des Mädchens, als sie sich vor ihn geschoben hatte ...
    Schockiert hielt er inne, wurde jedoch noch ein paar Schritte weiter gezogen, bevor Jaenelle merkte, dass er gar nicht mehr zu gehen versuchte.
    Er hatte sich gefragt, wie sie darauf reagieren würde, mit ihm in Kaeleer zu sein, außerhalb des Reiches, in dem er der Herrscher war; und nun wusste er es: Sie war bereit, ihn zu beschützen, weil sie davon ausging, sein schwaches Bein mache ihn gegenüber einem Feind verletzlich.

    Lächelnd drückte Saetan ihre Schulter und setzte seinen Weg fort.
    Geoffrey hatte Recht gehabt. Saetan besaß eine mächtigere Fessel als das Protokoll, um sie unter Kontrolle zu halten. Unglücklicherweise war aber auch er gegen diese Fessel nicht immun und so würde er in Zukunft sehr, sehr vorsichtig sein müssen.
    Mit wachsendem Entsetzen betrachtete Saetan das Essen, das sich auf dem Tisch türmte. Abgesehen von einem

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