Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
murmelte er, als er zu Wilhelmina hinüberging, um ihr beim Aufsteigen zu helfen.
Nachdem er Wilhelmina behilflich gewesen war, wandte er sich zu Jaenelle um, die jedoch bereits fest im Sattel saß und ihn angrinste.
»Am besten reiten wir los«, meinte Andrew verbissen.
Als Daemon sich umdrehte, um etwas zu erwidern, wanderte sein Blick erneut über den Hof. Sämtliche Stallburschen standen da, ohne sich zu bewegen, und beobachteten ihn. Sie wissen es alle, dachte er, während er sich auf Tänzer schwang. Sie war ihr wertvollstes Geheimnis.
Guinness trat aus seinem Büro und kam auf sie zu, den Kopf gesenkt und die Schultern nach vorne gebeugt, als kämpfe er gegen einen starken Sturm an. Als er sie erreicht hatte, nagte er eine Weile an seiner Unterlippe, bevor er sich etliche Male räusperte und in ihre Richtung blickte, ohne jemanden direkt anzusehen. Er räusperte sich erneut. »Tja, also ihr Ladys wart nun schon eine Weile nicht mehr draußen, deshalb möchte ich, dass ihr es geruhsam angehen lasst. Kein schneller Galopp und keine waghalsigen Sprünge. Höchstens Kanter, nicht schneller! Und Dä ... Tänzer war auch nicht viel draußen« – er warf Daemon einen schuldbewussten Blick zu –, »weshalb ich nicht möchte, dass ihr ihm seinen Willen lasst und er sich am Ende noch verletzt. Verstanden?«
»Wir haben verstanden, Guinness«, entgegnete Jaenelle leise. Sie klang ernst, doch um ihre Mundwinkel zuckte es verdächtig und ihre Augen glänzten.
»Lady Benedict und Prinz Alexander sind noch nicht von ihrem Ausritt zurückgekehrt. Ihr könntet ihnen also durchaus
begegnen, hört ihr mich?« Guinness nagte an seiner Lippe, dann winkte er ihnen zu und meinte schroff: »Nun macht schon.«
Die Mädchen ritten vorne weg und führten ihre Ponys in ruhigem Schritt über den Hof und auf den Weg hinaus, während Daemon und Andrew ihnen folgten.
»Ich kann mich nicht entsinnen, dass Guinness dieses Pferd je bei seinem richtigen Namen genannt hätte«, sagte Daemon.
Lächelnd zuckte Andrew mit den Schultern. »Miss Jaenelle mag es nicht, wenn wir ihn Dämon nennen. Sie behauptet, es würde ihn traurig stimmen.«
»Eines solltest du wissen, Andrew«, meinte Daemon in ruhigem Tonfall. »Sollte dieses Pferd ihr das Genick brechen, breche ich dir deines.«
Andrew musste lachen. Überrascht hob Daemon eine Braue.
»Warte, bis du die beiden zusammen siehst. Das ist ein echtes Erlebnis«, antwortete Andrew. »Wenn wir zu dem Baum kommen, kannst du die Stute haben. Ich glaube kaum, dass ein Pony dein Gewicht aushält.«
»Sehr zuvorkommend von dir«, erwiderte Daemon trocken.
Den ganzen Weg bis zu dem Baum legten sie im Schritt zurück. Als Andrew und Daemon dort ankamen, war Jaenelle bereits abgestiegen und wartete.
Der Hengst stieß ein leises Wiehern aus und warf den Kopf nach vorne. »Hallo, Tänzer«, sagte Jaenelle mit einer Stimme, die einer süßen Liebkosung glich.
»Soll ich dir hochhelfen?« sagte Daemon, während er abstieg und die Steigbügel für sie einstellte.
Andrews Kopf fuhr herum, als sei der Vorschlag völlig unpassend. Vielleicht war er es auch, denn Daemon hatte das Gefühl, dass sie keinerlei Hilfe benötigte.
Jaenelles Blick traf den seinen und sie sah ihn eine Zeit lang unverwandt an. Er fiel in jene blauen Tiefen und wusste,
dass sie längst erkannt hatte, was er nicht zuzugeben bereit war.
»Danke ... Daemon.« Ihre Stimme war eine federleichte Liebkosung, die seinen Rücken hinabstrich und ihn beruhigte.
Mit einem leichten Schwindelgefühl faltete er die Hände und beugte sich nach vorn. Einen Augenblick lang lag ihr Fuß in seinen Händen. Dann stieß sie sich ab und landete im Sattel.
Daemon starrte auf seine leeren Hände hinab und richtete sich wieder auf. Die Augen, die auf ihm ruhten, blickten leicht belustigt, doch die Augen eines Kindes waren es nicht.
»Kann es losgehen?«, sagte Jaenelle leise.
Während Daemon auf die Stute stieg, ließ Jaenelle die Reitkappe verschwinden und löste ihren Zopf, sodass ihr Haar golden hinter ihr herwehte. Die Gruppe hielt auf das Feld zu, wobei Jaenelle voranritt und der leichte Wind ihr sanftes Murmeln zu ihnen trug.
Zu seiner Erleichterung stellte Daemon fest, dass sich Philip und Leland nicht auf dem Feld befanden. Da bemerkte er, dass Tänzer ihnen mittlerweile ein gutes Stück voraus war und soeben in pfeilschnellen Galopp verfiel.
»Sie reiten auf den Graben zu!« Als Daemon Anstalten machte, die Stute anzutreiben, um das
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