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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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stehen zu bleiben; ihr Lächeln war freundlich, und ihre Augen – Augen, deren Farbe sich je nachdem, wie die Sonne durch die Blätter fiel, zu verändern schien – waren voll heiterer Neugierde.
    »Hallo«, sagte das Mädchen, wobei sie Surreals Gesicht musterte.
    »Lady«, erwiderte Surreal, die respektvoll und ehrwürdig klingen wollte, jedoch Sadis entnervtes Stöhnen gehört hatte und gegen ein Lachen ankämpfen musste.
    »Wir sollten zurückgehen«, meinte Daemon, indem er auf das Mädchen zutrat.
    Surreal wollte gerade verschwinden, als sie Daemons Stimme vernahm: »Lady.« Der schmeichlerische, flehende Tonfall ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben. Noch niemals hatte sie ihn auf diese Weise sprechen hören. Sie blickte zu dem Mädchen, das breitbeinig dastand und sich weigerte, von Daemon fortgezogen zu werden.
    »Jaenelle«, sagte er mit einer Spur Verzweiflung in der Stimme.
    Jaenelle hörte nicht auf ihn, sondern starrte wie gebannt auf Surreals Gesicht und ihre Brust.
    Da merkte Surreal, dass das graue Juwel unter ihrem Hemd hervorgerutscht war, als sie sich gebückt hatte, um
ihren Schuh zu untersuchen. Hilfe suchend blickte sie Daemon an.
    Als Daemon Jaenelle leicht an der Schulter packte, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, fragte diese: »Bist du Surreal?« Als Surreal ihr keine Antwort gab, legte Jaenelle den Kopf in den Nacken, um zu Daemon aufzublicken. »Ist das Surreal?«
    Mit einem Mal wirkte Daemon vorsichtig, beinahe gehetzt. Er holte tief Luft, um dann langsam auszuatmen. »Ja, das ist Surreal.«
    Jaenelle faltete die Hände vor der Brust und lächelte Surreal glücklich an. »Ich habe eine Botschaft für dich.«
    Verwirrt blinzelte Surreal. »Eine Botschaft?«
    »Lady, dann werde deine Botschaft los. Wir müssen weg hier«, sagte Daemon, der versuchte, möglichst viel Nachdruck in seine Stimme zu legen.
    Zwar warf Jaenelle ihm einen unwilligen Blick zu, offensichtlich verwirrt, ihn derart unhöflich zu erleben, doch sie gehorchte. »Titian lässt dir ausrichten, dass sie dich liebt.«
    Es gelang Daemon, Surreal in dem Augenblick zu ergreifen, in dem ihre Beine nachgaben. »Findest du das vielleicht witzig?«, flüsterte sie aufgebracht, das Gesicht an seine Brust gelehnt.
    »So wahr mir die Dunkelheit helfe, Surreal, es ist kein Witz.«
    Surreal blickte zu ihm auf. Furcht war auch etwas, das sie noch nie zuvor in seiner Stimme gehört hatte. Sobald sie sich wieder gefasst hatte, trat sie einen Schritt von ihm zurück. »Titian ist tot«, stieß sie gepresst hervor.
    Jaenelles Verwirrung stieg. »Ja, das weiß ich.«
    »Woher kennst du Titian?«, fragte Daemon leise, doch seine Stimme bebte vor Anspannung. Er zitterte und Surreal wusste, dass es nichts mit der kühlen Brise zu tun hatte, die aufgekommen war.
    »Sie ist die Königin der Harpyien und hat mir erzählt, dass ihre Tochter Surreal heißt. Außerdem hat sie mir beschrieben,
wie Surreal aussieht und dass die Fassung ihres Juwels dem Familienwappen ähneln könnte. Die Dea al Mon tragen es normalerweise in Silber, aber Gold passt besser zu dir.« Jaenelle sah die beiden an. Sie war immer noch froh, ihre Botschaft überbracht zu haben, doch die Reaktionen der anderen ergaben in ihren Augen nicht den geringsten Sinn.
    Am liebsten wäre Surreal fortgelaufen, geflohen, und hätte das Kind mit sich genommen, das nichts Besonderes dabei fand, als Brücke zwischen den Lebenden und den Toten zu fungieren. Sie versuchte etwas zu sagen, irgendetwas, doch kein Geräusch kam über ihre Lippen. Also warf sie Daemon einen auffordernden Blick zu, nur um feststellen zu müssen, dass auch er nicht Herr seiner selbst war.
    Schließlich schüttelte er sich, legte Jaenelle einen Arm um die Schultern und führte sie auf den privaten Garten zu.
    »Warte«, rief Surreal. Sie wankte, hielt sich jedoch auf den Beinen. Ihre Augen glänzten feucht und ihre Stimme war tränenerstickt. »Solltest du Titian wiedersehen, dann sag ihr doch bitte, dass auch ich sie liebe.«
    Das Lächeln, das sie durch den Tränenschleier erkennen konnte, war zärtlich und verständnisvoll. »Das werde ich, Surreal. Ich vergesse es ganz bestimmt nicht.«
    Dann waren sie fort.
    Surreal wankte auf einen Baum zu und schlang die Arme um den Stamm, während ihr Tränen das Gesicht hinabliefen. Dea al Mon. Der Familienname? Das Volk, aus dem Titian stammte? Sie wusste es nicht, doch es war mehr Wissen, als sie je zuvor gehabt hatte. Innerlich fühlte sie sich zerrissen, und

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