Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
oder konnte. Doch auch sie war eine Hüterin und diese Art Liebe war nicht länger Teil ihres Lebens. Ein paar Nachteile brachte das Schattenleben eben doch mit sich. Dennoch genoss er es, Haut an Haut zu spüren und die Rundungen eines weiblichen Körpers nachzufahren. Wenn sie nur zur Sache kommen und mit diesen verfluchten Kreisen aufhören würde! Er erinnerte sich nämlich noch sehr gut daran, was sie zu bedeuten hatten.
Er griff nach ihrer Hand und hielt sie an seine Brust gedrückt. »Nun?« Als er den Kopf wandte, um sie aufs Haar zu küssen, konnte er spüren, wie sie die Stirn runzelte. Ärgerlich presste er die Lippen zusammen. Hatte sie vergessen, wie leicht es ihm fiel, die leisesten Stimmungen einer Frau zu erfassen? Würde sie leugnen, was ihm förmlich ins Gesicht geschrien hatte, als er die Küche betreten hatte?
»Nun was?« Sie küsste ihn zärtlich neckend auf die Brust.
Saetan atmete tief durch. Seine Geduld neigte sich dem Ende zu. »Nun, wann wirst du mir endlich erzählen, was sich heute Nachmittag zugetragen hat?«
Sie verkrampfte sich. »Was sich heute Nachmittag zugetragen hat?«
Er biss die Zähne zusammen. »Die Wände erinnern sich daran, Cassandra. Ich bin auch eine Schwarze Witwe. Soll ich es dem Mauerwerk entnehmen und sich noch einmal abspielen lassen oder wirst du es mir erzählen?«
»Es gibt wirklich nicht viel ...«
»Nicht viel!« Saetan stieß einen Fluch aus, als er von ihr wegrollte und sich gegen das Kopfbrett lehnte. »Haben dich die Jahrhunderte schwachsinnig werden lassen?«
»Hör auf ...«
Er blickte ihr direkt in die Augen. »Ich mache dir Angst«, sagte er verbittert. »Nie habe ich dir ein Leid zugefügt, habe dich nie angerührt, wenn ich wütend war, ja ich bin so gut wie nie laut geworden. Stattdessen habe ich dich geliebt, dir immer gut gedient und meine ganze Kraft eingesetzt, um jene ganzen trostlosen Jahre hindurch einen Schwur zu halten. Und dennoch jage ich dir Angst ein. Seit dem Tag, an dem ich mit dem schwarzen Juwel zurückkam, hast du Angst vor mir gehabt.« Er lehnte den Kopf zurück und starrte zur Decke empor. »Vor mir hast du Angst, doch gleichzeitig besitzt du die Kühnheit, meinen Sohn in Rage zu bringen, und dann so zu tun, als sei nichts gewesen! Was ich mir nicht erklären kann, ist, warum dieser Ort überhaupt noch steht und ich nicht nach deinen Überresten suche, oder warum er nicht an der Türschwelle auf mich gewartet hat. Hast du ihm von mir erzählt? War ich der Trumpf in deinem Ärmel, den du hervorgezogen hast, damit er so lange zaudert, bis du ihn beruhigen konntest?«
»So war es nicht!« Cassandra schlang die Bettdecke um sich.
»Wie war es denn dann?« Der verzweifelte Versuch, seine Wut zu zügeln, ließ seine Stimme matt klingen.
»Er kam hierher, weil er dachte, ich – wir – wollten Jaenelle Schaden zufügen.«
Saetan schüttelte den Kopf. »Du vielleicht, ich nicht. Von mir wusste er bereits.« Er wandte den Blick ab, da er ihre Verwirrung nicht sehen wollte. Abgesehen davon wollte er
sich nicht ausmalen, was passieren könnte, wenn die hauchdünne Verbindung zwischen Daemon und ihm zerbräche.
»Saetan ... hör mir zu.« Cassandra streckte ihm eine Hand entgegen.
Einen Augenblick zögerte er, bevor er ebenfalls den Arm ausstreckte und zuließ, dass sie sich an seine Schulter lehnte. Dann lauschte er ihrem Bericht der Ereignisse des Nachmittags, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen, obwohl er den Verdacht hegte, dass sie viel zu viele Ecken und Kanten abgeschliffen hatte.
»Du hattest großes Glück«, meinte er, als sie schließlich schwieg.
»Ja, natürlich. Er trägt Schwarz.«
Kopfschüttelnd stieß Saetan ein verächtliches Schnauben aus. »Jedes Juwel verfügt über verschiedene Stärken. Das weißt du so gut wie ich.«
»Er hat keine echte Ausbildung genossen.«
»Mach nicht den Fehler, Fähigkeit mit Schliff zu verwechseln. Vielleicht tut er nicht alles, was er machen will, mit Finesse, aber das heißt nicht, dass er es nicht tun kann.«
Es beunruhigte sie, dass ihre Version des Treffens ihn nicht besänftigt hatte. Dabei war ihre Schilderung vorsichtshalber nicht allzu konkret gewesen!
»Du klingst, als hättest du Angst vor ihm«, meinte sie mürrisch.
»Das habe ich auch.«
Sie keuchte.
Auf einmal spürte Saetan Überdruss in sich aufsteigen. Er hatte Cassandra und Hekatah und all die Hexen satt, die er gekannt hatte. Egal was sie für ihn empfanden oder auch nicht, sie hatten immer
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