Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
nur Augen für seine Juwelen gehabt und in ihm das Mittel gesehen, ihre eigenen Ziele zu erreichen. Allein die eine Hexe mit den Saphiraugen sah Saetan in ihm. Ihn selbst, sonst nichts.
»Warum?«, wollte Cassandra wissen und musterte gespannt sein Gesicht.
Saetan schloss die Augen. So satt. Und da draußen gab es noch einen Mann, einen viel verzweifelteren Mann, der erst siebzehn Jahrhunderte miterlebt hatte und allem ganz genauso überdrüssig war. »Weil er stärker ist als ich, Cassandra. Und zwar nicht nur, weil er noch lebt. Er ist stärker, als ich es je war, und er ist ... rücksichtsloser.«
Cassandra biss sich auf die Lippe. »Er weiß von Jaenelle. Ich hatte den Eindruck, dass er weiß, wo sie zu finden ist.«
Er stieß ein scharfes Lachen aus. »Oh, das kann ich mir gut vorstellen. Von seinem Zimmer zu ihrem dürfte es nicht allzu weit sein.«
» Was? «
»Er steht im Dienste ihrer Familie, Cassandra. Er lebt im selben Haus.« Langsam beugte er sich zu ihr und nahm ihr Kinn zwischen die Finger. »Fängst du jetzt an zu begreifen? Er weiß von mir, weil Jaenelle ihm davon erzählt hat. Sie hatte sicher nicht die leiseste Ahnung, dass er die Wände hochgehen würde. Und ich weiß von ihm, weil er mir durch Jaenelle eine Botschaft hat zukommen lassen. Eine höfliche Botschaft, die mich davor warnen sollte, ihm ins Gehege zu kommen.«
»Er will wohl nicht Haushofmeister werden.«
Saetan stieß ein amüsiertes Lachen aus. »Nein, das hätte mich auch überrascht.«
Sie seufzte. »Du bist mir immer noch böse, weil ich mit ihm gesprochen habe.«
»Nein, bin ich nicht. Ich wünschte nur ...« Dass ich ihn hätte sehen und mit ihm sprechen können, die Kraft seines Griffes spüren und den Klang seiner Stimme hören. Dass wir uns ein ehrliches Urteil über einander hätten bilden können. Wir sind wegen Jaenelle dazu gezwungen, einander zu vertrauen, weil sie uns vertraut.
Zärtlich strich er über Cassandras Haar. »Versprich mir, vorsichtig zu sein. Hekatah sucht nach Jaenelle. Wenn
Dorothea sie bei ihren Bemühungen unterstützt, wird er am besten wissen, aus welcher Richtung die Gefahr kommt. Ob er uns dann um Hilfe bittet, hängt ganz davon ab, ob er uns vertraut. Ich will dieses Vertrauen, Cassandra, und nicht nur um Jaenelles willen. So viel schuldest du mir.«
Kapitel 10
1Terreille
W eshalb musste sie immer so verdammt viele Fragen stellen?, dachte Daemon, der stur geradeaus blickte, während sie durch den Garten spazierten. Beinahe vermisste er Wilhelmina, die aufgrund einer Erkältung das Bett hütete. Wenn ihre Schwester anwesend war, stellte Jaenelle ihm zumindest keine Fragen, die ihm die Schamesröte ins Gesicht trieben.
»Du wirst mir keine Antwort geben, oder?«, wollte Jaenelle nach einer unbehaglichen Schweigeminute wissen.
»Nein.«
»Weißt du die Antwort nicht?«
»Ob ich die Antwort weiß oder nicht, spielt keine Rolle. Es ist kein Thema, das ein Mann mit einem jungen Mädchen diskutiert.«
»Aber du weißt die Antwort.«
Daemon ließ ein Knurren vernehmen.
»Würdest du es mir sagen, wenn ich älter wäre?«, hakte Jaenelle nach.
Vielleicht gab es doch noch einen Ausweg. »Ja, wenn du älter wärst, schon.«
»Wie alt?«
»Was?«
»Wie alt müsste ich sein?«
»Neunzehn«, meinte er rasch und fühlte sich etwas entspannter. Wer wusste schon, welch unmögliche Fragen sie in sieben Jahren auf dem Herzen haben würde, aber zumindest musste er diese hier im Moment nicht beantworten.
»Neunzehn?«
In seiner Magengegend machte sich ein mulmiges Gefühl breit. Er beschleunigte seine Schritte. Die zufriedene Art, mit der sie es gesagt hatte, ließ Unbehagen in ihm aufkommen.
»Der Priester meinte, er würde es mir sagen, wenn ich fünfundzwanzig bin«, erklärte Jaenelle fröhlich, »aber du wirst es mir sechs Jahre früher sagen!«
Daemon blieb wie angewurzelt stehen. Seine Augen verengten sich, als er das glückliche, zu ihm gewandte Gesicht mit den heiteren Saphiraugen betrachtete. »Du hast den Priester gefragt?«
Jaenelle wirkte ein wenig nervös, woraufhin er sich auf der Stelle besser fühlte. »Nun ... also ... ja.«
Als er sich vorstellte, wie Saetan versuchte, mit derselben Frage fertig zu werden, musste er ein Lachen unterdrücken. Er räusperte sich und gab sich Mühe, streng dreinzublicken. »Stellst du mir immer dieselben Fragen wie ihm?«
»Das kommt darauf an, ob ich eine Antwort bekomme oder nicht.«
Daemon biss die Zähne zusammen, um einen Fluch
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