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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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runzelte. Es ärgerte sie immer, dass Jaenelle unbeirrt damit fortfuhr, alle beim Vornamen zu nennen. Alle außer ihm. »Danke, Liebes«, sagte sie ein wenig steif. »Solltest du nicht längst im Bett sein?«
    »Ich wollte dir nur eine gute Nacht wünschen«, erwiderte Jaenelle höflich, doch Daemon entging die leichte Veränderung ihrer Miene nicht, die Trauer unter der kindlichen Maske. Ebenso fiel ihm auf, dass sie zu ihm nichts sagte.
    Auf dem Weg nach draußen spürte er auf einmal, dass sich etwas in der Tasche seines Jacketts befand. Als er mit den Fingern die Ecke des Briefumschlags ertastete, schnürte sich ihm die Kehle zu.
    Im Laufe des Abends tastete er immer wieder verstohlen nach dem Couvert und hätte sich am liebsten mit einer Ausrede zurückgezogen, um es hervorziehen zu können. Jahre der Selbstdisziplin ließen ihn jedoch so lange ausharren, bis Alexandra befriedigt in ihrem Bett eingeschlafen war und er sich in seinem eigenen Zimmer befand.
    Er starrte das schwarze Wachs an. Der Priester hatte seine Nachricht also gelesen. Nachdem er sich mit der Zunge die Lippen benetzt und tief durchgeatmet hatte, erbrach er das Siegel.
    Die Handschrift war kraftvoll, sauber und wies altmodische Schnörkel auf. Er las die Antwort, las sie erneut ... und brach in Gelächter aus.
    Daemon hatte geschrieben: »Was machst du, wenn sie dir eine Frage stellt, die kein Mann einem Kind beantworten würde?«
    Saetan hatte geantwortet: »Ich hoffe, dass du zuvorkommend
genug bist, sie für mich zu beantworten. Wenn du dich jedoch einmal in die Ecke getrieben fühlen solltest, dann schick sie zu mir. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, von ihr schockiert zu werden.«
    Grinsend schüttelte Daemon den Kopf und versteckte den Brief zwischen seinen privaten Papieren. In jener Nacht, und noch etliche Nächte danach, schlief er mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
    2Terreille
    M it gerunzelter Stirn stand Daemon unter dem Ahornbaum in der Gartennische. Vor wenigen Minuten hatte er Jaenelle hier hineinschlüpfen sehen und er konnte spüren, dass sie sich ganz in der Nähe aufhielt, doch trotzdem war er nicht in der Lage, sie zu finden. Wo ...
    Über seinem Kopf bewegte sich ein Ast. Sobald Daemon nach oben blickte, musste er heftig schlucken, um sich die Standpauke zu verbeißen, die ihm auf der Zunge lag. Als er versuchte, tief durchzuatmen, und sich in der Kälte weißer Nebel vor seinen Nasenlöchern bildete, stieß Jaenelle ihr silbernes, samtweiches Lachen aus.
    »Drachen können das sogar, wenn es nicht kalt ist!«, rief sie fröhlich, während sie vom niedrigsten Ast des Baumes auf ihn herabblickte. Sie kauerte etwa zweieinhalb Meter über seinem Kopf auf einem Ast, die Arme um die Knie geschlungen, ohne erkennbare Rettungsmöglichkeit, sollte sie das Gleichgewicht verlieren.
    Daemon interessierte sich nicht für Drachen und sein Herz war längst nicht mehr dabei, ihm in die Hose zu rutschen – sondern befand sich mittlerweile auf dem Weg in Richtung seiner Füße.
    »Würdest du die Freundlichkeit besitzen, von da oben herunterzukommen, Lady?«, sagte er und wunderte sich
selbst, dass seine Stimme so beiläufig klang. »Von Höhen wird mir immer ein bisschen übel.«
    »Tatsächlich?« Überrascht zog Jaenelle die Brauen empor. Mit einem Schulterzucken erhob sie sich und sprang.
    Sofort machte Daemon einen Satz nach vorne, um sie aufzufangen, riss sich selbst jedoch gleich darauf wieder zurück. Mit großen Augen beobachtete er, wie sie es graziös den um sie her tanzenden Blättern gleichtat und nach unten schwebte, bis sie schließlich einen Meter vor ihm auf dem Rasen landete.
    Daemon richtete sich ganz auf, um an dem Baum emporzublicken. Bleib ruhig. Wenn du sie anschreist, wird sie dir keinerlei Fragen beantworten.
    Er atmete tief durch. »Wie bist du da hochgekommen?«
    Sie bedachte ihn mit einem Lächeln, das gleichzeitig unsicher und gewitzt war. »Genauso, wie ich runtergekommen bin.«
    Seufzend ließ Daemon sich auf der gusseisernen Bank nieder, die den Baumstamm umgab. »Mutter der Nacht«, murmelte er, als er den Hinterkopf an die Rinde lehnte und die Augen schloss.
    Lange Zeit herrschte Schweigen. Er wusste, dass sie ihn beobachtete und sich den Kopf über sein aus ihrer Sicht merkwürdiges Verhalten zerbrach.
    »Kannst du denn nicht in der Luft stehen, Prinz?«, wollte sie zögernd wissen, als habe sie Angst, seine Gefühle zu verletzen.
    Daemon öffnete die Augen ein kleines Stück. Er konnte seine

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