Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Jaenelle ihn an. Dann brach sie in Gelächter aus. »Neiiiiiin!« Blitzschnell hob sie den Arm und traf ihn mit einem Schneeball an der Brust.
Die nächsten paar Minuten herrschte erbitterter Krieg, wobei beide einander gegenseitig bombardierten, so schnell sie nur Schneebälle formen konnten.
Als es vorbei war, war Daemon von Kopf bis Fuß mit Schnee bedeckt. Er beugte sich vor, die Hände auf die Knie gestützt. »Ich räume das Feld, Lady«, stieß er keuchend hervor.
»Das solltest du auch«, erwiderte sie frech.
Daemon blickte auf, eine Augenbraue hochgezogen.
Jaenelle rümpfte die Nase und lief in Richtung der Gartennische.
Nach wenigen Schritten hielt Daemon, der ihr gefolgt war, inne und blickte hinter sich. Nur er alleine hatte Fußspuren hinterlassen. Er ging in die Hocke, um den Schnee genauer zu untersuchen. Nun, nicht ganz. Im Schnee, der auf den Weg zu der Nische zuführte, ließen sich ganz leichte Abdrücke erkennen. Lachend erhob Daemon sich wieder. »Raffinierte kleine Hexe!« Er hob einen Fuß, setzte ihn auf den Schnee und konzentrierte sich, bis er das Gefühl hatte, auf festem Boden zu stehen. Anschließend zog er den anderen Fuß nach. Schritt, Schritt, Schritt. Als er zurückblickte und keine Fußspuren entdecken konnte, musste er grinsen. Dann lief er zur Nische.
Jaenelle mühte sich mit dem Unterteil eines Schneemanns ab, das sie in die Nische zu rollen versuchte. Immer noch grinsend half Daemon ihr. Danach kümmerte er sich um das Mittelteil, während sie den Kopf rollte. Sie arbeiteten in einvernehmlichem Schweigen. Er füllte die Lücken mit Schnee aus, sie stand in der Luft und formte den Kopf.
Da trat Jaenelle zurück, um ihr gemeinsames Werk zu
betrachten, und musste vor Lachen husten. Obwohl der Schneemann nur grob geformt war, war das Gesicht auf dem übermäßig dicken Körper nicht zu verwechseln.
»Du weißt schon«, stieß Daemon keuchend hervor, »dass wir, wenn irgendjemand das sieht und Graff davon hört, ganz schön Ärger bekommen.«
Als Jaenelle ihm einen Blick zuwarf, der nichts als Unfug verriet, war es ihm mit einem Mal egal, wie viel Ärger sie bekommen könnten.
Er zog die Äpfel aus der Tasche und reichte ihr einen. Jaenelle biss hinein, kaute nachdenklich und seufzte schließlich. »Er wird sowieso nicht stehen bleiben«, meinte sie mit Bedauern in der Stimme.
Daemon sah sie fragend an. »Das tun Schneemänner nie.« Er blickte zur Sonne empor, die allmählich aus den Wolken hervorlugte. »Ich denke nicht, dass der Schnee lange liegen bleiben wird. Es wird schon wärmer.«
Kopfschüttelnd biss Jaenelle erneut in den Apfel. »Nein«, sagte sie und schluckte. »Er wird kaputtgehen, bevor der Schnee schmilzt. Lange kann ich ihn nicht zusammenhalten. « Mit gerunzelter Stirn strich sie sich durchs Haar, während sie die Schnee-Graff betrachtete. »Irgendetwas fehlt. Etwas, von dem ich noch nichts weiß und das den Schnee länger zusammenhalten könnte …«
Dass du es überhaupt kannst, übersteigt bereits alles, was die meisten je erreichen, Lady.
»… das ihn verweben könnte …«
Ein Schauder lief ihm über den Rücken. Er warf den Rest seines Apfels für die Vögel in Richtung der Büsche. »Denk nicht einmal daran!«, sagte er und es war ihm egal, wie schroff seine Stimme klang.
Überrascht blickte sie ihn an.
»Denk nicht einmal daran, mit dem Weben von Träumen herumzuexperimentieren, bevor du von jemandem unterwiesen worden bist, der wirklich Ahnung davon hat.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drückte
sanft zu. »Einen Traum zu weben kann sehr gefährlich sein. Schwarze Witwen lernen es erst im zweiten Teil ihrer Ausbildung, weil es so leicht ist, sich in dem Netz zu verfangen. « Mit ausgestreckten Armen hielt er sie von sich und blickte ihr forschend ins Gesicht. »Bitte versprich mir, dass du nicht versuchen wirst, es alleine zu tun, sondern dass du dich erst von den besten Lehrmeistern unterrichten lassen wirst.« Weil ich es nicht ertragen würde, wenn du nur noch eine leere Schale mit dumpfem Blick wärst und ich wüsste, dass du für immer irgendwo außer Reichweite verloren bist.
Daemons Hände schlossen sich fester um ihre Schultern. Ihre nachdenkliche Miene jagte ihm Angst ein.
»Ja«, sagte sie endlich. »Du hast natürlich Recht. Wenn ich es lerne, sollte ich mich an diejenigen wenden, die dazu geboren wurden, mich zu unterrichten.« Sie musterte die Schnee-Graff. »Siehst du? Es fällt schon auseinander.«
Der
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