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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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wissen.
    Seitdem er ihr begegnet war, wusste er, dass sie Hexe war – und Hexe trug die schwarzen Juwelen. Er hatte es gewusst, doch es war ihm gelungen, sich selbst einzureden, dass sie Schwarz erst im Erwachsenenalter tragen würde, nicht jetzt . In der langen Geschichte des Blutes hatte es nur wenige Hexen gegeben, die Schwarz getragen hatten, und sie waren nach ihrem Opfer an die Dunkelheit damit ausgestattet worden. Niemand hatte je laut Geburtsrecht Schwarz getragen!
    Es war dumme Selbsttäuschung gewesen, vor allem da er den Beweis genau vor der Nase gehabt hatte. Sie war in der Lage, Dinge zu tun, von denen die übrigen Blutleute nur träumen konnten, und als Mentor hatte sie sich den Höllenfürsten
höchstpersönlich erwählt. Einige Facetten ihrer Persönlichkeit waren atemberaubend und fürchterlich zugleich.
    Schwarz laut Geburtsrecht. Sie trug laut Geburtsrecht Schwarz. Süße Dunkelheit, was würde aus ihr werden, sobald sie das Opfer dargebracht hatte?
    Daemon schlug die Augen auf und sah eine kleine, weiße Gestalt langsam den Gartenweg entlanglaufen. Als er das Fenster öffnete, war er sofort vom kalten Regen durchnässt, doch er merkte es gar nicht. Er stieß einen einzelnen, leisen Pfiff aus und sandte ihn entlang eines akustischen Fadens, der auf die Gestalt gerichtet war.
    Sie wandte sich zu ihm um, fügte sich und kam auf sein Fenster zu.
    Daemon lehnte sich nach draußen, als Jaenelle zu ihm emporschwebte, packte sie unter den Armen und zog sie ins Zimmer. Dann setzte er sie auf dem Boden ab, schloss das Fenster und zog die Vorhänge zu. Als er Jaenelle schließlich ansah, zog sich sein Herz vor Schmerz zusammen.
    Zitternd stand sie da, das Regenwasser tropfte auf den Boden, und ihre Augen waren glasig und voller Schmerz. Ihr Nachthemd, die Hände und die nackten Füße waren völlig verdreckt.
    Daemon hob sie hoch und trug sie ins Badezimmer, wo er die Wanne mit heißem Wasser voll laufen ließ. Den ganzen Tag über war sie unnatürlich still gewesen und er hatte Angst gehabt, sie könnte krank werden. Jetzt musste er befürchten, dass sie unter Schock stand. Unter ihren Augen waren dunkle Ringe und sie schien nicht zu wissen, wo sie war.
    Sie wehrte sich, als er versuchte, ihr das Nachthemd über den Kopf zu ziehen. »Nein«, meinte sie schwach, indem sie sich an das Kleidungsstück klammerte.
    »Ich weiß, wie Mädchen aussehen«, fuhr Daemon sie an, zog ihr das Nachthemd aus und hob sie in die Wanne. »Setz
dich.« Er hob den Zeigefinger und sie stellte ihre Versuche ein, aus der Badewanne zu klettern.
    Er ging ins Schlafzimmer und holte den Brandy und das Glas, die er in der untersten Schublade seines Nachttisches aufbewahrte. Zurück im Badezimmer ließ er sich auf dem Wannenrand nieder und goss einen großen Schluck in das Glas, um es ihr anschließend zu reichen.
    »Trink das.« Er beobachtete, wie sie einen kleinen Schluck nahm und das Gesicht verzog, bevor er die Flasche an die Lippen setzte und selbst trank. »Trink!«, meinte er verärgert, als sie ihm das Glas zurückgeben wollte.
    »Es schmeckt mir aber nicht.« Es war das erste Mal, dass sie so jung und verletzlich klang. Am liebsten hätte er laut geschrien.
    »Was …« Er wusste es. Plötzlich, viel zu klar, wusste er es. Der Schlamm, das Klagelied, die Risse an ihren Händen vom Graben in der harten Erde, der Schmutz unter ihren Fingernägeln. Er wusste es.
    Daemon nahm einen weiteren großen Schluck von dem Brandy. »Wer?«
    »Rose«, erwiderte Jaenelle mit dumpfer Stimme. »Er hat meine Freundin Rose umgebracht.« Dann erschien ein wildes Feuer in ihren Augen und ihre Lippen verzogen sich zu einem schmalen, bitteren Lächeln. »Er hat ihr die Kehle aufgeschlitzt, weil sie sich weigerte, ihn zu berühren. Ihn da anzufassen.«
    Seine Kehle schnürte sich zu und das Blut hämmerte in seinem Innern, so stark wie eine wütende Brandung gegen einen Fels. Es fiel ihm so unglaublich schwer zu atmen.
    Die Grabesstimme. Die mitternächtliche, hohle, uralte Zornesstimme, das Flüstern des Wahnsinns. Er hatte sich damals im Garten nicht getäuscht. Es war keine Einbildung gewesen.
    Laut Geburtsrecht Schwarz.
    Hexe .

    Sie wollte ihn umbringen, weil er ein Mann war. Das zu akzeptieren machte es leichter, Ruhe zu bewahren.
    »Wer hat sie umgebracht?«
    Jaenelle nippte an dem Brandy. »Onkel Bobby«, flüsterte sie. Sie schaukelte mechanisch vor und zurück, während ihr die Tränen das Gesicht hinabrannen. »Onkel Bobby.«
    Da nahm er

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