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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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anderen, unterbrochen nur von vereinzelten Flüchen. Als er Daemon bemerkte, zog er die buschigen Brauen über den trüben Augen zusammen.
    »Und was wünschen Euer Hochwohlgeboren zu so früher Morgenstunde?«, fuhr Guinness ihn an, bevor er die Flasche an die Lippen setzte und einen großen Schluck nahm.
    Sie wissen es, dachte Daemon, als er Guinness die Flasche aus der Hand nahm und sich ebenfalls einen Schluck
genehmigte. Was auch immer Jaenelle an diesen Ort brachte, begann bereits zu verblassen, und sie wussten es. Er gab Guinness die Flasche zurück und sagte leise: »Lass Tänzer satteln.«
    »Bist du nicht mehr ganz bei Trost?«, rief Guinness und stierte Daemon zornig an. »Der hat gestern Nacht beinahe seine Box eingetreten und versucht, Andrew zu Brei zu trampeln. Das wird heute Morgen kein erholsamer Spazierritt, wenn es das ist, wonach dir der Sinn steht.«
    Daemon blickte über die Schulter. Andrew lehnte an der Tür zu Tänzers Box, wobei er nur auf einem Bein lehnte, um das andere zu schonen. »Ich sattle ihn«, verkündete Daemon und drängte sich an dem Stalljungen vorbei, ohne auf das dumpfe Gemurmel von Guinness zu hören.
    Als er den Riegel wegzog, um die obere Hälfte der Boxentür zu öffnen, schnellte Andrews zitternde Hand vor, um ihn aufzuhalten. »Er will jemanden umbringen«, flüsterte Andrew.
    Daemon betrachtete die eingesunkenen Augen in dem blassen, verängstigten Gesicht. »Ich auch.« Dann öffnete er die Tür.
    Der Hengst warf sich gegen die Öffnung.
    »Ssscht, Bruder, ssscht«, meinte Daemon leise. »Du und ich, wir müssen miteinander reden.« Daemon machte die untere Hälfte der Tür auf. Das Pferd zitterte. Während Daemon ihm mit der Hand den Hals entlangstrich, bereute er, dass er Jaenelles Geruch von seiner Haut abgewaschen hatte, da das Pferd ihm den Kopf zuneigte und offenkundig nach einer Beruhigung suchte. Daemon achtete darauf, sich langsam zu bewegen. Als Tänzer gesattelt war, führte er ihn auf den Hof und stieg auf.
    Sie ritten zu dem Baum.
    Hier stieg Daemon ab, lehnte sich an den Baum und starrte in Richtung des Hauses. Der Hengst rüttelte am Gebiss seines Zaums und rief ihm in Erinnerung, dass er nicht alleine war.

    »Ich wollte mich von dir verabschieden«, flüsterte Daemon. Zum ersten Mal sah er wirklich die Intelligenz – und die Einsamkeit – in den Augen des Tieres. Danach versagte ihm immer wieder die Stimme, als er zu erklären versuchte, warum Jaenelle nie wieder zu dem Baum kommen, warum es keine Ausritte mehr geben würde und auch keine Gespräche. Einen Augenblick lang strich ein Murmeln durch seinen Geist und er hatte das eigenartige Gefühl, derjenige zu sein, mit dem gesprochen, dem etwas erklärt wurde, und das Echo der Worte traf ihn mitten ins Herz. Wieder allein zu sein. Nie wieder jene Arme zu sehen, die sich ihm freudig entgegenstreckten. Nie wieder jene Stimme zu hören, die seinen Namen rief. Nie wieder …
    Daemon stieß ein Keuchen aus, als Tänzer sich losriss und den Weg auf das Feld zugaloppierte. Tränen der Trauer brannten Daemon in den Augen. Das Pferd mochte einen einfacher gestrickten Verstand haben, doch sein Herz war genauso groß wie das eines Menschen.
    Als Daemon das Feld erreicht hatte, starrte er lange ins Leere, bevor er langsam in Richtung des breiten Grabens am anderen Ende aufbrach.
    Wäre es besser gewesen, ihm nichts zu sagen? Ihn die einsamen Tage und Wochen und Monate hindurch warten zu lassen? Oder noch schlimmer, ihm zu versprechen zurückzukommen, um ihn zu holen, und das Versprechen dann nicht einhalten zu können?
    Nein, dachte Daemon, als er den Graben erreichte. Tänzer hatte das Recht verdient, eine eigene Wahl zu treffen.
    Daemon rutschte die Seitenwand des tiefen, breiten Grabens hinab. Unten lag Tänzer, seltsam verrenkt, im Sterben. Nachdem Daemon sich neben ihn gesetzt hatte, legte er sich behutsam den Kopf des Pferdes in den Schoß. Er streichelte Tänzers Hals und murmelte Worte des Kummers in der Alten Sprache.
    Beende das Leiden. Tänzers Kräfte schwanden und Daemon müsste nur kurz gewaltsam in den Geist des Pferdes
eingreifen, um es umzubringen. Daemon holte tief Luft ... und konnte es nicht tun.
    Wenn die Hölle der Ort war, an dem sich die Toten der Blutleute versammelten, wenn sie starben, während ihr Selbst noch zu stark war, um in der ewigen Nacht aufzugehen, begaben sich dann auch die Verwandten , von denen Jaenelle gesprochen hatte, dorthin? Gab es eine Herde dämonentoter Pferde,

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