Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
dass du uns aufgesucht hast. Deshalb werde ich heute Nachmittag mit einer bewaffneten Eskorte kommen, um ihn abzuholen und hier in der Botschaft gefangen zu setzen, während wir auf die Genehmigung der Hohepriesterin warten, ihn nach Hayll zurückzuschicken.« Lächelnd streckte er seine Hand aus. »Selbstverständlich benötige ich seinen Kontrollring, um ihn möglichst schnell kampfunfähig zu machen und für deine Sicherheit sorgen zu können.«
Greer hielt die Luft an, während Alexandra zögerte. Schließlich zog sie sich den Kontrollring zweiten Grades vom Finger
und ließ ihn in seine Hand fallen. Daraufhin nickte Greer dem Botschafter zu, der sich in der Nähe der Tür aufgehalten hatte. Der Mann eilte herbei und geleitete Alexandra nach draußen, wobei er ihr besänftigende Lügen zuflüsterte.
Nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, steckte Greer sich den Ring ungeschickt an den kleinen Finger. Dann streckte er die linke Hand aus und bewunderte den goldenen Reif.
Bastard , dachte Greer schadenfroh. Jetzt hab ich dich, Bastard! Zuerst war da Kartane gewesen, der ihn zu einer ›besonderen Feier‹ in Briarwood eingeladen hatte, und nun diese Königin, die ihm etwas von Sadis Interesse an ihren Enkelinnen vorjammerte. Die ganze Zeit, die Greer nach dem Opfer der Dunklen Priesterin Ausschau gehalten hatte, hatte der Sadist mit dem kleinen Flittchen gespielt, während der Mischling in Pruul Blut schwitzte. Wenn wir ihm von dem Angebot erzählen, das du so spöttisch abgelehnt hast, und dich dann ausgestreckt an zwei Pfosten ketten und ihm eine Peitsche in die Hand drücken, wie viel von deiner Haut würde wohl übrig bleiben, bevor ihm der Arm lahm würde? Und welchen Teil deiner Anatomie würdest du vermissen, wenn er mit dir fertig wäre?
Greer schüttelte sich. Jene verlockenden Aussichten würden warten müssen. Hier war die Chance, auf die er gewartet hatte, die Chance, Sadi bis tief in sein Innerstes zu treffen und sich gleichzeitig der Dunklen Priesterin gegenüber gefällig zu erweisen.
Alexandra war eine Närrin, ihren einzigen Schutz vor Sadi fahren zu lassen. Wenn sie den Kontrollring mit derselben Brutalität benutzt hätte, die er anzuwenden gedachte, hätte sie Sadi in die Knie zwingen und ihn ausreichend schwächen können, sodass er keinerlei Bedrohung mehr wäre. Und der Bedrohung, die er darstellte, musste unbedingt Einhalt geboten werden.
Heute Abend würde er Daemon Sadi völlig in der Hand haben.
6Terreille
D aemon blickte sich flüchtig in seinem Zimmer um. Die Schrankkoffer waren gepackt und mithilfe der Kunst auf die Reise geschickt. Er hatte sich sogar in den Trakt mit den Kinderzimmern geschlichen, um einen kleinen Koffer für Jaenelle zu packen. Der Gedanke, etwas für sie Wichtiges zurückgelassen zu haben, ließ ihn jedoch nicht los. Jene kalte Ecke in ihrem Kleiderschrank barg wahrscheinlich ihre persönlichsten Besitztümer, doch er hatte weder die Zeit noch die entbehrliche Energie, um zu enträtseln, auf welche Art und Weise sie ihre Schätze weggeschlossen hatte. Er hoffte, dass er und Saetan sie holen könnten, sobald Jaenelle Beldon Mor sicher verlassen hatte.
Beim Öffnen der Tür erschreckte er die Köchin, die mit erhobener Hand davor stand, als wolle sie anklopfen.
»Man verlangt in der Eingangshalle nach dir«, meinte sie besorgt.
Daemons Augen verengten sich. Warum schickte man die Köchin mit dieser Botschaft zu ihm? »Ist Jaenelle zurück?«
»Weiß ich nicht. Lady Angelline war heute Vormittag eine Zeit lang weg, aber seitdem sie zurück ist, haben sie und Lady Benedict sich im Kindertrakt bei Miss Wilhelmina und Graff aufgehalten. Ich glaube nicht, dass Lord Benedict zu Hause ist und Prinz Alexander ist schon den ganzen Tag in seinem Büro.«
Daemon öffnete seinen Geist, um die mentalen Signaturen um sich her aufnehmen zu können. Sorge. Angst. Das war zu erwarten gewesen. Erleichterung? Seine goldenen Augen verhärteten sich, als er an der Köchin vorbeistrich und in Richtung der Eingangshalle ging. Wenn Alexandra ein Spiel mit ihm spielte ...
Sobald er in den Hauptkorridor einbog, sah er Greer mit zwanzig hayllischen Wächtern. Im nächsten Moment gaben seine Beine beinahe unter den Schmerzen nach, die von
dem Ring ausgingen. Er kämpfte darum, nicht zusammenzubrechen, während er Alexandra, die mit Leland und Philip an einer Seite der Eingangshalle stand, einen bitterbösen Blick zuwarf.
»Nein, Sadi«, erklang Greers schmierige
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