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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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schlagen oder ihr die Bezahlung verweigern. Es war ein berauschendes Gefühl.
    Drei Jahre lang durchstreifte sie die Straßen, wobei ihr kindlicher Körper und ihr ungewöhnliches Aussehen die niederträchtigsten Männer anzogen. Doch ihr Geschick mit dem Messer hatte sich herumgesprochen und jedermann wusste, dass es klüger war, Surreal im Voraus zu bezahlen.
    Drei Jahre. Dann spürte sie eines Tages in einer Gasse,
die sie bereits mental ausgekundschaftet und für sicher befunden hatte, jemanden hinter sich. Blitzschnell wirbelte sie herum, den Dolch in der Hand, und starrte entgeistert Daemon Sadi an, der an einer Mauer lehnte und sie beobachtete. Ohne nachzudenken rannte sie die Gasse entlang, um ihm zu entkommen, und traf auf einen mentalen Schild, der sie gefangen hielt, bis Daemon sie am Handgelenk packte. Er sprang einfach auf die Winde auf und zog sie mit sich. Da sie noch nie in einem jener mentalen Netze gereist war, klammerte sie sich orientierungslos an ihn.
    Eine Stunde später saß sie in einem anderen Teil des Reiches an einem Küchentisch in einem ausgebauten, möblierten Dachboden. Tersa wich ihr nicht von der Seite und ermunterte sie, etwas zu essen, während Daemon sie beobachtete und Wein trank.
    Zu nervös, um zu essen, schleuderte Surreal ihm entgegen: »Ich bin eine Hure.«
    »Keine sehr gute«, erwiderte Daemon gelassen.
    Erbost bedachte Surreal ihn mit jedem Gossenwort, das sie kannte.
    »Siehst du, was ich meine?«, fragte er lachend, als sie endlich schwieg.
    »Was willst du von mir?«
    »Du bist ein Kind gemischten Blutes. Zur Hälfte ist es hayllisches Blut.« Er spielte mit seinem Glas. »Die Artgenossen deiner Mutter leben ... na ... ein-, zweihundert Jahre? Du hingegen kannst zweitausend oder mehr werden. Hast du vor, all die Jahre damit zu verbringen, Abfälle zu fressen, die in Hinterhöfen herumliegen, und in schmutzigen Absteigen zu schlafen? Es gibt andere Arten, das zu betreiben, was du tust – für bessere Unterkünfte, besseres Essen und bessere Bezahlung. Natürlich müsstest du als Lehrling anfangen, aber ich kenne einen Ort, wo sie dich aufnehmen und ausgezeichnet ausbilden würden.«
    Mehrere Minuten lang stellte Daemon eine Liste zusammen. Als er fertig war, schob er sie Surreal zu. »Eine Frau
mit einer Ausbildung kann es sich leisten, mehr Zeit in einem Sessel zu sitzen, als auf dem Rücken zu liegen. Ein ausgesprochener Vorteil, würde ich sagen.«
    Mit Unbehagen starrte Surreal auf die Liste. Dort standen die zu erwartenden Fächer – Literatur, Sprachen, Geschichte – und dann, am Ende der Seite, eine Auflistung von Fähigkeiten, die eher zu den Kampf- als den Liebeskünsten gehörten.
    Als Tersa den Tisch abräumte, erhob sich Daemon von seinem Stuhl und beugte sich über Surreal, wobei seine Brust an ihrem Rücken entlangstrich und sein warmer Atem sie an ihrem spitzen Ohr kitzelte. »Raffinesse, Surreal«, flüsterte er. »Raffinesse ist eine großartige Waffe. Es gibt andere Möglichkeiten, einen Mann unschädlich zu machen, als die Wände mit seinem Blut zu bespritzen. Wenn du so weitermachst, werden sie dich früher oder später finden. Es gibt so viele Arten, jemanden umzubringen.« Er lachte in sich hinein, doch es klang tückisch. »Manche Männer sterben aus Mangel an Liebe... manche sterben wegen ihr. Denk darüber nach.«
    Surreal machte sich ins Haus des Roten Mondes auf. Die Besitzerin und die anderen Frauen wiesen sie in die Schlafzimmerkünste ein. Den Rest lernte sie im Stillen für sich allein. Binnen zehn Jahren war sie die am besten bezahlte Hure im Haus – und Männer bezahlten sie auch für ihre sonstigen Fähigkeiten.
    Sie reiste durch ganz Terreille und bot ihre Dienste jeweils dem besten Haus des Roten Mondes an, das sich vor Ort befand. Außerdem nahm sie vorsichtig Aufträge im Rahmen ihres anderen Berufes an, der eine weit größere Herausforderung für sie darstellte – und der ihr mehr Freude bereitete. Immer trug sie einen Bund mit Schlüsseln zu Stadthäusern, Suiten, Dachböden bei sich – einige in den teuersten Vierteln, andere in ruhigen Hinterstraßen, wo niemand lästige Fragen stellte. Gelegentlich begegnete sie Tersa und kümmerte sich um sie, so gut es ging.

    Manchmal geschah es, dass sie sich einen Zufluchtsort mit Sadi teilte, wenn er dem Hof, an dem er gerade diente, entflohen war, um einen ruhigen Abend zu genießen. Für Surreal waren es gute Zeiten. Wenn er zum Reden aufgelegt war, konnte sie aus seinem breiten

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