Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Stundenglassabbaten zu tun, obwohl die Männer des Blutes, die an der Macht waren, Schwarze Witwen geächtet hatten. Sie hatte eine Tochter, Leland, die mit Robert Benedict verheiratet war.
Und alle lebten sie gemeinsam auf dem Angelline-Anwesen in Beldon Mor.
Surreal zog das Essen so lange wie möglich hin, bis sie sich dem Bett zuwandte. Ein Prinz, der Grau trug und sein Verlangen lange Zeit nicht gestillt hatte, konnte ein unbeabsichtigt rauer Bettgenosse sein, doch das bereitete ihr keinerlei Sorgen. Auch sie trug Grau, wenn auch niemals während der Arbeitszeit. Sie legte immer das grüne Juwel an, das ihr laut Geburtsrecht zustand, oder auch gar keines, damit ihre Kunden sich ihr überlegen fühlen konnten. Doch Philip war einer der wenigen Männer, die sie in ihrem Zweitberuf kannte, die nicht nur nehmen, sondern tatsächlich auch geben wollten.
Ja, Philip war ein guter Auftakt ihres Aufenthaltes.
Surreal dämpfte das Kerzenlicht, bis das Zimmer in rauchiger Dämmerung dalag. Er überstürzte nichts, sondern berührte, schmeckte, genoss. Und während sie ihn unmerklich lenkte, ließ sie ihn das tun, weshalb er zu ihr gekommen war.
Der Morgen dämmerte bereits, als Philip sich ankleidete und sie zum Abschied küsste.
Surreal starrte zum Gazebaldachin ihres Bettes empor. Sie war ihren Preis wert gewesen und mehr als das. Im Gegenzug hatte er sie auf angenehme Weise von den Erinnerungen abgelenkt, die sie in letzter Zeit heimsuchten und die der Grund waren, weshalb sie nach Chaillot gekommen war. Erinnerungen an Titian, Tersa ... und den Sadisten.
Surreal war zehn Jahre alt gewesen, als Titian eines Nachmittags
Tersa mit nach Hause brachte und die schmutzverkrustete Hexe kurzerhand in ihr eigenes Bett steckte. Während der wenigen Tage, in denen die wahnsinnige Schwarze Witwe bei ihnen war, lauschte Titian stundenlang Tersas zusammenhanglosem Gerede, das mit seltsamen Scherzen und rätselhaften Andeutungen durchsetzt war.
Eine Woche, nachdem Tersa sie verlassen hatte, kehrte sie mit dem kältesten, schönsten Mann zurück, den Surreal je zu Gesicht bekommen hatte; der erste Kriegerprinz, dem sie je begegnet war. Er sagte nichts, sondern ließ Tersa vor sich hin plappern, während er Titian beobachtete. Sein glühender Blick ließ das Kind neben der Mutter erzittern.
Schließlich hörte Tersa zu reden auf und zupfte den Mann am Ärmel. »Das Kind ist Blut und sollte in die Kunst eingewiesen werden. Sie hat ein Anrecht, die Juwelen zu tragen, wenn sie stark genug ist. Daemon, bitte.«
Seine goldenen Augen verengten sich, als er eine Entscheidung traf. Aus der Innentasche seines Jacketts holte er mehrere Goldstücke aus einer Brieftasche und platzierte sie sorgsam auf den Tisch. Er rief ein Stück Papier und einen Federhalter herbei und schrieb ein paar Worte nieder, bevor er den Zettel zusammen mit einem Schlüssel auf die Münzen legte.
»Eine luxuriöse Bleibe ist es nicht, aber warm und sauber. « Seine tiefe, verführerische Stimme ließ Surreal wohlig erschauern. »Sie liegt ein paar Straßen von hier in einem Viertel, wo keine Fragen gestellt werden. Auf dem Zettel stehen außerdem die Namen zweier möglicher Lehrer für das Mädchen. Es sind tapfere Männer, die sich jedoch die Gunst der Mächtigen verscherzt haben. Ihr könnt die Wohnung so lange haben, wie ihr möchtet.«
»Und der Preis?« Titians leise Stimme war eiskalt.
»Dass ihr Tersa aufnehmt, wann immer sie sich in diesem Teil des Reiches aufhält. Ich selbst werde die Wohnung nicht benutzen, solange ihr dort seid, aber Tersa muss Zugang
zu dem Zufluchtsort haben, den ich ursprünglich für sie ausgesucht habe.«
Auf diese Weise einigte man sich, und wenige Tage später bewohnten Surreal und Titian die erste anständige Behausung, die das Mädchen jemals gesehen hatte. Der Hausherr erklärte ihnen mit einem leichten Zittern in der Stimme, dass die Miete bezahlt sei. Die Goldstücke wurden für ordentliches Essen und warme Kleidung ausgegeben und Titian war froh, nicht länger jeden Mann über ihre Türschwelle lassen zu müssen.
Im darauf folgenden Frühjahr, nachdem Surreal mit Hilfe ihrer Lehrer Fortschritte erzielt hatte, kehrte Tersa zurück und nahm das Mädchen zur nächsten heiligen Stätte mit, damit es seine Geburtszeremonie empfangen könne. Als Surreal wieder nach Hause kam, hielt sie voller Stolz ein ungeschliffenes grünes Juwel in Händen. Mit Tränen in den Augen wickelte Titian das Juwel vorsichtig in ein weiches Tuch
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