Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Ernst. Jedes Mal, wenn seine Hände oder seine Zunge ihr Erlösung verschafften, entriss er ihrem Geist die Gazeschleier der Sinnlichkeit und sie war gezwungen, Glas um Glas von seiner bitteren Verachtung zu trinken. Als er sie das letzte Mal zum Höhepunkt brachte, bog sie ihm die Hüften entgegen und flehte ihn an aufzuhören. Sein kaltes, beißendes Gelächter schloss sich um ihre Rippen, bis sie keine Luft mehr bekam. Sobald sie in die süße, gefühllose Erlösung entglitt, war es vorbei.
Alles war vorbei.
Als ihre Gedanken wieder klarer wurden, konnte sie im Badezimmer Wasser rauschen hören. Wenige Minuten später erschien Daemon, vollständig bekleidet, und wischte sich das Gesicht mit einem Handtuch trocken. Zwischen ihren Beinen verspürte sie das pochende Verlangen, erfüllt zu werden, nur ein einziges Mal. Sie flehte ihn an, ihr ein wenig tröstende Erleichterung zu verschaffen.
Daemon schenkte ihr sein kaltes, grausames Lächeln. »Nun weißt du, wie es ist, mit Haylls Hure ins Bett zu steigen. «
Sie musste weinen.
Daemon schleuderte das Handtuch auf einen Stuhl. »An deiner Stelle würde ich keinen künstlichen Ersatz benutzen«, meinte er freundlich. »Jedenfalls nicht in den nächsten Tagen. Es würde nichts helfen und könnte dein Verlangen sogar noch viel, viel schlimmer machen.« Er lächelte sie noch einmal an, bevor er aus der Wohnung spazierte.
Sie wusste nicht, wie lange er schon fort war, als die Seile um ihre Gelenke und Knöchel endlich verschwanden und sie zur Seite rollen konnte, die Knie fest an die Brust gezogen, während sie sich die Scham und Wut aus dem Leib schrie.
Von da an hatte sie Angst vor ihm und fürchtete sich davor, seine Gegenwart zu spüren, wenn sie eine Wohnungstür öffnete. Begegneten sie einander, behandelte er sie mit kühler Höflichkeit und sprach nur selten – und nie wieder sah er sie mit dem geringsten Anzeichen von Wärme an.
Surreal starrte zu dem Gazebaldachin empor. Das war vor fünfzig Jahren gewesen, und er hatte ihr nie verziehen. Jetzt... Sie erschauderte. Jetzt stimmte etwas nicht mit ihm, etwas Schreckliches, wenn die Gerüchte wahr waren. Es gab keinen Hof, der ihn mehr als ein paar Wochen lang halten konnte. Zu viele Blutleute verschwanden und wurden nie wieder gesehen, sobald sein Zorn mit ihm durchging.
Er hatte Recht gehabt. Es gab viele, viele Arten, einen Mann umzubringen. So gut sie auch sein mochte, kostete es sie doch immer Mühe, die Leiche verschwinden zu lassen. Der Sadist hinterließ jedoch nie auch nur die geringste Spur.
Surreal stolperte unter die Dusche und seufzte, als ihre
verkrampften Muskeln sich unter dem heißen Wasser zu lockern begannen. Zumindest bestand wohl nicht die Gefahr, ihm während ihres Aufenthalts in Beldon Mor in die Arme zu laufen.
4Hölle
S elbst das laute Hämmern an der Tür von Saetans Arbeitszimmer konnte Prothvars ungehemmtes Fluchen und Jaenelles empörtes Gezeter nicht übertönen.
Saetan schloss das Buch auf dem Lesepult. Es hatte eine Zeit gegeben, als niemand jene Tür hatte öffnen, geschweige denn zu Kleinholz zerschlagen wollen. Er ließ sich auf einer Ecke des Ebenholzschreibtisches nieder und wartete mit verschränkten Armen ab.
Andulvar, dessen Miene eine beunruhigende Mischung aus Angst und Zorn widerspiegelte, stürzte ins Zimmer, dicht gefolgt von Prothvar, der Jaenelle am Kragen ihres Kleides hinter sich herzog. Als sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, packte er sie von hinten und hob sie hoch.
»Lass mich runter, Prothvar!« Jaenelle hob das Knie und trat Prothvar gezielt in den Schritt.
Prothvar heulte auf und ließ sie fallen.
Anstatt zu Boden zu stürzen, machte Jaenelle eine geschickte Rolle in der Luft, bevor sie aufrecht stehen blieb, immer noch ein paar Zentimeter über der Erde. Im nächsten Augenblick ließ sie eine Flut an Flüchen in mehr Sprachen los, als Saetan zuordnen konnte.
Er zwang sich, gebieterisch und unparteiisch dreinzublicken, und entschied nach kurzem Zögern, dass es nicht der rechte Zeitpunkt war, um dem Mädchen einen Vortrag über die angemessene Ausdrucksweise junger Damen zu halten. »Hexenkind, einem Mann in die Weichteile zu treten,
mag ein effektiver Weg sein, seine Aufmerksamkeit zu erlangen, dennoch gehört es nicht zu den Dingen, die ein Kind tun sollte.« Er fuhr unwillkürlich zusammen, als sie sich ihm wachsam zuwandte.
»Warum nicht?«, wollte sie wissen. »Ein Freund sagte mir, dass ich das immer tun soll, wenn mich ein
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