Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
beste Frau«, meinte Surreal und steckte sich müde die langen, schwarzen Haare hinter die spitzen Ohren.
Deje stützte sich mit den Händen am Tisch ab und beugte sich besorgt zu Surreal. »Niemand bezahlt dich für einen Tanz mit ... Nun, du weißt selbst, wie schnell Gerüchte kursieren und es hieß, es habe Ärger gegeben.«
»Ich hatte meine Finger nicht im Spiel, der Dunkelheit sei Dank.«
Deje seufzte. »Da bin ich aber froh. Der Kerl stammt von einem Dämon ab, so viel ist sicher.«
»Wenn nicht, sollte es zumindest so sein.«
»Du kennst den Sadisten?«, fragte Deje mit wachsamem Blick.
»Flüchtig«, erwiderte Surreal widerstrebend.
Nach kurzem Zögern meinte Deje: »Ist er so gut, wie man sagt?«
Surreal erschauderte. »Frag nicht.«
Deje wirkte überrascht, fand aber gleich wieder zu ihrer geschäftsmäßigen Art. »Egal, es geht mich ohnehin nichts an.« Sie kam um den Tisch herum, legte Surreal einen Arm um die Schultern und führte sie den Gang entlang. »Ein Gartenzimmer, würde ich sagen. Abends kannst du friedlich draußen sitzen und deine Mahlzeiten kannst du auf dem Zimmer zu dir nehmen, wenn du möchtest. Sollte
jemandem auffallen, dass du hier bist, und deine Gesellschaft erwünscht werden, sage ich, dass es deine Mondzeit ist und du Ruhe benötigst. Die meisten haben sowieso keine Ahnung.«
Surreal schenkte Deje ein unsicheres Lächeln. »Nun, es stimmt sogar.«
Deje schüttelte den Kopf und schnalzte verärgert mit der Zunge, als sie die Tür öffnete und Surreal in das Zimmer führte. »Manchmal bist du genauso unvernünftig wie ein störrisches Kind.« Sie murmelte etwas vor sich hin, während sie die Tagesdecke vom Bett zog und die Kissen aufschüttelte. »Zieh dir ein hübsch bequemes Nachthemd an – nicht eines von diesen Seidendingern – und ab ins Bett mit dir! Heute Abend gibt es eine herzhafte Suppe. Davon bekommst du etwas aufs Zimmer. Außerdem habe ich ein paar neue Romane in der Bibliothek, nette, leichte Kost. Ich bringe dir ein paar, dann kannst du dir etwas aussuchen. Und ...«
»Deje, an dir ist eine Mutter verloren gegangen«, meinte Surreal lachend.
Deje stemmte die Hände in die ausladenden Hüften und setzte eine beleidigte Miene auf. »Und so etwas zu jemandem in meinem Geschäft!« Sie scheuchte Deje vor sich her. »Ab ins Bett und dann will ich kein weiteres Wort mehr von dir hören. Schätzchen? Schätzchen, was ist denn nur los mit dir?«
Surreal ließ sich aufs Bett sinken, wobei ihr Tränen die Wangen hinabliefen. »Ich kann nicht schlafen, Deje. Ich träume davon, dass ich an einem bestimmten Ort sein und etwas tun soll, aber ich weiß nicht, wo oder was.«
Nachdem Deje sich auf der Bettkante niedergelassen hatte, wischte sie Surreal die Tränen vom Gesicht. »Es sind nur Träume, Schätzchen. Ja, glaub mir, du bist einfach am Ende deiner Kräfte.«
»Ich habe Angst, Deje«, flüsterte Surreal. »Etwas stimmt nicht mit ihm, das spüre ich. Als ich einmal die Flucht vor
ihm angetreten hatte und hoffte, in die entgegengesetzte Richtung zu laufen, konnte der ganze verfluchte Kontinent gar nicht groß genug sein. Ich brauche einen sicheren Ort.« Surreal blickte Deje an, die großen Augen voller Gespenster, die sie heimsuchten. »Ich brauche Zeit.«
Deje strich Surreal übers Haar. »Sicher, Schätzchen, sicher. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Unter meinem Dach wird dich niemand zu etwas drängen. Aber jetzt geh ins Bett. Ich werde dir etwas zu essen bringen und etwas, das dir beim Einschlafen hilft.« Sie küsste Surreal hastig auf die Stirn und eilte aus dem Zimmer.
Als Surreal in ein altes, weiches Nachthemd geschlüpft war, kletterte sie ins Bett. Es war gut, wieder in Dejes Haus, gut, wieder auf Chaillot zu sein. Wenn nun auch noch Sadi nicht auftauchte, könnte sie vielleicht ein wenig schlafen.
7Terreille
D aemon klopfte an die Küchentür.
Die muntere, kleine Melodie, die jemand in dem Zimmer gesungen hatte, verstummte abrupt.
Während Daemon darauf wartete, dass ihm geöffnet wurde, blickte er sich um und stellte zu seiner Befriedigung fest, dass das gemütliche Häuschen in gutem Zustand war. Der Rasen und die Blumenbeete wirkten gepflegt, und obwohl das Sommergemüse beinahe abgeerntet war, versprachen die gesunden Stauden am anderen Ende des Gartens zu einer späteren Jahreszeit zahlreiche Kürbisse.
Noch war es jedoch zu früh für eine Ernte. Daemon stieß ein bedauerndes Seufzen aus, als er sich an Mannys Kürbiskuchen
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