Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
finde, oder ob ich meine, dass es Bienenstiche sind?«
Karla machte die Jacke wieder zu, verschränkte die Arme und blickte ihn aus jenen eisblauen Augen an, die nur noch schmale Schlitze waren. »Reichlich unverschämt, oder?«
»Nun, er ist schließlich ein Kriegerprinz«, entgegnete Jaenelle.
Eisblaue Augen trafen auf saphirne. Beide Mädchen lächelten.
Karla zuckte mit den Schultern. »Na gut, dann werde ich eben ein höflicher Gast sein.« Sie trat auf Saetan zu, ohne dass der Schalk aus ihrem Lächeln gewichen wäre. »Küsschen. «
Er gewährte ihr nicht die Genugtuung, ihn zusammenzucken zu sehen.
Einen Augenblick später wandte sich Karla von ihm ab und ging auf Jaenelle zu. » Du bist mir eine Erklärung schuldig.
Ich musste mir diese ganzen verfluchten Zaubersprüche selbst beibringen.« Sie drängte Jaenelle in den Salon und schloss die Tür.
Saetan starrte auf seinen Schuh hinab. »Verdammt, sie ist mir tatsächlich auf die Zehen gestiegen«, murmelte er, ohne zu merken, dass Morton nahe genug an ihn herangetreten war, um seine Bemerkung zu hören.
»Hö …Höllenfürst.«
»Lord Morton, es gibt nur eines, was ich dir zu sagen habe.«
»Sir?« Morton versuchte, ein Zittern zu unterdrücken.
Es gelang Saetan nicht ganz, sich ein wehmütiges Lächeln zu verkneifen. »Du hast mein ganzes Mitleid.«
Erleichtert atmete Morton auf. »Danke, Sir. Ich kann es gut gebrauchen.«
»Bedien dich bei den Erfrischungen dort drinnen.« Saetan wies matt in Richtung der geschlossenen Tür. »Und gib mir Bescheid, sobald sie Pläne schmieden, irgendwelche Mauern einzureißen.«
Bumm!
In der ersten Schrecksekunde befürchtete Saetan, seine Warnung sei zu spät erfolgt. Dann erst merkte er, dass erneut jemand an der Eingangstür klopfte – auch wenn es nach mehr als bloßem Klopfen klang.
Wenn Karla Eis war, war dieses Mädchen pures Feuer: dunkelrotes Haar, das ihr tief bis auf den Rücken hing, grüne blitzende Augen und ein wallendes Kleid, das an herbstlich rauschende Wälder erinnerte. Sie kam direkt auf Saetan zu, änderte jedoch schlagartig die Richtung, als Jaenelle und Karla die Köpfe aus dem Salon steckten. Grinsend hielt sie ein Kleiderbündel empor. »Ich wusste nicht, ob wir letzten Endes nicht doch in die Stallungen gehen oder den Garten umgraben würden, also habe ich passende Kleidung für jede Gelegenheit mitgebracht.«
Saetan musste ein Stöhnen unterdrücken. Zog sich denn keine der jungen Damen gerne fein an?
Die Mädchen verschwanden im Salon – und schlossen die Tür hinter sich.
Der Jüngling, der zusammen mit der Feuerhexe gekommen war, war groß, gut aussehend und ein paar Jahre älter. Er hatte braune Locken und blaue Augen. Lächelnd bot er seine Hand zu einem formlosen Gruß.
Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend griff Saetan nach der Hand. Ihm war klar, dass diese blauen Augen nur eines bedeuten konnten: Ärger.
»Du musst der Höllenfürst sein«, sagte der junge Krieger immer noch lächelnd. »Ich bin Khardeen von der Insel Scelt.« Er deutete mit dem Daumen in Richtung des Salons. »Das ist Morghann.«
Die Salontür öffnete sich. Zögernd kam Jaenelle auf die beiden zu und streckte dem Jüngling schließlich beide Hände zum förmlichen Gruß entgegen. »Hallo Khary.«
Khary warf einen Blick auf die ihm entgegengestreckten Hände, bevor er sich wieder Saetan zuwandte. »Hat Jaenelle dir je von ihrem Abenteuer mit dem Stein meines Onkels erzählt …«
» Khary «, stieß Jaenelle atemlos hervor, wobei sie Saetan einen nervösen Seitenblick zuwarf.
»Hmm?« Khary lächelte sie an. »Wusstest du, dass eine herzliche Umarmung einen Mann ganz schnell vergessen lassen kann, was er eben sagen wollte? Das ist eine allseits bekannte Tatsache. Es überrascht mich, dass du noch nichts davon gehört hast.«
Jaenelle hatte bis eben auf den Fußballen balanciert, jederzeit bereit wegzulaufen. Jetzt ließ sie die Fersen auf den Boden sinken und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Tatsächlich.«
Saetan entschied, dass es das Klügste war, die beiden zu beobachten, ohne etwas zu sagen.
Sekunden verstrichen. Als Jaenelle sich nicht rührte, wandte Khardeen sich erneut an Saetan. »Das war nämlich so …«
Jaenelle bewegte sich.
»Du musst mich nicht so fest umarmen, dass ich keine Luft mehr bekomme«, meinte Khary, während er sie behutsam in die Arme schloss.
»Was wolltest du eben sagen?«, erkundigte Jaenelle sich unheilvoll.
»Wollte ich etwas
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