Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
Gewässern, die durch das Land flossen, herauszudestillieren und in einen Trank zu mischen?
»Es ist wunderbar«, flüsterte er.
»Freut mich, dass es dir schmeckt.«
»Nein, wirklich«, versicherte er, als sie zu lachen anfing. »Dieses Zeug schmeckt normalerweise schrecklich, und dein Trank hier ist richtig gut.«
Ihr Gelächter verstummte. »Heiltränke sollen gut schmecken, Lucivar. Ansonsten würde sie doch niemand trinken wollen.«
Da er dem nichts entgegenzusetzen hatte, schwieg er und leerte genüsslich seinen Trank. Er war so zufrieden, dass er nicht einmal murrte, als sie eine Schüssel mit in Brühe getunktem Brot vor ihn hinstellte. Sein Appetit nahm beträchtlich zu, als er die Fleischstücke bemerkte, die sich in der Suppe befanden.
Dann sah er, dass sie dasselbe aß.
»Im Laufe der Heilung hast du nicht nur meine Reserven völlig aufgebraucht, nicht wahr, Katze?« Es gelang ihm nicht, den Zorn ganz zu unterdrücken, der in seiner Stimme mitschwang. Wie konnte sie ein derartiges Risiko eingehen, wenn es niemanden gab, der sich um sie kümmerte?
Eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. Sie rührte mit dem Löffel in der Brühe herum und zuckte schließlich die Schultern. »Es war es wert.«
Er stach auf das Brot ein, als ihm ein ganz anderer Gedanke kam. Doch das musste warten. Lucivar kostete von der Brotsuppe. »Du kannst nicht nur leckere Heiltränke brauen, sondern bist noch dazu eine gute Köchin.«
Sie versetzte dem Brot einen Schlag mit dem Löffel, sodass sich die Brühe in einer kleinen Fontäne über den Tisch ergoss. Während Jaenelle die Spritzer aufwischte, stieß sie ein Schnauben aus und bedachte ihn mit einem zornigen Blick. »Mrs. Beale hat das hier gemacht. Ich kann nicht kochen.«
Schulterzuckend aß Lucivar einen weiteren Löffel. »Kochen ist nicht schwierig.« Als er wieder aufblickte, fragte er sich
unwillkürlich, ob jemals ein erwachsener Mann mit einem Suppenlöffel zu Tode geprügelt worden war.
»Du kannst kochen?«, wollte sie unheilvoll wissen. Dann fügte sie grollend hinzu. »Warum können so viele Männer kochen?«
Er biss sich auf die Zunge, um nicht zu sagen: »Reiner Selbsterhaltungstrieb.« Nachdem er weiter Brotsuppe gelöffelt hatte, schlug er vor: »Ich bringe dir das Kochen bei … unter einer Bedingung.«
»Und wie lautet die Bedingung?«
In dem Augenblick, bevor er auf ihre Frage antwortete, konnte er die spröde Zerbrechlichkeit in ihrem Innern spüren. Doch er konnte nur als der Kriegerprinz reagieren, der er war. »Das Bett ist groß genug für uns beide«, sagte er leise. Schlagartig wich ihr sämtliche Farbe aus dem Gesicht. »Sollte dir das unangenehm sein, kann ich nichts daran ändern. Aber wenn hier in Zukunft einer auf dem Boden vor dem Kamin schläft, dann bin ich das.«
Er konnte sehen, wie sie alles daran setzte, ihren Zorn im Zaum zu halten.
»Du brauchst das Bett«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Du bist noch nicht ganz genesen.«
»Da es hier niemanden sonst gibt, der sich um dich kümmern könnte, fällt mir als Kriegerprinz die Pflicht und das Privileg zu, es zu tun.« Er berief sich auf uralte Bräuche, die in Terreille längst in Vergessenheit geraten waren. Ihr entnervtes Knurren ließ ihn jedoch annehmen, dass sie in Kaeleer noch ihre Gültigkeit besaßen.
»Also gut.« Sie verbarg die zitternden Hände in ihrem Schoß. »Wir teilen uns das Bett.«
»Und die Bettdecke«, fügte er hinzu.
Die Mischung aus feindseligem Blick und unterdrücktem Lächeln zeigte ihm, dass sie sich nicht sicher war, was sie von ihm zu halten hatte. Daran gab es nichts auszusetzen. Er selbst war sich ebenfalls nicht sicher.
»Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass du auch ein Kissen haben möchtest.«
Er schenkte ihr sein träges, arrogantes Lächeln. »Selbstverständlich. Und im Gegenzug verspreche ich, dich nicht zu treten, wenn du schnarchst.«
Sie beherrschte die eyrische Sprache so perfekt, dass ihre Erwiderung jedem Anführer einer Jagdgesellschaft die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.
Später traf ihn der Gedanke erneut, als er bequem im Bett auf dem Bauch lag, die Flügel ausgebreitet und leicht abgestützt. Jaenelle und die Wölfe machten einen Nachmittagsspaziergang – eine unangemessene Beschreibung, die dem verschlungenen Tanz, den die drei Wölfe draußen um sie vollführen würden, nicht gerecht wurde.
Er hatte sich in die Khaldaron-Schlucht gestürzt um zu sterben, doch stattdessen
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