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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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bereits Char, der Anführer der kindelîn tôt , getan hatte. Erbitterung hatte er erwartet. Mit ihrer Wut konnte er umgehen. Ihren Hass konnte er akzeptieren. Doch nicht ihren Schmerz.
    »Titian«, hob er mit brüchiger Stimme an. »Titian, komm her.«
    Titian fuhr unbeirrt mit ihrer Totenklage fort.
    Saetan hinkte zu ihr. Sie schien es nicht zu bemerken, als er sie in die Arme nahm und fest an sich drückte. Während er ihr über das lange silberne Haar strich, murmelte er Worte des Kummers in der Alten Sprache.
    »Titian«, meinte er zärtlich, als die Totenklage zu einem bloßen Schluchzen verebbte. »Es tut mir wirklich Leid, dir derartige Pein zu verursachen, aber es war nicht zu ändern.«
    Sie streckte ihn zu Boden, indem sie ihm die Faust in den Magen rammte.
    »Es tut dir Leid«, wiederholte sie grimmig, als sie im Zimmer auf und ab stürmte. »Nun, mir auch. Es tut mir Leid, dass ich eben bloß meine Faust und kein Messer benutzt habe! Eifersüchtiger alter Mann. Bestie! Konntest du ihr diese unschuldige Romanze nicht gönnen, ohne das Mädchen aus Groll zu zerfleischen?«
    Als Saetan endlich wieder zu Atem gekommen war, stützte er sich auf einem Ellbogen auf. » Hexe kann keine der kindelîn tôt werden, Titian«, sagte er kalt. » Hexe kann auch keine Dämonentote werden. Doch sag mir, was du vorziehst: Soll ich behaupten, sie sei eine der kindelîn tôt , oder soll ich ein verletzliches junges Mädchen der Gefahr weiterer Angriffe aussetzen?«
    Wie gebannt hielt Titian inne und ihre großen blauen Augen ruhten gebannt auf Saetan, als sie sich über ihn beugte und ihn fragend ansah. » Hexe kann keine Dämonentote werden? «

    »Nein, aber du und Char seid die einzigen anderen Wesen in der Hölle, die das wissen.«
    »Ich schätze«, sagte sie langsam, »die überzeugendste Art, einen Feind zu täuschen, ist, einen Freund zu täuschen.« Sie dachte eine Weile nach, bevor sie Saetan die Hand reichte, um ihm aufzuhelfen. Anschließend holte sie seinen Stock und blickte ihm in die Augen. »Eine Harpyie ist eine Harpyie aufgrund der Art, wie sie gestorben ist. Das hat es einfacher gemacht, den Gerüchten Glauben zu schenken.«
    Das kam einer Entschuldigung näher, als das, was Saetan aus ihrem Mund erwartet hätte.
    Dankbar für die Hilfe nahm er den Stock entgegen. »Ich sage dir jetzt genau das, was ich bereits Char gegenüber erklärte: Wenn du noch immer eine Freundin bist und helfen möchtest, gibt es da etwas, das du tun könntest.«
    »Um was handelt es sich, Höllenfürst?«
    »Bleib wütend.«
    In Titians Augen loderte ein Funken auf, und über ihre Lippen huschte ein Lächeln. »Ein Pfeil, der bei nächster Gelegenheit nur knapp sein Ziel verfehlt, wäre gewiss überzeugend. «
    Saetan hob eine Braue und schnalzte mit der Zunge. »Eine Hexe der Dea al Mon, die ihr Ziel verfehlt?«
    Titian zuckte mit den Schultern. »Selbst die Dea al Mon treffen nicht immer.«
    »Nur für den Fall, dass es dir misslingen sollte, nicht zu treffen, versuch auf einen Körperteil zu zielen, der nicht lebensnotwendig ist«, meinte Saetan trocken.
    Titian blinzelte. Erneut umspielte ein Lächeln ihre Lippen. »Es gibt nur einen einzigen männlichen Körperteil, auf den eine Harpyie zielt, Höllenfürst. Für wie lebensnotwendig hältst du ihn?«
    »Geh jetzt«, erwiderte Saetan.
    Titian verneigte sich und verließ den Raum.
    Einen Augenblick lang betrachtete Saetan die Tür des Arbeitszimmers, bevor er auf seinen Schreibtisch zuhumpelte. Mit einem Seufzen ließ er sich in den Sessel sinken und
streckte die Beine aus. Kurze Zeit später verließ er das Arbeitszimmer und ging durch die Gänge hinauf in die oberen Räumlichkeiten der Burg, wo er Mephis und Andulvar anzutreffen hoffte.
    Er brauchte Gesellschaft. Männliche Gesellschaft.
    Titian zur Freundin zu haben war nicht eben tröstlich für einen Mann.
    3Terreille
    I m Mondlicht sah der Rasen wie ein gespenstischer silberner See aus, dessen Oberfläche vom Wind gekräuselt wurde. Den ganzen heißen Sommertag hindurch hatten sich am Horizont Gewitterwolken getürmt, und aus der Ferne war das Grollen des Donners zu hören gewesen.
    Surreal knöpfte ihre Jacke zu und schlang fröstelnd die Arme um den Oberkörper. In einer Stunde würde das Gewitter über Beldon Mor hereinbrechen. Doch zu diesem Zeitpunkt würde sie sich bereits wieder in Dejes Haus des Roten Mondes befinden, als Ehrengast ihres eigenen kleinen Abschiedsdinners, bevor sie sich von ihrer Berufslaufbahn im

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