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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Kopf, um ihn dann behutsam vor sich zu platzieren. Sie erbrach das Siegel an dem Fläschchen mit dem roten Verschluss, goss den Inhalt in den Becher und hielt ihm das Gefäß entgegen. »Die Reise durch ein Tor ist ein schwieriges Unterfangen. Das hier wird dir helfen.«
    Er griff nicht nach dem Becher.
    Sie stieß ein ungeduldiges Geräusch aus und nahm selbst einen Schluck, wobei sie der bittere Geschmack beinahe würgen ließ. Dann hielt sie ihm den Becher erneut hin.
    Er hielt ihn in der linken Hand, seine Nasenflügel bebten, doch er machte keine Anstalten zu trinken.
    Eine Minute verstrich. Zwei.
    Mit einem kaum wahrnehmbaren Schulterzucken leerte er den Becher.
    Die Priesterin hielt den Atem an. Wie lange würde es dauern, bis das Gift wirkte? Wann würden die Wächter in Erscheinung treten?
    Seine Augen veränderten sich. Er begann zu wanken. Dann lehnte er sich über den Altar und sah sie an, wie ein Liebender seine Lady anblicken mochte. Es gelang ihr nicht,
die Augen von seinen Lippen abzuwenden. Weich. Sinnlich. Sie beugte sich ihm entgegen. Ein Kuss. Ein süßer Kuss.
    Kurz bevor ihre Lippen sich berührten, umschlossen seine Finger ihr Handgelenk. »Miststück«, knurrte er leise.
    Erschrocken versuchte sie, sich seinem Griff zu entziehen.
    Sie starrte auf den Ring mit dem schwarzen Juwel, während der Kriegerprinz seinen Griff verstärkte.
    Seine langen Nägel gruben sich in ihr Fleisch. Dann spürte sie den scharfen Stich des Schlangenzahns, der sich unter seinem Ringfingernagel befand, und fühlte, wie das Gift ihr Blut gefrieren ließ.
    Mit der freien Hand schlug sie nach ihm, versuchte sein Gesicht zu erreichen und um Hilfe zu schreien, doch sie nahm ihre Umgebung nur noch verschwommen wahr, und ihre Lungen wollten sich nicht mehr mit der dringend benötigten Luft füllen.
    Er brach ihr Handgelenk, als er sie von sich stieß. Ihre Knochen splitterten wie trockene Zweige.
    »Das Gift in meinem Schlangenzahn wirkt nicht so schnell, wie du vielleicht denkst«, sagte er ruhig. »Letzten Endes wird es dir gelingen zu schreien. Es wird dich zwar zerreißen, aber du wirst es dennoch tun.«
    Dann war er fort, und es blieb nichts als eine Stille in der Stille der Nacht, ein Schatten im Schatten.
    Als die Wächter eintrafen, schrie sie bereits.
    5Terreille
    D er Boden unter seinen Füßen schien sich zu drehen und machte es seinen Beinen noch schwerer, Halt zu finden. Dank des widerwärtigen Hexengebräus zitterte er bereits vor Erschöpfung und wurde von Krämpfen heimgesucht.
    Hinter jener Tür würde er in Sicherheit sein. Doch als er die Hand danach ausstreckte, gab der Boden erneut nach, und er stürzte. Er fiel mit der Schulter gegen die Tür. Das alte,
moderige Holz zerbarst, und er taumelte in das Zimmer und schlug heftig mit der Seite auf dem Boden auf.
    »Verdammt«, stieß er leise knurrend hervor.
    Grauer Nebel. Ein zerschmetterter Kristallkelch. Schwarze Kerzen. Goldenes Haar.
    Blut. So viel Blut.
    Worte lügen. Blut nicht.
    »Halt den Mund, Mistkerl«, stieß er mit krächzender Stimme hervor.
    Der Boden drehte sich weiter unter ihm. Er grub seine langen Nägel in das Holz, in dem verzweifelten Versuch, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und endlich wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.
    Sein Fieber war gefährlich hoch, und er wusste, dass er Wasser und Ruhe brauchte. Im Moment wäre er eine leichte Beute für jeden, der auf den Gedanken verfiel, ihn in dem verlassenen Haus zu suchen, in dem er seine ersten Lebensjahre mit Tersa, seiner leiblichen Mutter, verbracht hatte.
    Alles hat seinen Preis.
    Wenn er vor drei Tagen in jener heiligen Stätte aufgegeben und zugelassen hätte, dass die hayllischen Wächter ihn fänden, hätte das Gift vielleicht keine derart verheerende Wirkung auf ihn gehabt. Doch er hatte seinen geschwächten Körper rücksichtslos bis zur totalen Erschöpfung getrieben, um das Tor bei den Ruinen von Burg SaDiablo zu erreichen.
    Jedes Mal, wenn der physische Zusammenbruch drohte, wenn seine Willensstärke ein klein wenig nachließ, begann sich ein grauer Nebel über seinen Verstand zu legen. Er wusste, dass dieser Nebel etwas sehr, sehr Schreckliches barg. Etwas, das er nicht sehen wollte.
    Du bist mein Instrument.
    »Nein.« Ein erneuter Versuch aufzustehen misslang. Dennoch zwang etwas in seinem Innern ihn dazu, Widerstand zu leisten. »Nein. Ich bin nicht dein Instrument. Ich … bin … Daemon … Sadi.«
    Als er die Augen schloss, wurde er von dem grauen

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