Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
kaufte Surreal auf dem Markt von einem Händler Teigtaschen mit Hühnchen und Gemüse, von einem anderen kleine Rinderpasteten, und frisches Obst von einem dritten.
»Ich werde dir einen Heiltrank brauen«, verkündete Jaenelle, nachdem sie in Surreals Bleibe angelangt waren.
Surreal nickte, ohne sich erklären zu können, weshalb Jaenelle sie überhaupt aufgesucht hatte. Dann zog sie sich ins
Badezimmer zurück, um sich zu waschen. Als sie zurückkehrte, befanden sich ein zugedeckter Teller und eine Tasse mit einem dampfenden Hexengebräu auf dem Küchentisch.
Nachdem Surreal sich auf einem Stuhl niedergelassen hatte, schlürfte sie den Trank und spürte, wie die Schmerzen in ihrem Unterleib allmählich nachließen. »Wie hast du mich gefunden?«, erkundigte sie sich.
Zum ersten Mal lag so etwas wie Belustigung in Jaenelles Lächeln. »Tja, Süße, da du die Einzige mit grauem Juwel in ganz Terreille bist, bist du nicht allzu schwer zu finden.«
»Ich war mir nicht bewusst, dass man auf diese Weise aufgespürt werden kann.«
»Wer immer dich jagt, ist nicht in der Lage, sich dieser Methode zu bedienen. Dazu muss man ein Juwel tragen, das ebenso dunkel oder dunkler ist als deines.«
»Warum wolltest du mich finden?«, fragte Surreal leise.
»Ich benötige deine Hilfe. Ich bin auf der Suche nach Daemon.«
Surreal starrte ihre Tasse an. »Was er in jener Nacht an Cassandras Altar auch getan haben mag, es geschah, um dir zu helfen. Hat er nicht schon genug gelitten?«
»Zu viel.«
Kummer und Bedauern färbten Jaenelles Stimme. Ihre Augen hätten Surreal gewiss noch mehr verraten. »Musst du diese verfluchte Brille tragen?«, wollte sie unwirsch wissen.
Jaenelle zögerte. »Meine Augen könnten dich beunruhigen. «
»Darauf lasse ich es ankommen.«
Vorsichtig hob Jaenelle die Brille ein Stück.
Jene Augen gehörten einer Person, welche die verzerrtesten Alpträume der Seele am eigenen Leib erfahren und überlebt hatte.
Surreal musste hart schlucken. »Ich verstehe, was du meinst.«
Jaenelle setzte die Brille wieder auf. »Ich kann ihn aus dem Verzerrten Reich holen, aber ich muss die Verbindung durch seinen Körper herstellen.«
Wenn Jaenelle doch nur ein paar Monate früher gekommen wäre!
»Ich weiß nicht, wo er sich aufhält«, antwortete Surreal.
»Aber du kannst nach ihm suchen. Diese Gestalt kann ich nur drei Tage pro Monat annehmen. Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit, Surreal. Wenn er nicht bald den Weg zurückfindet, wird nichts mehr von ihm übrig sein.«
Verfluchter Mist. Surreal schloss die Augen.
Jaenelle goss den Rest des Heiltranks in Surreals Tasse. »Selbst die Mondzeit einer Hexe mit grauem Juwel sollte ihr nicht derart starke Schmerzen verursachen.«
Surreal rutschte auf dem Stuhl hin und her, wobei sie schmerzhaft zusammenzuckte. »Die letzte Mondzeit habe ich unterdrückt.« Sie legte die Hände um die Tasse. »Daemon hat kurzzeitig bei mir gewohnt. Bis vor ein paar Monaten.«
»Was ist passiert?«
»Kartane SaDiablo ist passiert«, zischte Surreal. Dann lächelte sie. »Dein Zauber oder Netz oder mit was immer du Briarwood belegt hast, hat bei ihm fabelhaft gewirkt. Den Bastard würdest du nicht wiedererkennen.« Sie hielt inne. »Robert Benedict ist übrigens verstorben.«
»Wie bedauerlich«, murmelte Jaenelle mit bissigem Unterton. »Und der werte Dr. Carvay?«
»Lebt noch, mehr oder weniger. Allerdings nicht mehr allzu lange, wie ich hörte.«
»Erzähl mir von Kartane … und Daemon.«
»Im letzten Frühjahr tauchte Daemon in meiner Wohnung auf. Unsere Wege haben sich einige Male gekreuzt seit …«
»Seit der Nacht an Cassandras Altar.«
»Ja. Er ist so, wie Tersa früher war: kommt, bleibt ein paar Tage und verschwindet wieder. Diesmal blieb er. Dann tauchte auf einmal Kartane auf.« Surreal leerte ihre Tasse. »Anscheinend ist er schon seit geraumer Zeit hinter Daemon her, aber im Gegensatz zu Dorothea hat er eine genauere Vorstellung davon, wo er nach ihm suchen muss. Er fing an von Daemon zu verlangen, er solle ihm helfen, etwas gegen den schrecklichen Bann zu unternehmen, mit dem er belegt worden
sei. Als hätte er nichts getan, um dieses Schicksal zu verdienen! Sobald ihm klar wurde, dass Daemon sich im Verzerrten Reich verlaufen hatte und ihm folglich nichts nutzen würde, richtete Kartane seine Aufmerksamkeit auf mich – und bemerkte meine Ohren. In dem Augenblick, als ihm klar wurde, dass ich das Kind von Titian und ihm war, bekam Daemon einen Wutanfall
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