Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
Plop.
»Mutter der Nacht!«, schrie Adler und deutete auf die Hügel.
Lucivar zerrte sich einen Muskelstrang in seinem Genick, als er ruckartig den Kopf in Richtung der Geräusche wandte, welche die explodierenden Jhinkakörper von sich gaben.
Ein weiterer Stoß dunkler Energie fuhr durch die wenigen mentalen Fäden, die noch von dem Hexensturm übrig waren. Sie loderten jäh auf, bevor sie schwarz wurden und verschwanden.
Er glaubte, einen schwachen Schrei zu hören.
Plop. Plop. Plop.
Plop. Plop.
Plop.
Es dauerte eine halbe Minute, bis sie sechstausend Jhinka getötet hatte.
Anschließend sah sie niemanden an, sondern wandte sich nur um und begann langsam und steifbeinig auf das andere Ende des Dorfes zuzugehen.
Lucivar wollte sie bitten, auf ihn zu warten, doch seine Stimme versagte. Er wollte aufstehen, ohne recht zu wissen, wie es kam, dass er kniete. Doch seine Beine zitterten zu heftig.
Schließlich entsann Lucivar sich, was Saetan ihm über Spiralen gesagt hatte.
Er hatte keine Angst vor ihr, aber beim Feuer der Hölle, er wollte wissen, was der Auslöser hierfür gewesen war, um zumindest eine Ahnung zu haben, wie er mit ihr umgehen sollte.
Jemand zog ihn am Arm.
Randahl, der aschfahl aussah, half ihm auf die Beine.
Beide Männer keuchten vor Anstrengung, als sie endlich das Gebäude erreichten und sich gegen die Außenwand lehnten.
Randahl rieb sich die Augen. Seine Lippen bebten. »Der Junge ist gestorben«, sagte er heiser. »Sie war eben damit fertig geworden, den letzten verwundeten Landen zu heilen. Beim Feuer der Hölle, Yaslana, sie hat dreihundert von ihnen geheilt! Dreihundert in drei Tagen. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Mari riet ihr, sich hinzusetzen und sich ein wenig auszuruhen. Doch sie schüttelte den Kopf und
stolperte zu Khevin hinüber, und … und er lächelte sie nur an und starb. Tot. Völlig tot. Nicht einmal das leiseste Flüstern ist noch von ihm übrig.«
Lucivar schloss die Augen. Über die Toten würde er sich später Gedanken machen. Im Moment gab es immer noch einiges für die Lebenden zu tun. »Bist du stark genug, um eine Botschaft nach Agio zu schicken?«
Randahl schüttelte den Kopf. »Keiner von uns ist derzeit stark genug, um mit den Winden zu reisen, aber wir hätten schon gestern wieder zurück sein sollen. Es sollte sich also bereits jemand auf die Suche nach uns gemacht haben.«
»Wenn eure Leute hier eintreffen, möchte ich, dass Mari Geleitschutz bekommt und zur Burg gebracht wird.«
» Wir können uns um sie kümmern«, erwiderte Randahl aufgebracht.
Doch würde Mari wollen, dass sich die Angehörigen des Blutes in Agio um sie kümmerten?
»Bringt sie zur Burg«, wiederholte Lucivar. »Sie braucht Zeit um zu trauern und einen Ort, an dem ihr Herz wieder genesen kann. Auf der Burg wird man ihr dabei helfen.«
Randahl sah niedergeschlagen aus. »Du meinst, die dhemlanischen Blutleute werden sie besser behandeln, als wir es getan haben?«
Lucivar zuckte mit den Schultern. »Ich dachte nicht an die Blutleute, sondern an die verwandten Wesen.«
Nachdem Randahl sein Einverständnis erklärt hatte, ging Lucivar in das Gemeindehaus, um Mari zu eröffnen, dass sie zur Burg reisen würde. Ein paar Minuten lang klammerte sie sich an ihn und weinte heftig.
Er hielt sie in den Armen und spendete ihr so viel Trost wie möglich.
Als zwei Landenfrauen anboten, sich um Mari zu kümmern, ließ er sie los. Insgeheim hoffte er inständig, nie wieder mit Landen zu tun zu haben.
Er fand Jaenelle ein paar Schritte jenseits der Dorfgrenze, wo sie sich zu einer Kugel zusammengerollt hatte und ein verzweifeltes, leises Wimmern ausstieß.
Nachdem er sich auf die Knie hatte fallen lassen, wiegte er sie in seinen Armen.
»Ich wollte nicht töten«, klagte sie. »Dafür ist die Kunst nicht da. Dafür ist meine Kunst nicht da.«
»Ich weiß, Katze«, murmelte Lucivar. »Ich weiß.«
»Ich hätte einen Schild um sie legen und sie darin festhalten können, bis uns die Leute aus Agio zu Hilfe geeilt wären. Das hatte ich auch vor, aber meine Wut schäumte einfach über, als Khevin … Ich konnte ihre Gedanken spüren, konnte fühlen, dass sie uns Schmerzen zufügen wollten. Da konnte ich meinen Zorn nicht zügeln. Ich konnte ihn nicht zügeln! «
»Das liegt an den Drogen, Katze. Dieses verfluchte Zeug kann deine Gefühle eine ganze Zeit lang völlig durcheinander bringen, insbesondere in einer solchen Situation.«
»Ich töte nicht gerne. Lieber
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