Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
uns Brüder und Schwestern und dann kommt ihr her, um uns zu töten. Nie wieder. Nie wieder! Diesmal töten wir euch!«
Karla reckte den Kopf über Saetans Schulter. »Zur Hölle mit
euren Hufen und Hörnern, wir sind Heilerinnen . Lasst uns zu euren Verwundeten, damit wir uns um sie kümmern können! «
Die Einhörner zögerten kurz, schüttelten dann jedoch die Köpfe und gingen erneut zum Angriff auf die Schilde über.
»Ich erkenne keinen von ihnen wieder«, meinte Lucivar. »Und sie sind zu sehr auf Blut aus, um uns zuzuhören.«
Saetan sah zu, wie die Hengste wieder und wieder gegen die Schutzschilde anrannten. Er verstand ihre Wut und ihren Hass, doch er hatte vor zu bleiben, bis sie sich ausreichend beruhigt hatten, um ihm Gehör zu schenken. Ansonsten würden noch mehr aus ihren Reihen sterben, wenn sich nicht bald jemand um die Verletzten kümmerte.
Und er musste bleiben, weil Jaenelle inmitten jener Leichen steckte. Irgendwo da draußen.
Dann stellten die Einhörner ihre Angriffe ein. Sie umkreisten jedoch schnaubend und mit den Hufen scharrend die Gruppe, und hielten die Hörner kampfbereit gesenkt.
»Der Dunkelheit sei Dank«, murmelte Khary, als ein junger Hengst, dessen linker Vorderlauf lahm zu sein schien, langsam den Hügel erklomm.
Erleichtert berieten die Mädchen sich leise untereinander und bildeten einzelne Gruppen, die sich an verschiedenen Orten um das Heilen kümmern würden.
Saetan wünschte, er könnte ihre Zuversicht teilen. Bei dem jungen Hengst, der sich ihnen näherte, handelte es sich um Mistral. Von allen Nachkommen Kaetiens war Mistral Menschen gegenüber am misstrauischsten gewesen – und er war am gefährlichsten. Charakterzüge, die jemand aufweisen musste, von dem allgemein angenommen wurde, dass er der nächste Kriegerprinz von Sceval werden würde. In diesem Augenblick fand Saetan die herausragenden Eigenschaften des Hengstes jedoch alles andere als vielversprechend.
»Mistral.« Saetan trat vor und hob seine leeren Hände. »Du kennst uns alle, seitdem du ein Fohlen warst. Lass uns euch helfen.«
*Ich kenne euch*, entgegnete Mistral widerwillig.
*Das lässt nichts Gutes ahnen*, sagte Lucivar auf einem schwarzgrauen Speerfaden.
*Wenn das hier misslingt, dann bring alle anderen fort*, erwiderte Saetan. *Ich werde den Schild aufrechterhalten.*
*Wir müssen immer noch Katze finden.*
*Bring die anderen fort, Yaslana.*
*Ja, Höllenfürst.*
Saetan trat einen weiteren Schritt vor. »Mistral, ich schwöre dir bei den Juwelen, die ich trage, und bei meiner Liebe für die Lady, dass wir euch nichts Böses wollen.«
Was immer Mistral davon hielt, dass ein anderer Mann Anspruch auf die Lady erhob, ging unter, als Ladvarians heller Tenor in ihren Köpfen widerhallte.
*Höllenfürst? Höllenfürst! Wir haben ein paar Junge abgeschirmt, aber sie sind verängstigt und hören nicht auf uns. Die ganze Zeit rennen sie gegen den Schild an, und Jaenelle weint und hört auch nicht auf uns. Höllenfürst?*
Saetan hielt den Atem an. Was würde sich als stärker erweisen: Mistrals Treue seinem eigenen Volk gegenüber oder sein Vertrauen in Jaenelle und die Liebe, die er für sie hegte?
Mistral blickte gen Norden. Einige Zeit später schnaubte er. *Der kleine Bruder glaubt euch. Wir werden euch vertrauen. Im Moment jedenfalls.*
Am liebsten hätte Saetan sich zu Boden fallen lassen, doch er wagte nicht, auch nur das geringste Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Behutsam ließ er den schwarzen Schild sinken.
Einen Augenblick später tat Lucivar dasselbe mit dem schwarzgrauen Schutz.
Sie teilten sich in Gruppen auf. Khary und Morghann zogen los, um Ladvarian und Kaelas mit den Fohlen zu helfen. Lucivar und Karla wandten sich nach Norden; Karla als die Hauptheilerin, Lucivar als ihr Helfer. Der Rest der Gruppe suchte die Gegend nach Verwundeten ab, um sich auf diese Weise nützlich zu machen. Saetan und Gabrielle brachen gen Süden auf.
Es schmerzte, die verstümmelten Leichen der Stuten zu sehen. Es tat sogar noch mehr weh, ein Füllen zu sehen, das tot über seiner Mutter lag, die Vorderläufe aufgeschlitzt. Saetan war in der Lage, ein paar Tiere zu retten. Doch den meisten von ihnen konnte er lediglich die Reise zurück in die Dunkelheit erleichtern, indem er ihnen die Schmerzen nahm.
Stundenlang suchte er nach Fohlen, die eventuell unter ihren Muttertieren verborgen lagen. Er fand einjährige Tiere in flachen Mulden versteckt. In diesen Vertiefungen herrschte eine Macht, wie
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