Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
es genug leere Zimmer, und auf dem Speicher stehen unzählige alte Möbelstücke herum. Fang damit an. Bitte, ja?«
Saetan bat um etwas?
Jaenelle warf ihm einen halb entnervten, halb belustigten
Blick zu. »Na gut. Aber nur, weil ich nicht möchte, dass du Ärger mit Beale und Helene bekommst.«
Der Höllenfürst stieß einen tief empfundenen Seufzer aus.
Lachend wandte Jaenelle sich an Luthvian. »Vielen Dank, Luthvian.«
»Gern geschehen«, entgegnete Luthvian matt. Würden sämtliche Unterrichtsstunden auf diese Weise ablaufen? Sie wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. »Die nächste Stunde halten wir übermorgen ab«, fügte sie hinzu, als sie den Arbeitsraum verließen.
Als Jaenelle den Korridor entlangging, betrachtete sie die Gemälde an den Wänden. Interessierte sie sich tatsächlich für die Kunstwerke oder begriff sie einfach, dass die beiden Erwachsenen sich noch ein wenig unter vier Augen unterhalten wollten, nachdem sie sich mit ihr auseinander gesetzt hatten?
»Wirst du es überleben?«, fragte Saetan leise.
Luthvian beugte sich zu ihm. »Ist es immer so?«
»Oh nein«, versetzte Saetan trocken. »Heute hat sie sich besonders gut benommen. Normalerweise ist es viel schlimmer. «
Sie musste sich ein Lachen verbeißen. Es tat gut, ihn derart aus dem Konzept gebracht zu erleben. Auf diese Weise wirkte er so zugänglich, so …
Das Lachen blieb ihr in der Kehle stecken. Er war nicht zugänglich. Er war der Höllenfürst, der Prinz der Dunkelheit. Und er besaß kein Herz.
Roxie kam aus dem Schularbeitsraum. Luthvian war sich nicht sicher, was das Mädchen mit seinem Kleid angestellt hatte, doch es war definitiv um einiges weiter ausgeschnitten als zuvor.
Roxie warf Saetan einen Blick zu und fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe.
Obwohl er seine Abscheu und die aufkeimende Wut zu verbergen suchte, konnte Luthvian sie deutlich spüren. Im nächsten Moment wurden diese Gefühle von einer Kälte verdrängt, die ihr durch Mark und Bein ging und unmöglich von einem Mann ausgehen konnte.
Nicht einmal von ihm.
»Lass ihn in Ruhe«, sagte Jaenelle und starrte Roxie unverwandt an.
Als Jaenelle sich Roxie näherte, lag etwas erschreckend Wildes, ja Raubtierhaftes in ihren Bewegungen. Und jene Kälte stieg aus einer Tiefe zu ihnen empor, die Luthvian sich lieber erst gar nicht vorzustellen versuchte.
»Wir müssen gehen«, meinte Saetan rasch und packte Jaenelle am Arm, als sie gerade an ihm vorbeigleiten wollte.
Jaenelle entblößte die Zähne und knurrte ihn an. Es war ein Geräusch, das unmöglich einer menschlichen Kehle entstammen konnte.
Saetan erstarrte.
Zu verängstigt, um sich bewegen oder etwas sagen zu können, beobachtete Luthvian die beiden. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was sich zwischen ihnen abspielte, und konnte nur hoffen, dass er stark genug war, um Jaenelles Wut im Zaum zu halten – obgleich sie insgeheim mit schrecklicher Gewissheit wusste, dass es nicht so war. Selbst mit seinen schwarzen Juwelen stand er nicht über seiner Tochter. Möge die Dunkelheit Erbarmen haben!
Die Kälte verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
Saetan ließ Jaenelles Arm los und folgte ihr mit dem Blick, bis die Eingangstür hinter ihr ins Schloss fiel. Dann sackte er gegen die Wand.
Als Heilerin war sich Luthvian darüber im Klaren, dass sie ihm helfen sollte, doch sie war nicht in der Lage, ihre Beine zu bewegen. Zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, dass Roxie und die übrigen Mädchen, die aus dem Arbeitsraum hervorlugten, nicht auf die Kälte oder die Gefahr reagiert hatten, sondern laut schnatternd Vermutungen über die eben erlebte Szene anstellten, ohne auch nur das Geringste begriffen zu haben.
»Sie ist ziemlich verzogen«, stellte Roxie fest und warf ihre Lippen zu einem Schmollmund auf, während sie Saetan fixierte.
Er bedachte sie mit einem so wütenden, boshaften Blick,
dass sie ängstlich in den Arbeitsraum zurückwich und den Mädchen, die direkt an der Tür standen, auf die Füße trat.
»Beendet die Aufgaben, die ich euch gestellt habe«, befahl Luthvian. »In einer Minute sehe ich mir die Ergebnisse an.« Nachdem sie die Tür des Arbeitsraums geschlossen hatte, lehnte sie den Kopf dagegen.
»Es tut mir Leid«, murmelte Saetan. Er klang erschöpft.
»Du hast die Mädchen abgeschirmt, nicht wahr?«
Saetan schenkte ihr ein mattes Lächeln. »Dich wollte ich ebenfalls schützen, aber sie war zu schnell.«
»Vielleicht war es besser so.« Luthvian
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