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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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verschwand.
    Saetan strich mit den Fingern über die orangeroten Blätter. Der Feuerbusch war von unzähligen geschwollenen Knospen übersät, die nur darauf warteten, aufzuplatzen. Bald würde er von gelben Blüten bedeckt sein, die sich wie Flammen aus der heißen Gut erhoben.
    Er holte tief Luft und atmete sie in einem lang gezogenen Seufzer wieder aus. Auf seinem Schreibtisch stapelte sich immer noch jede Menge unerledigte Arbeit, die auf ihn wartete.
    Die Hände tief in den Taschen des Pullovers vergraben, fühlte Saetan sich angenehm vor der kühlen Sommernacht geschützt, als er zur Burg zurückschlenderte. Auf der Steintreppe, die zu der gepflegten Rasenfläche hinaufführte, hielt er einen Moment inne und lauschte in die Nacht.
    Jenseits des verwilderten Gartens lagen die nördlichen Wälder.
    Kopfschüttelnd ging er weiter. »Verfluchter Hund.«

Kapitel 5
    1Kaeleer
    L uthvian betrachtete ihr Spiegelbild. Das neue Kleid umschmeichelte ihre schlanke Figur, ohne gewollt aufreizend zu wirken. Vielleicht sah es zu jugendlich aus, wenn sie ihr Haar offen in den Rücken fallen ließ. Oder hätte sie etwas gegen die weiße Strähne unternehmen sollen, die sie älter wirken ließ?
    Nun, sie war jung, kaum mehr als 2200 Jahre. Und die weiße Strähne hatte sie schon als kleines Kind gehabt; ein Andenken an die Fäuste ihres Vaters. Außerdem würde es Saetan nicht entgehen, wenn sie versuchte, das weiße Haar zu kaschieren, und sie putzte sich gewiss nicht für ihn heraus. Sie wollte lediglich, dass seine Tochter sofort erkannte, dass sich eine Hexe von Format dazu bereit erklärt hatte, sie zu unterrichten.
    Nach einem letzten nervösen Blick auf ihr Kleid ging Luthvian nach unten.
    Wie immer war er pünktlich.
    Roxie öffnete die Tür auf das erste Klopfen hin.
    Luthvian war sich nicht sicher, ob Roxies Bereitwilligkeit mit ihrer Neugierde auf die Tochter des Höllenfürsten zu tun hatte oder dem Wunsch, den anderen Mädchen zu beweisen, dass sie in der Lage war, mit einem Kriegerprinzen zu flirten, der dunkle Juwelen trug. So oder so ersparte es Luthvian die Mühe, die Tür selbst zu öffnen.
    Die Tochter war eine sehr angenehme Überraschung. Luthvian war sich nicht darüber im Klaren gewesen, dass Saetan seinen kleinen Schatz adoptiert hatte, doch in den Adern des Mädchens floss kein einziger Tropfen hayllischen Blutes – und ganz bestimmt nicht das seine. Die Kleine wirkte unreif
und alles andere als kontaktfreudig oder geschickt im Umgang mit ihren Mitmenschen, entschied Luthvian, als sie die kurze Begrüßungsszene an der Eingangstür beobachtete. Was hatte Saetan also dazu veranlasst, das Mädchen in seine Obhut zu nehmen?
    Dann wandte sich das Mädchen Luthvian zu und schenkte ihr ein schüchternes Lächeln, das ihre saphirblauen Augen jedoch nicht erreichte. In diesen Augen lag nicht die geringste Schüchternheit. Stattdessen spiegelten sich Vorsicht und unterdrückter Zorn darin wider.
    »Lady Luthvian«, sagte Saetan, als er auf sie zuschritt. »Dies ist meine Tochter, Jaenelle Angelline.«
    »Schwester.« Jaenelle streckte ihr beide Hände zur formellen Begrüßung entgegen.
    Die mit dieser Geste einhergehende Annahme, ebenbürtig zu sein, gefiel Luthvian nicht, doch darum würde sie sich unter vier Augen kümmern, fern von Saetans schützender Gegenwart. Dieses Mal erwiderte sie den Gruß, bevor sie sich an Saetan wandte: »Mach es dir bequem, Höllenfürst.« Sie wies mit dem Kinn in Richtung des Salons.
    »Möchtest du vielleicht eine Tasse Tee, Höllenfürst?«, meinte Roxie, die Saetan im Vorübergehen berührte.
    Es war nicht der rechte Zeitpunkt, die Vorstellungen dieser dummen Gans zurechtzurücken, was Hüter – insbesondere diesen speziellen Hüter – betraf, doch es überraschte Luthvian, als Saetan Roxie für das Angebot dankte und sich in den Salon zurückzog.
    »Weißt du«, meinte Roxie und schenkte Jaenelle ein allzu strahlendes Lächeln, »niemand würde je auf den Gedanken kommen, dass du die Tochter des Höllenfürsten bist.«
    »Hol den Tee, Roxie«, fuhr Luthvian sie an.
    Das Mädchen stürmte den Korridor entlang auf die Küche zu.
    Jaenelle starrte in die leere Diele. »Schau unter die Haut«, flüsterte sie dem Mädchen mit Mitternachtsstimme hinterher.
    Luthvian lief ein Schauder über den Rücken. Dennoch
hätte sie die plötzliche Veränderung in Jaenelles Stimme vielleicht als Jungmädchentheatralik abgetan, wäre Saetan nicht an der Salontür erschienen. Er wirkte

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