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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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zwingen?«
    »Es gibt Wege!«
    »Welche Wege? Noch bevor ich mein Opfer dargebracht hatte, war niemand je dumm genug, mich zu etwas zwingen zu wollen, geschweige denn seitdem ich anfing, Schwarz zu tragen.«
    Jaenelle geriet ins Stocken.
    »Hör zu, Hexenkind. Roxie ist eine junge Frau, die kürzlich ihre Jungfrauennacht erlebt hat. Im Moment denkt sie, ihr gehöre die Welt, und jeder Mann, der einen Blick auf sie wirft, wolle ihr Geliebter werden. Als ich noch jünger war, war ich an einigen Höfen Gefährte. Ich kenne die Spielregeln, nach denen sich ältere, erfahrenere Männer zu richten haben. Wir sollen Mädchen ihre Verführungskünste an uns üben lassen,
weil wir kein Interesse daran haben, ihr Bett zu wärmen. Durch unsere Anerkennung oder unsere Missbilligung helfen wir ihnen zu begreifen, wie ein Mann denkt und fühlt.« Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. »Auch wenn ich dir insofern Recht geben muss, dass Roxie ein kleines Miststück ist.«
    Jaenelle wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Dann hat es dir nichts ausgemacht?«
    Saetan stieß ein Seufzen aus. »Willst du die Wahrheit wissen? Während ich ihren albernen, plumpen Annäherungsversuchen lauschte, habe ich mir die Zeit damit vertrieben, mir vorzustellen, wie es wäre, ihre Knochen brechen zu hören.«
    »Oh.«
    »Komm her, Hexenkind.« Er schlang die Arme um sie und hielt sie fest, die Wange an ihren Kopf gelehnt. »Weshalb warst du in Wirklichkeit so zornig? Wen hast du zu schützen versucht?«
    »Ich weiß es nicht. Ganz dumpf meine ich mich an jemanden zu erinnern, der sich Frauen wie Roxie hingeben musste. Es hat ihm wehgetan, und er hat es gehasst. Im Grunde ist es nicht einmal eine Erinnerung; eher ein Gefühl, denn ich kann mich nicht entsinnen, wer oder wo es war, oder warum ich so jemanden gekannt haben sollte.«
    Das erklärte, weshalb sie nie nach Daemon gefragt hatte. Er war zu eng mit dem traumatischen Erlebnis verknüpft, das sie zwei Jahre ihres Lebens gekostet hatte, und das sie irgendwo in ihrem Innern unter Verschluss hielt. Und sämtliche Erinnerungen an Daemon waren zusammen damit weggesperrt.
    Wieder einmal fragte Saetan sich, ob er ihr erzählen sollte, was vorgefallen war. Doch er kannte nur einen kleinen Teil der Geschichte. Er konnte ihr nicht sagen, wer sich an ihr vergangen hatte, weil er selbst es noch immer nicht herausgefunden hatte. Außerdem wusste er auch nicht, was zwischen ihr und Daemon vorgefallen war, während sie sich im Abgrund befunden hatten.

    Und wenn er ehrlich war, hatte er Angst, ihr überhaupt irgendetwas zu erzählen.
    »Lass uns nach Hause gehen, Hexenkind«, flüsterte er ihr ins Haar. »Lass uns nach Hause gehen und den Speicher durchsuchen.«
    Sie lachte zittrig. »Wie sollen wir es Helene erklären?«
    Saetan stieß ein übertriebenes Seufzen aus. »Eigentlich gehört die Burg ja mir, musst du wissen. Außerdem ist sie sehr groß und hat viele Zimmer. Wenn wir Glück haben, dauert es eine Weile, bevor sie uns auf die Schliche kommt.«
    Jaenelle trat einen Schritt zurück. »Wer zuerst da ist!«, rief sie und verschwand.
    Der Höllenfürst zögerte. Lange Zeit blickte er auf die Wiese mit den wild wachsenden Blumen und die Berge, die sich in der Ferne erhoben.
    Er würde noch eine Weile warten, bevor er sich auf die Suche nach Daemon Sadi begab.
    2Kaeleer
    G reer kroch hinter den Wacholderbüschen entlang, die eine Seite des Rasens hinter Burg SaDiablo flankierten. Die Sonne war beinahe aufgegangen. Wenn er den Südturm nicht erreichte, bevor die Gärtner auf der Bildfläche erschienen, würde er sich wieder im Wald verstecken müssen. Er hatte sein Leben in der Stadt verbracht, und dass er nun dämonentot war, änderte nichts an der Tatsache, dass er sich in der freien Natur nicht heimisch fühlte. Die gespenstische, nur ab und an von einem Rascheln unterbrochene Stille und die pechschwarze Finsternis der ländlichen Nacht ließen ihn leicht die Nerven verlieren. Und obgleich er niemand sonst um sich wittern konnte, wurde er das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden; und dann war da noch dieses verfluchte Geheul, das die Nacht wachzurufen schien.
    Er konnte es einfach nicht glauben, dass der Höllenfürst
keinerlei Überwachungszauber um die Burg gelegt hatte. Wie sonst ließ sich ein Ort wie dieser adäquat beschützen? Doch die Dunkle Priesterin hatte ihm versichert, dass Saetan von jeher zu nachlässig und arrogant gewesen sei, um derartige Schritte in Betracht zu ziehen.

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