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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Kopf pulsierte gnadenlos, und Saetan sank stöhnend zu Boden, wobei er seine inneren Barrieren instinktiv verstärkte, um sich vor dem nächsten erbarmungslosen Schlag zu schützen.
    Als kein weiterer Angriff gegen seinen Geist erfolgte, hob Saetan den Kopf und tastete vorsichtig mental die Umgebung ab. Er starrte die Tür an, die sich gegenüber der Stelle in dem Korridor befand, an der er zusammengekauert saß. »Hexenkind? «
    Aus Jaenelles Zimmer drang ein gequälter Schrei.
    Saetan richtete sich mühsam auf, stolperte über den Korridor
und stürzte in das Zimmer, in dem das gewalttätigste psychische Unwetter tobte, das er je erlebt hatte. Abgesehen von einem starken Wind, unter dem sich die Pflanzen bogen, und der die Vorhänge aufwirbelte, schien das Zimmer unberührt zu sein, doch es fühlte sich an, als sei es voller gewundener Glasstränge, die rissen, als er sich durch den Raum bewegte, und den Geist anstatt des Körpers verletzten.
    Mit eingezogenem Kopf und vorgebeugten Schultern zwang sich Saetan, trotz der unerträglichen Schmerzen, die in seinem Schädel herrschten, einen Fuß vor den anderen zu setzen und auf das Bett zuzugehen, in dem Jaenelle sich schreiend hin und her warf.
    Als er sie am Arm berührte, entzog sie sich ihm, indem sie sich blitzschnell zur Seite drehte.
    Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, warf Saetan sich auf Jaenelle und schlang Arme und Beine um sie. Sie wälzten sich auf dem Bett hin und her, verfingen sich in den Laken, die Jaenelle mit den Fingernägeln zerfetzte, während sie sich in einem fort zur Wehr setzte und dabei gellend schrie. Als es ihr nicht gelang, Arme und Beine freizubekommen, wand sie sich in seinen Armen und verfehlte seine Kehle nur knapp mit den Zähnen.
    »Jaenelle!«, brüllte Saetan ihr ins Ohr. »Jaenelle! Ich bin es, Saetan!«
    »Neiiiiin!«
    Indem Saetan auf die Kraftreserven seiner schwarzen Juwelen zurückgriff, wälzte er sich noch einmal herum, bis Jaenelle unter seinem Körper eingeklemmt war. Dann öffnete er seine inneren Barrieren und sandte ihr die Botschaft, dass sie sich in Sicherheit befand und er bei ihr war. Ihm war klar, dass sie ihn zerstören würde, sollte sie in diesem Augenblick zuschlagen.
    Jaenelle strich an seinem verletzlichen Geist vorbei und lag plötzlich still.
    Zitternd legte Saetan eine Wange an ihren Kopf. »Ich bin bei dir, Hexenkind. Es war nur ein böser Traum«, flüsterte er. »Du bist in Sicherheit.«

    »Ich bin nicht in Sicherheit«, stieß sie stöhnend hervor. »Niemals.«
    Er musste die Zähne zusammenbeißen, als auf einmal die ekelerregenden Bilder auf seinen Geist einströmten, von denen sie bis eben noch geträumt haben musste. Er konnte sie alle vor sich sehen, wie Jaenelle sie einst gesehen hatte: Marjane, die an dem Baum hing. Myrol und Rebecca ohne Hände. Dannie und Dannies Bein. Und Rose.
    Tränen rannen ihm das Gesicht hinab, während er Jaenelle fest umschlungen hielt und jene schrecklichen Erinnerungen zu den seinen machte. Jetzt endlich begriff er, was sie als Kind hatte ertragen müssen, was man ihr angetan, und weswegen sie niemals Angst vor der Hölle oder den dortigen Bewohnern verspürt hatte. Als die Erinnerungen von ihrem Geist in den seinen übergingen, konnte er das Gebäude, die Zimmer, den Garten und den Baum sehen.
    Und er entsann sich, wie der besorgte Char ihn einst wegen einer Brücke aufgesucht hatte, über die verstümmelte Kinder auf die Insel der kindelîn tôt gelangt waren. Eine Brücke, die Jaenelle einst zwischen der Hölle und … Briarwood errichtet hatte. In dem Moment, als er den Namen dachte, konnte er spüren, wie Jaenelle die Augen aufschlug.
    Auf einmal war da ein undurchdringlicher Nebelwirbel, der sich jäh teilte und den Blick in den Abgrund freigab. Sämtliche Instinkte ermahnten Saetan zu fliehen und sich der kalten Wut und dem Wahnsinn zu entziehen, die spiralförmig aus der Tiefe emporstiegen.
    Doch mit dem Wahnsinn und der Wut waren auch Güte und Magie verwoben. Also wartete er am Rand des Abgrunds auf das, was auch immer von dort emporsteigen würde. Vor seiner Königin würde er nicht davonlaufen.
    Der Nebel schloss sich wieder. Saetan konnte Jaenelle nicht erkennen, aber er konnte spüren, wie sie aus dem Abgrund aufstieg; und er erschauderte, als ihr mitternächtliches Grabesflüstern in seinem Geist erklang.
    *Briarwood ist ein süßes Gift, gegen das es kein Heilmittel gibt.*

    Dann verschwand sie in spiralförmigen Bahnen in der Tiefe, und

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