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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Aufgabe der Versammlung, oder? Schließlich hatte der Dunkle Rat dem Höllenfürsten die Vormundschaft übertragen, und es war nicht in Vergessenheit geraten, was Saetan getan hatte, um an jene Verantwortung zu gelangen. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn der Rat sich nun um das Wohlbefinden des Mädchens sorgte.
    Ein paar Worte hier, eine zögerliche Frage dort. Energische Einsprüche, dass es sich lediglich um ein übles, unbegründetes Gerücht handele. Wenn das Gerücht schließlich Dhemlan erreichte und dem Höllenfürsten zu Ohren käme, würde niemand mehr wissen, wo es entstanden war. Dann würde sich zeigen, ob es Saetan gelänge, dem Zorn der Königinnen von Kaeleer standzuhalten.
    Und er, Lord Jorval aus Goth, der Hauptstadt von Kleinterreille, würde bereit stehen, seine neuen, größeren Verpflichtungen auf sich zu nehmen.
    5Kaeleer
    D as leichte Schütteln wurde zu einem energischen Stoß. »Wach auf, SaDiablo!«
    Saetan zog sich die Bettdecke über die nackte Schulter und barg den Kopf tiefer in den Kissen. »Verschwinde.«
    Da traf ihn ein Fausthieb an der Schulter.
    Knurrend stützte er sich auf einem Ellbogen auf, während Andulvar ihm eine Hose und einen Morgenmantel aufs Bett warf.
    »Beeil dich«, sagte Andulvar, »bevor es wieder fort ist.«
    Bevor was wieder fort war?
    Verschlafen rieb Saetan sich die Augen und fragte sich, ob es ihm wohl gestattet war, sich das Gesicht zu waschen, um vollends aufzuwachen. Er hatte jedoch das dumpfe Gefühl,
dass Andulvar ihn splitternackt durch die Gänge der Burg schleifen würde, wenn er sich nicht auf der Stelle ankleidete.
    »Die Sonne ist aufgegangen«, murmelte Saetan, während er sich anzog. »Du solltest dich längst zurückgezogen haben. «
    »Du hast doch selbst gesagt, dass Jaenelles Gegenwart alles auf der Burg verändert hat! Dämonen müssen die Wirkung des Tageslichts nicht länger fürchten, solange wir uns drinnen aufhalten«, meinte Andulvar, als sie bereits durch die Korridore eilten.
    »Das war das letzte Mal, dass ich dir etwas erzählt habe«, erwiderte Saetan grollend.
    In einem Zimmer im zweiten Stock, das auf die Vorderseite der Burg hinausging, öffnete Andulvar behutsam die Vorhänge. »Hör mit dem Grummeln auf, und sieh dir das an.«
    Saetan rieb sich ein letztes Mal die Augen, stützte sich mit einer Hand am Fensterrahmen ab und lugte durch den Spalt zwischen den Vorhängen.
    Früher Morgen. Klar und sonnig. Die Kieselsteinauffahrt war teilweise glatt geharkt, das Landenetz gefegt worden. Allerdings sah es so aus, als sei die Arbeit unterbrochen worden, als hätte etwas die Bediensteten draußen dazu veranlasst, sich zurückzuziehen. Sie hielten sich immer noch im Freien auf, und Saetan konnte die allgemeine Aufregung trotz ihrer Schutzschilde spüren. Es war, als versuchten sie fieberhaft, unentdeckt zu bleiben.
    Mit gerunzelter Stirn sah Saetan nach links und entdeckte einen weißen Hengst, der auf dem Rasen vor der Burg graste, die Hinterhand zum Fenster gekehrt. Das Tier war nicht ganz weiß, entschied er dann. Eher cremefarben mit milchweißer Mähne und Schweif.
    »Woher ist er gekommen?« Saetan warf Andulvar einen fragenden Blick zu.
    Andulvar stieß ein leises Schnauben aus. »Wahrscheinlich aus Sceval.«
    »Was?« Saetan sah in dem Moment wieder nach draußen, als der Hengst den Kopf hob und sich der Burg zuwandte.
»Mutter der Nacht«, flüsterte der Höllenfürst und klammerte sich am Vorhangstoff fest. »Mutter der Nacht.«
    Ein goldener Ring, der im Licht der Morgensonne glänzte, umschloss das elfenbeinerne Horn an der Stelle, an der es sich von dem majestätischen Haupt des Tieres erhob. In den Ring war ein Opal eingelassen.
    »Da frühstückt gerade ein Kriegerprinz auf deinem Rasen«, verkündete Andulvar mit gespielt gleichmütiger Stimme.
    Ungläubig starrte Saetan seinen Freund an. Sicher, Andulvar hatte den Hengst als Erster gesehen und hatte Zeit gehabt, sich an den Anblick zu gewöhnen, doch konnte es tatsächlich sein, dass sich sein Staunen angesichts dieses Wunders bereits wieder gelegt hatte? Da war ein Einhorn auf dem Vorderrasen! Ein … verwandter Kriegerprinz.
    Saetan stützte sich an der Wand ab. »Mutter der Nacht! Möge die Dunkelheit Erbarmen haben …«
    »Meinst du, das Gör weiß von ihm?«, wollte Andulvar wissen.
    Seine Frage wurde von einem wilden Freudenschrei beantwortet, als Jaenelle über die Kiesauffahrt rannte und nur wenige Zentimeter vor jenem prachtvollen, tödlichen Horn stehen

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