Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
im Elendsviertel von Goth. Der Körper war derart zerfetzt, dass das Gerücht umgeht, er sei von einem verwandten Wesen angefallen worden.«
»Wieso fällt der Verdacht immer gleich auf die verwandten Wesen?«, fragte Daemon im selben Augenblick, in dem Lucivar zornig meinte: »War es ein vollständiger Tod?«
»Ja, es war ein vollständiger Tod«, beantwortete Saetan zuerst Lucivars Frage. »Von daher besteht nicht einmal die geringste Hoffnung, dass Magstrom lange genug im Dunklen Reich als Geist weilt, um jemandem sagen zu können, was ihm wirklich zugestoßen ist. Es gibt wilde Hundemeuten, die tatsächlich eine Gefahr darstellen können, aber mithilfe der Kunst hätte Magstrom einen Schild erschaffen können, der ihn beschützt. Nur ein Rudel verwandter Wesen oder aber ein verwandtes Wesen, das dunklere Juwelen als Magstrom trug, hätte ihm das antun können.«
»Ist das wahrscheinlich?«, fragte Daemon.
»Wenn ein fremder Mensch in ein Territorium der verwandten Wesen spaziert, ist es fast eine gegebene Tatsache. Aber in Goth? Nein.«
»Folglich hat man ihn verstümmelt, um die wahren Wunden zu verbergen, die zu seinem Tod geführt haben.«
»Davon müssen wir ausgehen.«
»Möchte Jorval die Heilung verschieben?«, erkundigte sich Lucivar.
Saetan schüttelte den Kopf. »Das Treffen ist für den späten Nachmittag angesetzt. Sind sämtliche Vorbereitungen getroffen? «
Lucivar nickte. »Wir brechen in der nächsten Stunde auf.«
»Der Ort, an den ihr Jaenelle bringt, ist sicher?«, fragte Saetan.
»Es ist ein Wachhaus in Dea al Mon«, gab Lucivar Auskunft. »Chaosti wird uns begleiten, und die Wachen der Dea al Mon werden uns kräftemäßig ergänzen. Katze hat ein paar Erledigungen in Amdarh zu machen, von daher werden wir im Anschluss wohl direkt dorthin weiterreisen und ein oder zwei Tage bleiben. Chaosti wird hierher zurückkehren und Bericht erstatten.«
Nur mit Mühe gelang es Daemon, die Eifersucht im Zaum zu halten, die ihn von innen her zerfraß. Selbstverständlich würde Lucivar ein paar Tage mit Jaenelle verbringen, obgleich die Eyrier immer noch darauf warteten, sich vor dem Wintereinbruch in Askavi niederlassen zu können, und obwohl er Frau und Kind hatte. Jaenelle war nicht nur seine Schwester, sondern auch seine Königin. Er würde sie begleiten, wann und wo auch immer sie ihn benötigte.
Daemon schob diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf den zeitlichen Verlauf der Geschehnisse. Während seiner Reise von Goth zur Burg war er nicht bei klarem Verstand gewesen, aber sie musste doch mindestens zwei Stunden gedauert haben. Diesen geheimen Ort in Dea al Mon zu erreichen, würde wahrscheinlich noch länger in Anspruch nehmen. Wenn Lucivar vorhatte, in der nächsten Stunde zu dem Wachhaus aufzubrechen, plante er dort so anzukommen, dass gerade noch genug Zeit wäre, damit Jaenelle sich ausruhen und ein spätes Mittagessen zu sich nehmen konnte, bevor sie tat, was immer sie zu tun gedachte. Gerade noch genug Zeit …
Da erwachte der Sadist in ihm. Er sah zu Saetan hinüber
und stellte fest, dass sich dieselben Zweifel in den Augen seines Vaters widerspiegelten, die auch er hegte. »Wann ist der Leichnam gefunden worden?«, fragte er eine Spur zu ruhig.
Lucivar wurde mit einem Mal sehr aufmerksam. Dann fluchte er heftig.
Kurzzeitig erwiderte Saetan Daemons unverwandten Blick. »Wenn Jorval sofort informiert wurde, hätte er gerade noch genug Zeit gehabt, eine eilige Nachricht zu verfassen und sie per Kurier hierher zu schicken«, bemerkte der Höllenfürst.
» War sie übereilt geschrieben?«
»Nein, das würde ich nicht sagen.«
Jorval hatte also von Magstroms Tod gewusst, bevor man den Leichnam entdeckt hatte. Und Jorval war derjenige, der Jaenelles Reise nach Kleinterreille eingefädelt hatte.
Sobald Lucivar und er Saetans Arbeitszimmer hinter sich gelassen hatten, legte Daemon seinem Bruder eine Hand auf die Schulter, wobei sich seine langen, schwarz gefärbten Fingernägel gerade so tief in dessen Fleisch bohrten, dass er sich Lucivars ungeteilter Aufmerksamkeit sicher sein konnte. »Du wirst alles tun, was nötig ist, um sie zu beschützen und für sie zu sorgen, nicht wahr?«
»Ich werde sie beschützen, Bastard. Darauf kannst du dich verlassen.« Dann setzte Lucivar sein träges, arrogantes Lächeln auf. »Aber kümmern wirst du dich schon selbst um sie müssen. Du hast weniger als eine Stunde zum Packen, alter Knabe. Nimm genug Sachen mit, um auch noch ein
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