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Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten

Titel: Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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jene Hexe, die Dorothea die Dunkle Priesterin nannte, doch deren mentaler Signatur haftete etwas Schleimiges an, wohingegen …
    Kartane runzelte die Stirn. Er konnte nicht die geringste mentale Signatur erspüren. »Du bist eine Heilerin?«, wollte er unsicher wissen.
    »Ja.«
    Der Klang jener Mitternachtsstimme jagte ihm einen Schauder über den Rücken. Er versuchte, das unbehagliche Gefühl zu ignorieren, das ihn beschlichen hatte, und griff sich an den Kragen, um sich das Hemd aufzuknöpfen. »Du wirst mich untersuchen wollen.«
    »Das wird nicht notwendig sein. Ich weiß, was dir fehlt.«
    Seine Finger erstarrten an dem Hemdknopf. »Du hast diese Krankheit schon zuvor gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber du weißt, was es ist?«
    »Ja.«
    Ärgerlich über die kurz angebundenen Antworten gab er es auf, höflich sein zu wollen. »Was zur Hölle ist es also?«
    »Es heißt Briarwood«, erwiderte die Mitternachtsstimme.
    Auf einen Schlag wich das Blut aus Kartanes Kopf, sodass ihm schwindlig wurde.
    »Briarwood ist das süße Gift«, fuhr die Stimme fort, während hellhäutige Hände nach oben griffen und die Kapuze zurückschoben, »gegen das es kein Heilmittel gibt.«
    Kartane starrte sie an. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, vor dreizehn Jahren, war sie im Grunde mehr eine unter Drogen gesetzte Marionette gewesen als ein Kind – ein Spielzeug,
das man in eine der Kammern in Briarwood gesperrt hatte, für jene, die es benutzen wollten. Doch niemals hatte er jene saphirblauen Augen vergessen oder das Entsetzen, das ihn gepackt hatte, als er versucht hatte, ihren Geist zu berühren.
    »Du.« Das Wort entwich ihm zusammen mit seinem Atem. »Ich dachte, Greer hätte dich umgebracht.«
    »Er hat es versucht.«
    Da traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag. Anklagend zeigte er mit dem Finger auf sie. »Du hast mir das hier angetan. Du warst es!«
    »Ich erschuf das Verworrene Netz, ja. Doch was das betrifft, was dir widerfahren ist, Kartane, so bist du selbst schuld daran.«
    »Nein!«
    »Doch. Jeder erhält das, was er anderen angetan hat. Das war der einzige Befehl, den ich in das Netz einwob.«
    »Da du das hier angerichtet hast, kannst du es verdammt noch mal auch wieder rückgängig machen!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Viele der Kinder, welche die Fäden jenes Verworrenen Netzes waren, sind in die Dunkelheit zurückgekehrt. Sie sind außer Reichweite, selbst für mich, und es ist unmöglich, das Netz ohne sie zu entwirren.«
    »Du lügst!«, rief Kartane. »Wenn ich dir genug Gold gebe, wirst du ganz schnell einen Weg finden!«
    »Es gibt kein Heilmittel gegen Briarwood. Allerdings gibt es ein Ende, falls dir das ein Trost sein sollte. Jeder erhält das, was er anderen angetan hat.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Jeder Schlag, jede Wunde, jede Vergewaltigung, jeder Augenblick der Angst, die du anderen zugefügt hast, wird nun auch dich ereilen. Du bekommst all das zurück, was du ausgeteilt hast, Kartane. Sobald du alles zurückgenommen hast, wird die Rechnung beglichen sein, und das Netz wird dich aus seinem Bann lassen, wie die anderen Männer, die sich einst in Briarwood amüsiert haben.«
    »Sie sind alle tot, du dummes Miststück! Ich bin der Letzte, der noch übrig ist. Niemand hat dein Netz überlebt.«

    »Das Netz hat lediglich die Bestimmungen abgesteckt. Wenn keiner der anderen überlebt hat … Wie viele Kinder, die man nach Briarwood schickte, haben euch überlebt?«
    »Wieso bist du überhaupt hierher gekommen, wenn du nicht vorhast, mich zu heilen? Bloß um dich hämisch an meinem Anblick zu weiden?«
    »Nein. Ich kam als Zeugin für all diejenigen her, die nicht mehr sind.«
    Nachdem Kartane sie einen Moment lang gemustert hatte, schüttelte er den Kopf. »Du kannst das hier beenden.«
    »Ich sagte dir bereits, dass ich es nicht kann.«
    »Du kannst es beenden. Du kannst dafür sorgen, dass diese Schmerzen aufhören. Und das wirst du verflucht noch mal auch tun!«
    Unter Wutgeheul kam Kartane auf sie zugestürzt – und lief einfach durch sie hindurch. Da er zu viel Schwung hatte, um rechtzeitig zu bremsen, krachte er gegen die Tür.
    Als er sich wieder umdrehte, befand sich niemand außer ihm in dem Zimmer.
    5 Kaeleer
    Vorsichtig näherte Daemon sich Jaenelle. Es widerstrebte ihm, sie in ihrer Einsamkeit zu stören, außerdem war er nicht sicher, was die eigenartige Mischung aus Traurigkeit und Genugtuung auf ihrem Gesicht zu bedeuten hatte. Die Einsamkeit war selbstverständlich reine Illusion.

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