Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
paar Tage in Amdarh bleiben zu können.«
Entgeistert starrte Daemon Lucivar an. Dann trat er einen Schritt zurück und ließ die Hände in seinen Hosentaschen verschwinden. »Sie fühlt sich in meiner Nähe nicht wohl, Mistkerl. « Nicht einmal Lucivar gegenüber würde er zugeben, wie Jaenelle quasi aus den eigenen Räumlichkeiten geflohen war, um von ihm wegzukommen, nachdem er die Nacht bei ihr verbracht hatte. »Es würde sie nur beunruhigen, wenn ich auch dort wäre.«
»Du bist ihr Gefährte«, versetzte Lucivar schroff. »Also steh gefälligst deinen Mann.«
»Aber …«
»Vor diesem Treffen wird sie keinem von uns beiden Beachtung schenken, und ich werde mit dabei sein, wenn ihr nach Amdarh reist. Während sie herumflucht, weil ich ihr ständig im Weg bin, wird sie gar keine Zeit haben, sich von deiner Anwesenheit nervös machen zu lassen.« Lucivar überging den nächsten, bereits schwächer vorgebrachten Einwand. »Ich brauche dich in diesem Wachhaus, Daemon.«
Schließlich begriff er. Lucivar wollte nicht, dass er mitkam, weil er der Gefährte, sondern weil er der Sadist war.
Daemon nickte. »Ich werde reisefertig sein, sobald ihr es seid.«
3 Kaeleer
Als Lucivar die verhaltene Trauer in Jaenelles Augen erblickte, musste er nicht erst fragen, ob man sie von Lord Magstroms Tod in Kenntnis gesetzt hatte. Beinahe hätte er sich erkundigt, ob sie das Treffen verschieben wollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Etwas anderes in ihren Augen sagte ihm, dass sie ihre ganz persönlichen Beweggründe hatte, dieses Treffen nicht ausfallen zu lassen.
Er beäugte die gewaltige flache Schachtel, die neben ihrer Reisetasche stand. Jaenelle besaß mehrere Schachteln unterschiedlicher Größe, in denen sich die Holzrahmen befanden, die sie benutzte, um ihre unterschiedlichen Netze zu weben.
»Du erwartest, ein derart großes heilendes Netz weben zu müssen?«, fragte er.
»Es ist nicht für das heilende Netz, sondern für den Schatten. «
Er warf der Kiste erneut einen Blick zu. Bei einem so genannten Schatten handelte es sich um eine komplizierte Illusion, die den Anschein erweckte, eine Person sei tatsächlich anwesend. Jaenelle konnte einen Schatten erschaffen, der so realistisch war, dass er in der Lage war, Dinge aufzuheben
oder anzufassen. Der einzige Unterschied zu einem echten Lebewesen war, dass man ihn nicht berühren konnte. Diese Art Schatten hatte sie vor acht Jahren erschaffen, als sie ihre Suche nach Daemon begonnen hatte, um ihn aus dem Verzerrten Reich zu holen. Lucivar konnte sich noch gut entsinnen, wie sehr die Aufrechterhaltung jenes Schattens sie körperlich ausgezehrt hatte.
»Fühlst du dich wohl genug, so viel Kraft durch deinen Körper auf den Schatten umzuleiten, dass er einen derart umfangreichen Heilungsprozess durchführen kann?«
»So umfangreich wird der Heilungsprozess nicht sein«, gab ihm Jaenelle gelassen zur Antwort.
Das war nicht der Eindruck, den Saetan und er Jorvals dringlichen Briefen entnommen hatten, doch er sagte lieber nichts. Die letzten paar Jahre in Jaenelles Diensten hatten ihn erkennen lassen, wann er sich ihrem Willen zu beugen hatte.
Sie ließ die Kiste und die Reisetasche verschwinden und griff nach einem bodenlangen schwarzen Umhang mit Kapuze. »Sollen wir uns auf den Weg machen?«
4 Kaeleer
Kartane SaDiablo ging im Wohnzimmer seiner Zimmerflucht auf und ab.
Das Luder verspätete sich. Wenn er bei sich zu Hause wäre, hätte das Miststück so etwas niemals gewagt, Dorotheas Sohn warten zu lassen. Beim Feuer der Hölle, er freute sich beinahe darauf, nach Hayll zurückzukommen!
Während er sich immer weiter in Rage redete, hätte er beinahe das leise Klopfen an der Tür überhört. Er riss sich zusammen. Schließlich war er auf die Schlampe angewiesen, die Jorval zufolge die beste Heilerin in ganz Kaeleer war. Wenn er sich ihr gegenüber nicht höflich verhielt, konnte nichts und niemand sie daran hindern, kehrtzumachen und gleich wieder aus der Tür zu spazieren.
Er ging zu den Fenstern hinüber und blickte nach draußen. Sie sollte nicht wissen, dass er begierig auf ihre Ankunft gewartet hatte, denn es bestand kein Anlass, ihr auch nur diese kleine Macht über ihn zu gewähren. »Herein!«, rief er, als das Klopfen ein zweites Mal erklang.
Obwohl er das Öffnen der Tür nicht gehört hatte, stand eine Gestalt in einem langen schwarzen Umhang mit Kapuze im Zimmer, als er sich das nächste Mal umdrehte.
Zuerst dachte er, es handele sich um
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