Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
davon, was du vor fünf Minuten getan hast. Ich spreche von Daemon! Warum tust du ihm das an?«
Jaenelle zuckte zusammen. »Ich tue ihm überhaupt nichts an«, meinte sie abwehrend.
»Genau darum geht es! Verdammt noch mal, Jaenelle, er ist dein Gefährte ! Warum genießt du diesen Umstand nicht?«
Im Bruchteil einer Sekunde konnte sie mit ansehen, wie sich eine in die Enge getriebene junge Frau in eine zornige Königin verwandelte.
»Er ist schon genug genossen worden, meinst du nicht auch?«, sagte Jaenelle leise mit ihrer Mitternachtsstimme. »Und ich werde nicht die Nächste in einer langen Reihe von Frauen sein, die ihn zu Intimitäten gezwungen haben.«
»Aber …« Surreal überdachte das Gehörte. Sie hatte nicht erwartet, dass dies der Grund für Jaenelles Widerstand sein könnte – und sie war sich sicher, dass Daemon nicht die leiseste Ahnung hatte, dass er deshalb aus dem Schlafzimmer ausgesperrt wurde. Ach, Süße, dachte sie traurig. Mit den besten Absichten hast du völlig falsch gehandelt. »Das war etwas anderes. Damals war er ein Lustsklave, kein Gefährte.«
»Besteht da tatsächlich solch ein großer Unterschied, Surreal? «
Vergiss nicht, mit wem du sprichst. Denk daran, was sie in Briarwood mit angesehen haben muss – und zu welchen Schlussfolgerungen über Sex sie als Zwölfjährige wohl gekommen ist.
»Den Gefährten an deinem Hof scheint es nicht sonderlich viel auszumachen, ihre Pflichten zu erfüllen. Ganz im Gegenteil! «
»Sie waren nie Lustsklaven. Man hat sie niemals gezwungen. Ja, gut, manchmal wird ein Gefährte um mehr gebeten, als wonach ihm in dem bestimmten Augenblick der Sinn steht, aber wenn ein Mann den Ring der Hingabe annimmt, geht er diese Art von Verhältnis freiwillig und aus eigenem Antrieb ein.«
»Daemon hat ebenfalls aus eigenem Antrieb gewählt«, stellte Surreal gelassen fest. »Und zwar nicht, weil er den Status des Gefährten genießen möchte und gewillt wäre, die Pflichten zu erfüllen, die damit einhergehen, sondern weil er dein Geliebter sein will.« Sie musterte Jaenelle. »Dir liegt doch etwas an ihm, oder?«
»Ich liebe ihn.«
Surreal konnte aus jenen einfachen Worten unendlich tiefe Gefühle heraushören.
»Außerdem«, meinte Jaenelle und verwandelte sich wieder in eine nervöse junge Frau, »bin ich mir gar nicht so sicher, ob er … das … wirklich tun will. Er hat noch nicht einmal versucht, mich zu küssen«, fügte sie trübsinnig hinzu.
Surreal schob sich die Haare hinter die spitzen Ohren. Verflucht, verflucht, verflucht! Wie hatte sich der Boden unter ihren Füßen so schnell in Morast verwandeln können? »Wenn ich die Regeln recht verstehe, an die sich ein Gefährte halten soll, muss dann nicht die Königin den ersten Kuss anregen, damit der Gefährte weiß, dass seine Annäherungsversuche willkommen sind?«
»Ja«, gab Jaenelle widerstrebend zu.
»Und du hast ihn nicht von dir aus geküsst?«
Jaenelle stieß ein entnervtes Fauchen aus und begann auf und ab zu gehen. »Ich bin keine zwölf mehr!«
Surreal stemmte die Hände in die Hüften. »Süße, meiner Meinung nach ist das auch gut so.«
Mit in die Luft geworfenen Armen rief Jaenelle: »Begreifst du denn nicht? Ich weiß überhaupt nicht, wie das alles funktioniert! «
Entgeistert starrte Surreal sie an. »Bist du denn noch nie geküsst worden? Küsse von Familienangehörigen und Freunden zählen nicht«, fügte sie rasch hinzu.
Abscheu machte sich auf Jaenelles Gesicht breit. »Zähne, Zungen und Sabber.«
»Wölfe und Hunde zählen auch nicht.«
Jaenelle stieß ein bitteres Lachen aus und meinte dann trocken: »Ich habe nicht von verwandten Wesen gesprochen.«
Mist. »Hast du keinen einzigen Kuss erhalten, der dir gefallen hat?«
Jaenelle zauderte. »Nun, Daemon hat mich einmal geküsst.«
»Na also …«
»Als ich zwölf war.«
Surreal seufzte. Es gab Küsse und es gab Küsse . Und Daemon wusste genau, wie er ein junges Mädchen zu küssen hatte, ohne die Grenze zu überschreiten – besonders, wenn es sich bei dem jungen Mädchen um Jaenelle handelte. »Er hat
dich geküsst, als du zwölf Jahre alt warst«, sagte sie bedächtig.
Jaenelle zuckte mit den Schultern, wobei sie unbehaglich dreinblickte. »Es war zu Winsol, kurz bevor … alles passierte. Er hatte mir ein silbernes Armband geschenkt, und ich dachte, ein Kuss sei eine erwachsenere Art und Weise, um mich zu bedanken.«
»Also gut.« Surreal nickte. »Du hast ihn also geküsst, und dann hat er
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