Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
wirklich, dass sie hierzu in der Lage sind?«, fragte er zweifelnd.
Lucivar stieß ein höhnisches Schnauben aus. »Während des ersten halben Jahres in den Jagdlagern hast du nichts getroffen, das nicht mindestens so groß wie ein Berg war.«
Falonar sah ihn nur an. »Aber ich habe nicht gejammert, dass ich Zeit damit verschwende, die ich damit verbringen könnte, mich um den Haushalt zu kümmern. Wozu so tun, als könnten sie Pfeil und … Verflucht! « Er starrte in Richtung einer Frau, die sich mit angelegtem Pfeil Hallevar zuwandte, der den Bogenschützinnen weitere Anweisungen gab. Hallevar sprang nach vorne und stieß sie zur Seite, sodass sich der Pfeil in den Rasen grub, anstatt die Frau neben ihr zu durchbohren.
Lucivar und Falonar wanden sich beide unter den Kraftausdrücken, derer Hallevar sich bediente, als er der Frau den kleinen Fehler erklärte, den sie begangen hatte.
»Siehst du, was ich meine?«, wollte Falonar wissen.
»Es ist nicht das erste Mal, dass jemand etwas derart Dummes getan hat. Ansonsten hätte Hallevar nie gelernt, so zu springen«, entgegnete Lucivar. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Was stört dich wirklich an der ganzen Sache?«
Falonar scharrte mit dem Stiefel. »Wenn wir nicht länger die Krieger und Beschützer sind, haben wir nicht mehr viel zu bieten – bis eine Frau nach einem Erzeuger sucht. Das ist keine sehr schöne Vorstellung.«
»Kannst du kochen?«, erkundigte sich Lucivar nachsichtig.
Zornig blickte Falonar ihn an. »Natürlich kann ich kochen! Jeder Eyrier, der in den Jagdlagern war, weiß, wie man sich rasch etwas brät.«
Lucivar nickte. »Dann beruhige dich. Nur weil eine Frau weiß, wie sie sich ihr eigenes Abendessen fängt, wird sie noch lange kein Jäger, ebenso wenig wie aus dir eine Köchin wird, bloß weil du weißt, wie man es zubereiten kann.« Er beobachtete, wie Surreals Pfeil den äußersten Ring der Zielscheibe traf, und lächelte. »Möchtest du hinübergehen und ihr auseinander setzen, dass sie deiner Ansicht nach nicht in der Lage ist, mit Pfeil und Bogen umzugehen?«
»Nicht, solange sie eine Waffe in der Hand hält«, murmelte Falonar.
Sie zuckten zusammen, als eine der Frauen laut aufheulte.
Lucivar entspannte sich wieder, als er sah, wie Hallevar sich mit der Hand über den Mund rieb, um ein Grinsen zu verbergen. Die Frau hielt den Unterarm gegen ihre rechte Brust gedrückt.
»Fünf Minuten freies Üben«, rief Hallevar und eilte auf die beiden anderen Männer zu.
»Was ist passiert?«, fragte Falonar.
»Verfluchtes Missgeschick«, sagte Hallevar mit einem breiten Grinsen. »Habe nicht daran gedacht, sie davor zu warnen, weil… na ja, beim Feuer der Hölle, bisher musste ich mir noch nie Gedanken darüber machen! Wie sollte ich wissen, dass man eine Brust mit der Bogensehne treffen kann?«
»Eine Brust mit der …« Falonar sah zu den Frauen hinüber – die sich alle zu ihnen umgedreht hatten und wütend in ihre Richtung starrten. Er blickte zu Boden und räusperte sich – mehrfach. »Ich wette, das tut weh.«
Lucivars Kiefermuskeln verkrampften sich, während er alles daran setzte, nicht zu lachen. »Ja, das tut es bestimmt. Ich hatte auch vergessen, Marian davor zu warnen, als ich ihr das Bogenschießen beigebracht habe. Zuvor hatte ich bereits mit Jaenelle gearbeitet, aber Marian hat … weiblichere Rundungen. «
Falonar musste husten.
Hallevar nickte nur ernst. »Das ist eine gute, angemessene Art, es auszudrücken – besonders wenn man mit etlichen Frauen konfrontiert ist, die vielleicht sogar wütend genug werden könnten, nach etwas oder jemandem auszuschlagen, falls du es auf irgendeine andere Weise formulieren solltest.«
»Genau«, sagte Lucivar trocken. »Lass sie noch eine Runde …«
Er rannte auf den Waffenübungsplatz zu, bevor der erste panische Hilfeschrei von den wütenden Rufen mehrerer Männer überlagert werden konnte. Mit einem Satz war er auf der niedrigen Steinmauer, welche die beiden Felder voneinander trennte. Eis begann sich um sein Herz zu bilden, als er sah, wie Kaelas dem eyrischen Kriegerprinzen, der ein grünes Juwel
trug, mit einem flüchtigen Prankenschlag die Rückseite eines Oberschenkels aufriss. Das Eis wurde zu einem schmerzenden Käfig, als er beobachtete, wie Rothvar und Zaranar mit gezückten Waffen auf den Fremden zuliefen.
*Nein!*, rief er einen Speerfaden entlang. *Ich reiße jedem die Gedärme heraus, der seine Waffe erhebt!*
Die Männer schlitterten ein
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