Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
auf der anderen Seite des Arbeitstisches ab und beobachtete, wie Saetan frisches Blut in eine
Schüssel goss, in der sich eine kochende Flüssigkeit befand. »Ich dachte, du seiest auf der Burg und würdest darauf warten, dass die Berichte eintreffen.«
»Draca hat nach mir geschickt«, antwortete Saetan, wobei er den Inhalt der Schüssel behutsam verrührte. »Was führt dich hierher?«
»Morton ist tot.«
Saetans Hand hielt einen Augenblick inne, dann fuhr er mit dem Rühren fort. »Ich weiß.«
Lucivar wurde starr und meinte dann argwöhnisch: »Er befindet sich im Dunklen Reich?«
»Nein, er ist hier. Deshalb hat Draca nach mir gesandt. Er ist hergekommen, um Bericht zu erstatten.«
Ruhelos ging Lucivar auf und ab. »Gut. Ich werde mit ihm reden, bevor…«
»Nein!«
Der unnachgiebige Unterton in Saetans Stimme ließ ihn innehalten – einen Augenblick lang. »Es ist mir egal, ob er jetzt dämonentot ist.«
»Ihm aber nicht.« Saetans Stimme wurde weicher. »Er will dich nicht sehen, Lucivar. Keinen von euch.«
»Warum denn nicht, im Namen der Hölle?«, rief Lucivar.
Saetan fletschte die Zähne. »Glaubst du vielleicht, es ist leicht, die Verwandlung durchzumachen? Meinst du, irgendetwas wird gleich für ihn bleiben? Er ist tot , Lucivar! Ein junger Mann, der jetzt sehr viele Dinge nie mehr tun wird, der nicht mehr ist, wer und was er einmal war. Es gibt gute Gründe, weswegen sich die Verstorbenen größtenteils im Totenreich aufhalten.«
Lucivar fing erneut an, auf und ab zugehen. »Aber der Erste Kreis ist doch daran gewöhnt, Umgang mit Dämonentoten zu pflegen.«
»Ihr habt sie nicht gekannt, als sie noch im Reich der Lebenden waren«, meinte Saetan leise. »In dem Fall gab es keine Bande, die gekappt werden mussten. Ja, die Bande müssen gekappt werden«, kam er Lucivars Widerspruch zuvor. »Die Lebenden müssen weitermachen – und die Toten ebenso. Wenn
du das nicht respektieren kannst, dann nimm wenigstens Rücksicht auf den Umstand, dass er Zeit benötigt, um sich in seiner neuen Existenzform zurechtzufinden, bevor er euch anderen begegnet.«
Lucivar fluchte leise vor sich hin. »Wie schlimm …?«
Saetan legte den Löffel beiseite und trat an das andere Ende des Tisches. »Die Verletzungen sind nicht sichtbar, wenn er angezogen ist. Ja, sie wären nicht einmal tödlich gewesen, wären die Pfeile nicht vergiftet gewesen.«
»Vergiftet«, meinte Lucivar matt, wobei er auf den Eimer starrte.
»Es gibt nicht viel, was Morton dir erzählen könnte, und ohne weitere Informationen wird uns nicht einmal das bisschen weiterhelfen, was er uns zu sagen hat.«
Lucivar wies auf den Eimer. »Vielleicht wirst du die Antworten da drin finden.«
Saetan lüftete das dunkle Tuch, warf einen Blick in den Eimer und deckte ihn dann wieder zu.
»Kaelas«, beantwortete Lucivar die Frage, die unausgesprochen im Raum hing.
»Ich verstehe«, erwiderte Saetan gelassen. »Du kehrst nach Ebon Rih zurück?«
Lucivar schüttelte den Kopf. »Ich mache mich mit einigen Männern auf den Weg zum Dunklen Altar in Glacia, um mich ein wenig umzusehen. Vielleicht gibt es dort ebenfalls ein paar Antworten.«
»Der Befehl unserer Königin war unmissverständlich«, meinte Saetan sanft.
»Ich nehme ihren Zorn in Kauf.«
Saetan nickte. »Dann bitte ich dich als Haushofmeister darum, zum Dunklen Altar in Glacia zu reisen, um herauszufinden, was sich dort zugetragen hat.«
»Ich habe es nicht nötig, mich hinter deinem Titel zu verstecken«, fuhr Lucivar ihn an.
Ein trockenes Lächeln umspielte Saetans Lippen. »Ich tue dies nicht nur für dich, sondern auch für Jaenelle. Auf diese Weise kann sie sich elegant aus der Affäre ziehen und muss
dich nicht damit konfrontieren, dass du dich einem direkten Befehl widersetzt hast.«
»Oh, in dem Fall …«
»Verschwinde, Junge! Erstatte mir auf der Burg Bericht. Ach, und Prinz Yaslana«, fügte er hinzu, als Lucivar bereits die Tür erreicht hatte, »vergiss nicht, dass es sich bei Glacia nicht um dein Territorium handelt. Du bist dort nicht das Gesetz.«
»Ja, Sir, ich werde es nicht vergessen. Wir werden uns lediglich umsehen und dir dann Bericht erstatten.«
3 Kaeleer
Angesichts des zurückhaltenden Blicks in Marians Augen sowie Luthvians Art, wortlos kundzutun, dass sie die Wahl ihres Sohnes missbilligte, fragte Surreal sich, wie wütend Lucivar reagieren würde, wenn sie seine Mutter in den Garten bringen und als Zielscheibe für ihre Bogenschießübungen benutzen
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