Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
Menschen brauchen sie nicht mehr. Es wird unser Lohn sein.* Er war froh, dass ihm diese spezielle Menschenvorstellung eingefallen war. Sollte die Lady ihn anfauchen, weil sie Tiere aus einem Menschendorf erbeutet hatten, konnte er diesen Ausdruck verwenden.
*Lohn?*, wiederholten zwei Männchen. Dann fragte ein anderes: *Ist das eine Menschenidee?*
*Ja. Wir töten die schlechten Menschen und können dann das gute Fleisch mit zu unseren Höhlen nehmen.*
Zufrieden konzentrierten sich die arcerianischen Raubkatzen wieder auf ihre Beute.
Kaelas beobachtete die Männchen mit den Flügeln eine Minute lang. *Wir müssen schnell jagen … und leise.*
*Schnell töten*, pflichteten die anderen ihm bei.
Kaelas betrachtete den Kriegerprinzen mit dem grünen Juwel, der auf einen Bau in der Nähe der heiligen Stätte zuging. Aber keinen schnellen Tod für diesen hier.
11 Kaeleer
Jaenelle erwartete Daemon bereits, als er Kharys und Morghanns Anwesen erreichte.
»Sie blutet zu stark, als dass es sich lediglich um ihre Mondblutung handeln könnte«, stieß er schroff hervor, als er, gefolgt von Morghann, Khary und Maeve, der Heilerin des Dorfes, in das Gästezimmer stürzte. »Und es ist nicht viel Zeit übrig.«
Jaenelle legte eine Hand auf Karlas Brust und starrte auf etwas, das nur sie sehen konnte. »Es wird reichen«, sagte sie betont ruhig.
Morghann breitete eine Schicht Handtücher auf dem Bett aus.
Daemon bedachte sie mit einem eiskalten Blick, während er Karla auf das Bett legte. Machte die Frau sich mehr Sorgen um ihre kostbare Bettwäsche als um eine Freundin, die vergiftet worden war?
»Es wird sie weniger stören, wenn wir ab und an ein Handtuch wechseln, als wenn wir jedes Mal das Bett frisch beziehen«, sagte Morghann leise. In ihren Augen war deutlich zu lesen, dass ihr seine Überlegungen nicht verborgen geblieben waren – und wie sehr diese Gedanken sie verletzt hatten.
Für eine Entschuldigung war keine Zeit. Morghann und Maeve zogen Karla den blutigen Morgenmantel und das Nachthemd aus und wischten ihr rasch das Blut von der Haut. Jaenelle achtete nicht auf die körperliche Pflege der Patientin, sondern konzentrierte sich weiterhin auf die magische Heilung.
In dem Moment, als Daemon ihr sagen wollte, was er über das Gift wusste, fiel sein Blick auf seinen bluttriefenden Ärmel. Erinnerungen daran, wie er einst von Jaenelles Blut durchtränkt gewesen war, stürzten auf ihn ein. Er riss sich das Jackett und anschließend das Hemd vom Leib. Khary nahm ihm beides ab und reichte ihm ein nasses Tuch.
Als er sich das Blut von der Haut schrubbte, meinte Jaenelle: »Man hat zwei Gifte verwandt. Eines davon kenne ich nicht.«
Daemon gab Khary das Tuch zurück und trat an das Bett.
»Eines der beiden stammt von einer Pflanze, die nur in Südhayll wächst.«
Jaenelle blickte auf, ihre Augen waren leer und eisig. »Kennst du ein Gegenmittel?«, fragte sie mit einer eigenartigen Gelassenheit, die ihm Angst einjagte.
»Ja, aber die Kräuter, die ich besitze, sind schon etliche Jahre alt. Ich weiß nicht, ob sie noch wirksam genug sind.«
»Ich kann sie wirksam genug machen. Stell das Gegengift her, Daemon.«
»Was ist mit dem anderen Gift?«, erkundigte er sich, während er daran ging, sich eine Arbeitsfläche auf dem Nachttisch frei zu räumen.
»Es ist Hexenblut.«
Ein kalter Schauder überlief ihn. Hexenblut wuchs nur an Orten, an denen eine Hexe gewaltsam zu Tode gekommen war – oder wo man sie begraben hatte. Es war ein äußerst bösartiges, tödliches Gift – das kaum identifizierbar war.
»Du kannst es spüren?«, fragte Daemon vorsichtig.
»Ich bin in der Lage, Hexenblut in jeglicher Form zu erkennen«, erwiderte Jaenelle mit ihrer Mitternachtsstimme.
Eine weitere Erinnerung drang auf ihn ein. Jaenelle, wie sie das Beet Hexenblut anstarrte, das sie in einer versteckten Nische auf dem Anwesen der Angellines gepflanzt hatte. Wusstest du, dass sie einem die Namen der Verstorbenen sagen, wenn man auf die richtige Art und Weise zu ihnen singt?
Verrieten die Pflanzen Hexe selbst als getrocknetes Gift noch die Namen derer, die gestorben waren?
Daemon unterdrückte diese Erinnerungen, schloss sie in seinem Herzen ein und konzentrierte sich darauf, das Gegengift herzustellen.
»Maeve«, meinte Jaenelle, »bereite ein paar einfache Umschläge vor. Wir werden einen Teil des Giftes herausholen müssen. Morghann, ich möchte, dass du das Zimmer verlässt. Komm auf keinen Fall zurück, bis ich es dir
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