Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
Stück über den Boden, bis sie zum Stehen kamen. Der Schock über seinen Befehl stand ihrer Wut in nichts nach. Doch sie und all die anderen Männer auf dem Übungsfeld gehorchten ihm.
»Hilfe!«, brüllte der Fremde und schwang sein Kampfschwert, um die Raubkatze vor sich in Schach zu halten, während er versuchte, rückwärts auf die anderen Männer zuzuhinken. »Ihr sollt in den Eingeweiden der Hölle schmoren! So helft mir doch!«
Lucivar drehte sich um und blickte zurück zu den Frauen. *Marian, bring sämtliche Frauen hoch in unseren Horst. Mach die Fensterläden zu.*
*Lucivar, was …*
* Tu es! *
Gefolgt von Falonar und Hallevar schritt er auf die Männer zu, die in einem weiten Kreis standen. Er verspürte zu gleichen Teilen Übelkeit und Zufriedenheit angesichts der Leichtigkeit, mit der Kaelas den verzweifelten Gegenangriffen des Fremden auswich – und er fragte sich, was die anderen Männer dazu sagen würden, wenn sie wüssten, dass er dem Raubtier beigebracht hatte, sich im Einklang mit oder im Kampf gegen menschliche Waffen zu bewegen.
Sobald der Eyrier seine Kampfhaltung einnahm, ging Kaelas zum Angriff über. Die Geschwindigkeit und das schiere Gewicht des Angreifers warfen den Mann etliche Meter zurück. Die Klauen rissen die Schultern des Eyriers auf und fuhren die Arme hinab, bis sie nur noch nutzlos herabhingen. Dann sprang die Katze zurück. Sie begann, den Mann, der kaum mehr in der Lage war aufzustehen, träge zu umkreisen.
Falonar blickte über die Schulter und stieß leise einen heftigen Fluch aus. Er drehte sich um und breitete die Flügel aus,
um die Sicht auf das Übungsfeld zu versperren. »Geh mit den anderen Frauen mit«, knurrte er.
»Hör mir bloß damit auf … oh, verflucht«, sagte Surreal, nachdem sie Falonar ausgewichen war und einen Blick auf den Mann und die Raubkatze erhascht hatte.
Kaelas verteilte weiterhin leichte, beinahe spielerische Prankenhiebe, die oberflächliche Wunden verursachten, an denen seine Beute langsam verbluten würde. Auf diese Weise fuhr er fort, bis der eyrische Fremde seine Flügel ausbreitete und fortzufliegen versuchte. Die Katze sprang zusammen mit dem Mann in die Luft und landete federnd. Der Mann fiel wie ein Stein zu Boden, im Rücken eine gewaltige klaffende Wunde.
»Mutter der Nacht«, flüsterte Surreal, »er spielt mit dem Mann!«
»Er spielt«, stimmte Lucivar ihr grimmig zu, wobei sich sein Magen verkrampfte, »aber es ist kein Spiel. Was ihr hier seht, ist eine arcerianische Hinrichtung.«
Surreal begriff noch vor Falonar, was er damit meinte. Lucivar beobachtete, wie sich ihre Gesichtsmuskeln strafften – und kühles berufliches Interesse in ihren Augen aufflackerte.
»Yaslana«, warnte Falonar.
Lucivar konnte die wachsende Anspannung vonseiten der übrigen Männer spüren. Es würde nicht lange dauern, bis einer von ihnen seinem Befehl zuwiderhandelte und sich in den ›Kampf‹ einmischte. Er setzte sich langsam in Bewegung.
Auch Kaelas musste etwas gemerkt haben, denn das grausame Spiel fand ein jähes Ende. Der eyrische Fremde brüllte auf, als die Klauen seinen Brustkorb aufrissen und ihm die Oberschenkel bis auf die Knochen zerfetzten.
»Kaelas«, sagte Lucivar bestimmt, »das ist …« Rote Juwelenkraft knisterte, als die Pranke ein weiteres Mal niederfuhr. Der Gegenstand flog mit solcher Geschwindigkeit auf Lucivar zu, dass er ihn instinktiv auffing, damit er ihm nicht gegen die Brust prallte. Ein oder zwei Sekunden lang starrte Lucivar den Kopf an, der vom Rumpf abgetrennt worden war. Dann ließ er ihn fallen.
»Mutter der Nacht«, kam es leise von Surreal.
Die rechte des Hand des Eyriers mit dem Ring, in den ein grünes Juwel eingelassen war, segelte durch die Luft und landete neben dem Kopf auf dem Boden.
Mit lautem Wutgebrüll riss Kaelas dem Mann die Eingeweide aus dem Leib, bevor er von der Leiche wegtrat. Schließlich blickte er zu Lucivar. *Er ist noch drinnen … für den Höllenfürsten. *
Das Schlucken bereitete Lucivar Mühe. Kaelas hatte das Töten absichtlich nicht zu Ende geführt. *Warum?*
*Er hat Morton umgebracht*, erwiderte Kaelas, wobei er sich anstrengte, einen Kommunikationsfaden zu benutzen, der von allen anwesenden Menschen verstanden werden konnte. *Und er hat die blassen Menschen getötet, die zu Lady Karlas Rudel gehörten.*
Wie ein reinigendes Feuer durchfuhr grenzenlose Wut Lucivar. *Wo?* In seinem Geist erschien ein Bild, seltsam unklar, aber doch scharf genug, um den Ort zu
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